Bei der Alpekomedi sitzen die Pointen

  09.04.2019 Kultur, Gsteig

In Gsteig wird derzeit viel gelacht. Denn die Alpekomedi spielt in der Mehrzweckhalle ihr neues Stück «Wie wärs mit Tee». Am Samstag feierte die muntere Komödiantengruppe ihre fulminante Premiere.

SABINE REBER
Unter uns gesagt: Das neuste Stück der Alpekomedi ist wirklich zum sich Kaputtlachen. Geschrieben hat es der Autor Enrico Maurer, und es wurde bis jetzt noch kaum aufgeführt. So wirken die Pointen frisch und unerwartet, und die Handlung bleibt bis zum Schluss spannend. Darum wollen wir hier auch gar nicht allzu viel verraten – ausser dass der Mörder natürlich nicht derjenige ist, den wir vermutet haben.

Doch lieber keine Käfer fressen
Aber fangen wir vorne an. Der weltberühmte Schweizer Schauspieler Henry Böhm ist frustriert, und er hat ein grösseres Alkoholproblem – bei seinem letzten Filmdreh soff er so viel, dass er danebenküsste, weil er die Filmpartnerin doppelt sah. Seither bekommt er keine interessanten Aufträge mehr. Nun hat er die Wahl, im Dschungel Käfer zu fressen oder in einem schlechten Film, der «so spannend ist wie die Schriftart des Manuskripts – Arial 12», den Treuhänder Beni Bügler zu spielen, der von seiner Frau mit einem «Glettilade» erschlagen wird. Das Dschungelcamp kommt für ihn nicht in Frage, weil er Vegetarier ist. Also schickt er sich in sein trauriges Schicksal und schlägt sich mit einer miserablen Filmcrew herum. Schliesslich findet er das alles dermassen trostlos, dass er sich das Leben nehmen will.

Hautnah dabeisein
Wenigstens seinen allerletzten Auftritt will Henry Böhm noch richtig gross inszenieren. Also engagiert er einen Auftragskiller, der ihn im Hotel erschiessen soll. Gleichzeitig verabredet er sich mit einer Journalistin des «Anzeiger von Saanen» zum Interview in seiner Hotelsuite. So soll sichergestellt werden, dass die Nachricht von seinem dramatischen Tod auch wirklich um die Welt geht: «Ich will die Erde mit einem Paukenschlag verlassen», dröhnt er verzweifelt von der Bühne.

Zum Tränenlachen ist auch die Szene, in der er dem Killer genaue Regieanweisungen gibt, nämlich, dass er ihn bitte von links erschiessen soll, weil rechts seine Schoggiseite sei. Und dann solle er ihn bitte noch etwas zur Tür schleifen, damit die Journalistin ihn auch sofort sehe, wenn sie die Suite im Augenblick seines Todes betrete. «Die Medien sollen hautnah dabei sein, wenn ich erschossen werde!»

Gut gespielt
Aber das Stück, in dem eine Pointe die nächste jagt, ist nur das eine. Das andere sind die Laienschauspieler aus der Region. Lustige Stücke spielen ist ja eine Kunst für sich, und manchmal kann das auch ganz schön schiefgehen. Diesem Ensemble hingegen ist es durch und durch gelungen! Chrigel Urfer, Esther Brand de Groot, Joelle Brand, Ivan Reichenbach, Renate Hefti, Pitschu Hefti, Hebi Addor und Jana Perreten spielen ihre Figuren mit viel Witz und Überzeugungskraft. Die raschen Wechsel, die fliegenden Auf- und Abtritte durch die zahlreichen Türen im Bühnenbild, die Verwirrungen und Wendungen, die Grimassen, Verrenkungen und Stürze sowie auch die Liebesszenen werden wirklich hinreissend dargestellt. Die beiden Regisseurinnen Joelle Brand und Marjolaine Marti haben ihre Arbeit sehr gut gemacht. Und den Schauspielerinnen und Schauspielern merkt man in jeder Szene an, mit wie viel Spass und Freude sie bei der Sache sind.

Weitere Aufführungen: Samstag, 13. April; Mittwoch, 17. April; Mittwoch 24. April; Dernière Samstag 27. April. www.Alpekomedi.ch

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y6nhek7q


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