Holz ist nicht nur heimelig

  21.05.2019 Leserbriefe

Immer wieder wird für einheimisches Holz geworben, als Energieträger, Baustoff, Mittel für die Erhaltung von Umwelt und Landschaft, und diesmal auch zum Schutz des Klimas. In einem alpinen, waldreichen Gebiet wie dem Saanenland mit einer langen Tradition im Holzbau möchte man glauben, dass das Bauen mit Holz eine Selbstverständlichkeit sei, insbesondere weil auch die Vorschriften eine wohl definierte, lokale und an Traditionen angelehnte Bauweise fordern. Wer sich auf Baustellen von Rohbauten etwa in und um Gstaad umsieht, staunt aber nicht schlecht: Da entstehen vor allem massive Häuser aus Beton und Backsteinen, welche am Schluss mit Holz lediglich verkleidet werden. Während landesweit dank neuer Methoden und zeitgemässen Bauvorschriften immer mehr Holzbauten entstehen – selbst in Städten und zuweilen auch vielstöckig –, dominieren im Saanenland als Neubauten holzdekorierte gemauerte Chalets. Dabei ist insbesondere Beton sehr energie- und rohstoffintensiv, erfordert lange Transportwege, wird zuweilen mit problematischen chemischen Zusätzen versetzt und ist alles andere als umweltund klimafreundlich. Bauen mit Beton erzeugt zudem viel Staub, ist sehr lärmig und erfordert viele Transporte über längere Distanzen. Diese Nachteile wiegen in einem an chronischer Bauwut leidenden touristischen Hotspot besonders schwer. Wann wird im hiesigen Chaletbau endlich wieder die Tradition des echten alpinen Holzchalets mit vorwiegend einheimischen Baustoffen hochgehalten – zugunsten der architektonischen Authentizität, der Nachhaltigkeit und des Kampfs gegen den Klimawandel?

FRANÇOIS JEANNERET, ORVIN UND GSTAAD


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