Nach Rekordjahr auf nach Paris

  18.04.2019 Kultur

Die Aktionäre der Gstaad Menuhin Festival & Academy AG erfuhren an der Generalversammlung vom letzten Montag, dass mit der vergangenen Saison unter dem Motto «Alpen» mit rund 25’000 verkauften Tickets ein Rekordjahr verzeichnet wurde. Und schon steht ein neues Programm vor der Tür: «Paris» – ein Eintauchen in die Einzigartigkeit der französischen Musik.

LOTTE BRENNER
Präsident Aldo Kropf war am Montag im Landhaussaal des Lobes voll, als er den Aktionären die vergangene Festspielsaison zusammenfasste. Auch die Jahresberichte von Hans-Ueli und Marlène Tschanz (Fundraising & Events), Christine von Siebenthal (Head of Marketing & Communication), Reto von Siebenthal (Bau und Infrastruktur), Caroline Schwenter (Festivalfreunde) und nicht zuletzt derjenige des Intendanten Christoph Müller jagten von Erfolg zu Erfolg. Kein Wunder, dass bei so viel Erfreulichem und einer Erfolgsrechnung mit einem Jahresgewinn von Fr. 9520.33 und einem um rund 187’000 Franken höheren Nettoumlaufvermögen, das sich per Bilanzstichtag auf rund 1’200’000 Franken belief, alle Traktanden innert kurzer Zeit einstimmig besiegelt wurden. Wie Linda Bieri der ribo Treuhand AG in ihrem Finanzjahresbericht schreibt, rechnen die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat mit einem ausgeglichenen Budget (inklusive Bildung einer allgemeinen Rückstellung von 50’000 Franken und Rückstellung Sponsoringstrategie von 100’000 Franken).

Nebst diesen Ressortverantwortlichen lobte Kropf die Arbeit von Corinne Reuteler, die für die Ticketerstellung zuständig ist, und Beat Marmet, der für die Künstlerlogistik verantwortlich zeichnet. Er erwähnte auch die rund 500 freiwilligen Helfer und den Stiftungsrat, ohne derer grossen Hilfe das Sommer-Musikfestival nicht funktionieren würde. Die vielen einzelnen Betriebe wie die Academys oder das Orchestra, die Digitalplattform oder das Zelt, die wie Zahnrädchen harmonisch ineinandergreifen, ergeben ein stolzes Ganzes – eben ein grosses, homogenes Event, das mit musikalischen Überraschungen nicht geizt. Christoph Müller gelingt es doch immer wieder, Höhepunkte zu schaffen, mit Weltstars aufzuwarten.

Über den Dächern von Paris
Wie Christoph Müller nüchtern feststellt, kann ein Erfolg wie letztes Jahr nicht nochmals übertrumpft werden. Mit dem Thema «Paris» will er jedoch Neugier schaffen – Neugier auf den französischen Stil und seine typischen Merkmale. Es ist eine Art musikalische Liebeserklärung, die er damit an Frankreich und seine Metropole Paris abgibt. Haben «die Alpen» sich weitgehend selbst vermarktet, so braucht es für das Motto «Paris» sicher mehr Anstrengungen. Doch ist Müller zuversichtlich, konnte er doch anlässlich eines Konzerts mit dem Orchestre Philharmonique de Radio-France, das am 31. August im Festivalzelt Gstaad auftreten wird, auf dem Dach vom Maison de la Radio eine lukrative Pressekonferenz durchführen, an der 35 Journalisten/innen aus Frankreich und den Nachbarländern teilnahmen. Beeindruckt von der einzigartigen Atmosphäre, mit Aussicht von dieser Dachterrasse, unter anderem mit direktem Blick auf den Eiffelturm, erhofft sich Müller nun einen entsprechenden Presseaufmarsch in Gstaad. Und er hat diesbezüglich auch schon einige Anmeldungen erhalten.

Ebenfalls eingegangen sind für die Akademien bereits bis zu 200 Bewerbungen. Hier wartet noch eine sehr grosse Aufgabe auf die Jury, schaffen es doch pro Academy – zum Beispiel für die Conducting-Academy – lediglich acht in die Aufnahme.

Fête des Vignerons
Bei der Fête des Vignerons, die nur alle 25 Jahre stattfindet, hat sich heuer mit dem Gstaad Festival Orchestra eine engmaschige Zusammenarbeit ergeben. Das Orchester begleitet die Szenen der grossen Veranstaltungen, die im Stadion mit 6000 Sitzplätzen stattfinden. Dargeboten werden während zwei Stunden rund 20 verschiedene Szenen mit 20 verschiedenen Musikstücken, die in den vier Jahreszeiten das Leben eines Winzers darstellen. Müller verspricht sich auch hier einen grossen Marketingwert – einen kostenlosen Auftritt. Das Gstaad Festival Orchestra, aber auch die Festivalpräsenz, inklusive der Musikaufnahmen – alles wird vom Fête des Vignerons finanziert.

Mit solch positiven Marketing-Vorarbeiten soll auch das heurige Programm mit weniger populärer Musik, als es unter dem Motto «Alpen» beinhaltete, erfolgreich in die Saison starten.


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