Was zum Kuckuck ist denn los?

  24.04.2019 Natur

Der Kuckuck kehrt dieser Tage aus dem Süden in unsere Gefilde zurück. Für alle Abergläubigen heisst das, immer ein paar Münzen in den Hosentaschen mitzutragen.

Ja, genau so könnte man es formulieren: Was zum Kuckuck ist denn los, dass es immer weniger von ihnen gibt? Diverse Studien und Beobachtungen ergeben alle dieselbe Statistik: Vielerorts in Europa schwindet der Bestand des einst weitverbreiteten Kuckucks immer mehr. Forscher aus allen Ländern sind auf der Suche nach einer Antwort. Sie werden sich langsam einig, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: Nahrungsangebot, Klimawandel und Verfolgung sind die Hauptgründe, wobei der Mensch in allem mitschuldig ist.

Nahrungsangebot
Der Kuckuck ist ein ausgesprochener Insektenfresser, der es vor allem auf Schmetterlingsraupen abgesehen hat, und zwar auf ganz spezielle, denn die behaarten Exemplare (meist Schädlingsraupen) schmecken ihm am besten. Diese werden von andern Vögeln wegen ihrer Nesselhaare gemieden, da diese in der Magenhaut steckenbleiben und unverdaulich sind. Dem Kuckuck macht das erstaunlicherweise nichts aus. Wenn sich deren zu viel im Magen befinden, kann er die innere Haut «ablösen» und das Ganze auswürgen. Da in den letzten Jahren besonders im Unterland immer mehr Monokulturen angebaut wurden, verschwanden vielerorts die Blumenwiesen und Grasflächen komplett, was zur Folge hatte, dass die Schmetterlinge und Nachtfalter keine Nahrung mehr fanden. Durch zusätzliches Einsetzen von Insektiziden verschwanden sie drastisch. Und wo es keine Falter mehr hat, gibt es auch keine Raupen mehr …

Aus diesem einen Grund verlagerte sich der Bestand der Kuckucke mehr und mehr in noch naturbelassene Regionen wie grosse Naturschutzgebiete mit Schilfgürteln, höher gelegene Bergtäler und Alpweiden, wo die Welt noch in «Ordnung» ist.

Klimawandel
Wirtsvögel wie beispielsweise Hausrotschwanz und Rotkehlchen beginnen immer früher zu brüten, weil es immer wärmer wird. Das kann dem Kuckuck zum Verhängnis werden. Das heisst im Klartext, dass der aus dem Süden zurückkehrende Kuckuck immer öfter Nester antrifft, in denen bereits alle Eier gelegt sind. Somit ist er zu spät, um seine eigenen Eier ins Wirtsvogel-Gelege «schmuggeln» zu können. Nicht selten plündert er als «Notlösung» solche Nester, was je nach Vogelart zur Folge hat, dass diese nochmals mit Legen beginnen. Deshalb kann der Kuckuck darauffolgend sein Ei rechtzeitig dazu legen. Wie das genau funktionniert, habe ich schon einmal im «Anzeiger von Saanen» vom April 2013 beschrieben.

Verfolgung
Längst nicht alle Länder der Welt betreiben Natur- und Landschaftsschutz im gleichen Rahmen wie die Schweiz. Italien, Zypern und weitere südliche Länder betreiben immer noch illegalen Vogelfang mit Lockkäfigen und Leimruten. Auf Malta und in den spanischen Pyrenäen werden beispielsweise Jahr für Jahr während der Zugzeit Tausende von Sing- und Greifvögel aus reinem Spass und Hobby abgeknallt! In Ägypten haben Naturschützer auf einem Markt über 400 gefangene und getötete Kuckucke entdeckt, die zum Verzehr angeboten wurden.

Geld in der Hosentasche?
Also erfreuen wir uns solange wir noch können am Ruf des Kuckucks, der in diesen Tagen wiederum zu hören sein wird, denn dieser trifft bei uns je nach Witterung um den 25. April von seiner fast 9000 km langen Reise aus den afrikanischen Savannen ein. So können sich auch die Abergläubischen wieder freuen, denn man sagt ja, dass wenn man beim Vernehmen des Kuckuckrufes Geld im Sack hat, dies das ganze Jahr durch so sein werde. Einige glauben auch, dass die Anzahl der im Frühling gehörten Rufe vom Kuckuck die noch zu lebenden Jahre bestimme. Wenn dies stimmen sollte, hätte ich sicherlich noch 200 Jahre Lebensdauer vor mir.

BERT INÄBNIT


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