Bevölkerung hat Bedenken

  24.05.2019 Lauenen

Bereits 2017 formierte sich weltweit Widerstand gegen die fünfte Mobilfunkgeneration. Ärzte und Wissenschaftler vernetzten sich europaweit, um auf die Gefahren von 5G aufmerksam zu machen. Auch die lokale Bevölkerung macht sich Sorgen.

BLANCA BURRI
Am 10. Mai 2019 fand in Bern zu 5G die erste Schweizer Kundgebung mit rund 3000 Gegnern statt. «Die Stimmung war sehr friedlich mit vielen Familien und Kleinkindern», sagt Pascal Annen aus Lauenen, der mit fünf Freunden dort war. Gemeinsam mit Matthias Bergmann, Amelia und Stefan Addor sowie Weiteren teilt er die Sorge über die neue Technologie. «Die elektromagnetischen Wellen der neuen Kommunikationstechnologie benützen Frequenzen, wie sie auch in der Natur vorkommen», sagt Matthias Bergmann. Weil es bisher keine Studien gebe, kenne man deren Auswirkungen noch nicht. «Ich habe grossen Respekt, dass die Frequenzen stark in die Natur eingreifen und es zu einem noch grösseren Bienensterben führen könnte», klärt er auf. Pascal Annen: «Bereits 30 Prozent der Insekten und 80 Prozent der fliegenden Insekten haben wir ausgerottet. Irrwitzigerweise entwickeln Technologieunternehmen Bestäuberdrohnen, welche die Arbeit der Bienen übernehmen», fügt der junge Familienvater an. «Die Anwendung von 5G stellt ein Experiment an der Menschheit und der Umwelt dar. Sie verstösst gegen Menschenrechte und die UN-Kinderrechtskonvention.»

Für die Wirtschaft – gegen die Gesundheit
«Wenn uns der Bund, die Swisscom und die Wirtschaft weismachen, dass wir 5G für den Fortbestand des Schweizer Wohlstandes brauchen, ist das reine Angstmacherei», wettert Matthias Bergmann. Nur auf die Bedürfnisse der Wirtschaft einzugehen, sei eine viel zu kurzfristige Denkweise. «Vielmehr sollte unsere Politik auch die Generationen, die nach uns kommen, miteinbeziehen. Der Bund ist nicht nur der Wirtschaft, sondern in erster Linie den Menschen verpflichtet!» Amelia Addor ergänzt: «Wenn die Menschen krank werden, ist dem Staat auch nicht geholfen!» Die Pflegefachfrau und Nachbarin einer Antenne findet, dass es Zeit ist, Stopp zu sagen. «Brauchen wir das alles? Wollen wir, dass sich das Hamsterrad immer schneller dreht? Müssen wir nicht vielmehr wieder auf Zwischenmenschlichkeit setzen? Auf die Natur, damit unsere Sinne geschärft bleiben?» Natürlich ist ihnen die Abhängigkeit zwischen der Kommunkationstechnologie und der heutigen Lebenweise bewusst. Sie alle benutzen mobile Geräte und sind für den heutigen Technologiestandard in anderen Bereichen wie der Landwirtschaft und im Gesundheitswesen dankbar. Sie stellen sich aber viele Fragen bezüglich Gesundheit, Natur, Cyberkriminalität und totalitäre Kontrolle. Sie möchten einen Weg finden, die Menschen zurück zur Natur zu führen: «Wäre es nicht möglich, ein strahlenfreies Saanenland als Tourismusregion zu vermarkten?»

Konkrete Massnahmen sind in Entwicklung
Amelia Addor ist durch einen Artikel in «20 Minuten», Matthias Bergmann durch ein Gespräch auf den Ausbau aufmerksam geworden. Sie finden es schade, dass die Bewohner oder zumindest die Nachbarn der Antennen nicht über die Aufrüstung informiert werden. «Alles geht sehr schnell, die Bevölkerung wird vor vollendete Tatsachen gestellt», bedauert Amelia Addor. Die Bewilligung für 5G hat der Bund dem Netzanbieter Sunrise für Lauenen bereits erteilt. Aus den aktuellen Karten im Internet geht aber nicht eindeutig hervor, ob bereits in dieser Frequenz gesendet wird. Sunrise führt in der Ortsliste allerdings nur diejenigen Orte auf, in denen die 5G-Versorgung von mindestens 80 Prozent der lokalen Bevölkerung erreicht wird. Die Swisscom sendet im Moment indes nur 2G, 3G und 4G.

«Uns liegt vor allem die Information der Bevölkerung am Herzen», betont Matthias Bergmann. Der selbständige Schreiner und Imker hat in den letzten Wochen viele Gespräche geführt und so die Bewohner von Lauenen auf die neue Technologie aufmerksam gemacht. Er hofft, dass die nationalen und internationalen Bewegungen den Ausbau stoppen können. Eine Bewegung kommt aus Aesch: Anfang April startete Notburga Klett die Online-Petition «Stoppt 5G in der Schweiz!» Sie hat inzwischen über 27’000 Unterstützende.

Antennenstandorte und Leistung: www.vol. be.ch/vol/de/index/luft/elektrosmog/mobilfunk. html
Netzabdeckung Sunrise: www.sunrise.ch/de/ privatkunden/world-of-5g/5g-coverage.html


Schutz vor Strahlen

Theo Reichenbach setzt sich seit längerem mit dem Thema Strahlen auseinander. Er absolviert am Zentrum für Elektrobiologie und natürliche Regeneneration in Retschwil einen Kurs über Elektrobiologie. Der Elektriker erklärt, dass wir vor allem zwei Arten von elektromagnetischen Strahlen ausgesetzt sind. Einerseits von den Strahlen vom WLAN-Netz und andererseits von der 4G-Technologie, mit denen smarte Geräte kommunizieren. Beide senden mit Frequenzen von 2,4 Gigahertz. Theo Reichenbach besitzt Geräte, mit denen man die Frequenzen messen kann.

«Die Strahlen können Stress hervorrufen und zu Schlafproblemen führen, das kann nachhaltige Probleme und Krankheiten auslösen», sagt er. Deshalb empfiehlt er, das WLAN während der Nacht abzuschalten. Da 4G durch überregionale Antennen verbreitet wird, sind ihnen Natur und Mensch dauernd ausgesetzt. Auch dort weiss Theo Reichenbach Abhilfe für Wohnungen und Häuser: «Es gibt einen Farbanstrich, der vor elektromagnetischen Wellen schützt.» Ebenfalls gebe es ein spezielles Netz für den Schutz. «Die Kosten halten sich bei diesen Massnahmen in Grenzen», beteuert er. Bei einem Neubau empfiehlt er, möglichst wenig Metall oder andere leitfähigen Materialien einzusetzen. «Das Armierungseisen im Beton ist ein wunderbarer Leiter.» Statt Beton empfiehl er Naturmaterialien wie Holz.

Die Gefahren bei 5G seien noch nicht bis ins Detail erforscht. «Weil sie eine höhere Frequenz haben, können sie weniger in den Körper eindringen als tiefere Frequenzen.» Das heisse aber auch, dass sie auf der Haut eine Reibung provozieren, die Krankheiten wie Neurodermitis oder Hautkrebs begünstigen.

 


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