Trotz Regen: Das Wasser bleibt knapp

  07.12.2018 Region

Die Niederschläge der letzten Tage haben die Wasserknappheit im Saanenland etwas entschärft. Aber die Brunnenmeister sagen, das reiche noch lange nicht. Darum soll nun das neue Grundwasser-Pumpwerk beim Flughafen Gstaad provisorisch schon vor den Winterferien ans öffentliche Netz angeschlossen werden.

SABINE REBER
«Die Niederschläge der letzten Tage waren ein Tropfen auf den heissen Stein», sagt Ruedi Kistler. Er ist Brunnenmeister von Gsteig und Feutersoey. Im Moment habe sich die Lage zwar etwas beruhigt, sagt er, «aber nun müssen wir schauen, wie sich die Quellen und das Wetter weiterentwickeln». Kistler erzählt, so tiefe Messungen wie jetzt habe es noch nie gegeben, seit Aufzeichnungen gemacht werden. Normalerweise würden im November und Dezember doppelt so hohe Quellschüttungen wie jetzt gemessen, das heisst das gemessene Wasservolumen in einer bestimmten Zeit ist doppelt so hoch.

Sensible Quellen
Insbesondere in Feutersoey war die Situation in den letzten Wochen laut Kistler prekär. Der Brunnenmeister erklärt: «Einige private Quellen versiegten im November komplett. Die Bauern konnten einander aber zum Glück alle aushelfen, sodass doch alle für sich und für die Kühe genug Wasser hatten. Ein Bauer hat auch eine neue Quelle gefasst, aber leider versiegte diese dann nach zwei Wochen gleich wieder.»

Auch im Gsteig wurde das Wasser zum Teil knapp. Kistler erklärt, die öffentliche Quelle im Gsteig reagiere sehr sensibel auf Niederschläge, weil sie im Karstgebiet liegt. Sobald es regnet, steigt die Schüttung dort sofort an, aber wenn es kalt wird, geht sie auch sehr schnell wieder zurück.

Grösseres Speichervolumen
Die öffentliche Quelle von Feutersoey hingegen liegt in bewachsenem Gebiet, dort ist das Speichervolumen grösser. Entsprechend reagiert sie träger. Kistler stellte aber fest, dass die beiden so unterschiedlichen Quellen während der langanhaltenden Trockenheit etwa im gleichen Ausmass zurückgegangen sind.

Nicht zu früh freuen
Auch in Lauenen war die Wassersituation in letzter Zeit prekär. Der zuständige Walter Reichenbach sagt: «Ich bin jetzt seit zwanzig Jahren Brunnenmeister hier, aber so tief wie diesen Herbst war die Quellschüttung noch nie! Zeitweise habe ich nur noch 280 Minutenliter messen können.» Nun hat sich die Situation dank den kräftigen Niederschlägen etwas erholt. Nach drei Tagen Regen hat Reichenbach am Mittwoch eine Quellschüttung von 340 Minutenliter gemessen. Das entspreche dem normalen Wert für die Jahreszeit. Aber Reichenbach warnt: «Man darf sich nicht zu früh freuen. Wenn ein Kälteeinbruch kommt, kann die Quellschüttung sofort wieder herabfallen. Wir brauchen noch viel mehr Regen, bis sich die Situation normalisiert!»

Quellen ganz versiegt
Bei einigen Bauern in Lauenen, die Privatwasser haben, sei die Quellschüttung während der Trockenheit auf Null gesunken, weiss Reichenbach. Die Betroffenen halfen einander gegenseitig aus und legten provisorische Wasserleitungen. Einige suchten auch nach neuen Quellen. Reichenbach: «Zum Glück wurden sie fündig! Wir haben noch Glück hier, denn am Fuss des Lauenenhorns befindet sich eine sehr ergiebige Quelle, in deren Bereich nun kleinere Quellen neu gefasst werden können.»

Arbeiten mit Hochdruck
Arno Romang von der Wasserversorgung Saanen sagt: «Die Grundwasserstände haben sich durch die Regenfälle der letzten Tage etwas erholt. Aber wir brauchen noch massiv mehr Niederschläge, bis die Wasserstände das normale Niveau erreichen.» Damit genug Wasser aus den Leitungen kommt, wenn die Tourismussaison beginnt, soll nun das neue Grundwasser-Pumpwerk beim Flughafen Gstaad schon früher als geplant provisorisch angeschlossen werden. Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, damit es bereits vor den Winterferien mit provisorischen Pumpen an das öffentliche Netz angeschlossen werden kann.

Eigenes Wasser für Schneekanonen
Mit den Schneekanonen hat die Wasserknappheit übrigens rein gar nichts zu tun. Arno Romang: «Die technische Beschneiung wird nicht vom Trinkwasser versorgt. Das Wasser für die Beschneiungsanlagen stammt ausschliesslich aus Bächen sowie aus dem speziell dafür vorgesehenen Stausee auf dem Hornberg.»


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