«Ohne die Investoren gäbe es keinen Neubau»

  25.06.2019 Gstaad

Die Bauarbeiten für die neue Gondelbahn und das Berghaus Eggli haben längst begonnen. Am vergangenen Donnerstag fand ein symbolischer Spatenstich statt, an dem sich die Inverstoren erstmals öffentlich zum Projekt äusserten.

BLANCA BURRI
Der BDG ist der Austausch zwischen allen am Bau Beteiligten wichtig. Deshalb fand sich für den symbolischen Spatenstich eine grosse Delegation ein: Unternehmer, Gemeindevertreter, Architekten und alle Player der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) trafen sich im Hotel Arc-en-ciel zur Information. Dort begrüsste VR-Präsident Heinz Brand die Anwesenden mit den Worten: «Wir dürfen mit dem Eggli einen weiteren Meilenstein unserer Vorwärtsstrategie umsetzen und damit für positive Schlagzeilen sorgen.»

Investoren sind Schlüssel für Neubau
Der Neubau der Gondelbahn und des Bergrestaurants kommt nur dank zweier Organisationen bestehend aus Gstaader Gästen zustande. Das sind die Société pour la Préservation de l’Eggli (SPE) sowie der Club de Luge. Als während der Konzeption der BDG-Sanierung deutlich wurde, dass sie sich den Neubau nicht leisten kann, wurden die Eggli-Fans rund um Michael De Picciotto aktiv. «Sechs Gründungsmitglieder setzten sich zusammen, um Lösungen zu suchen», erzählte der Initiant. «Wenn wir nicht gehandelt hätten, gäbe es das Eggli heute wohl nicht mehr», vermutete er. Das bestätigte Heinz Brand: «Ohne die Investoren gäbe es keinen Neubau. Thank you!»

Gemeinsam mit Mani Raaflaub, Heinz Brand und der Gemeinde suchten die beiden Organisationen damals nach Lösungen. Sie konkretisierten die Neubaupläne, gingen auf Investorensuche und entwickelten den Club de Luge weiter. Dieser zählt heute 400 Mitglieder. «Das Projekt ist ambitioniert, es braucht jeden Einzelnen», begründete die Vizepräsidentin des Club de Luge, Diana d’Hendecourt, die hohe Anzahl. Wie hoch die Gesamtinvestitionen sind, geben die Investoren nicht bekannt. Das Berghaus bauen die beiden Bauherren BDG und SPE im Stockwerkeigentum. Der Erwerb des Stockwerkeigentums kostete die SPE zwei Millionen Franken. Sie kommt auch für den Neubau des Restaurants auf, die BDG übernimmt einen Anteil von rund drei Millionen Franken. «Das ist im Verhältnis sehr wenig – dafür sind wir dankbar», hielt Heinz Brand fest.

Die SPE beteiligt sich auch am Neubau der Bahn. Sie hat dafür einen Betrag von sechs Millionen Franken gesprochen. Auch die BDG greift tief in die Tasche. Sie investiert rund 14 Millionen Franken. Aus dem öffentlichen Handelsregistereintrag der SPE geht hervor, dass Michael De Picciotto den Verwaltungsratsvorsitz innehat. Ebenfalls im Verwaltungsrat sitzen Ernesto Bertarelli, Rémy Best, Naveda Botin-Sanz, Emanuele Campanini Bonomi, Andrea Coelho de Botton, Alfonso Cortina de Alcocer, André Desmarais, Lawrence Sheldon Strulovitch und Diana Thermiotis Filesari.

Lösungsorientiert arbeiten
«Während der Planungsphase hat es einige knifflige Problemstellungen gegeben, aber wir haben immer lösungsorientiert gearbeitet», sagte Heinz Brand und bezog sich damit auf die Investoren, die Gemeinde und alle Unternehmer. Ein besonderer Dank gehe an die Landeigentümer, die täglich mit den Auswirkungen der Grossbaustelle konfrontiert würden. Ebenfalls lobte er die Unternehmen. Sie beteiligen sich mit fünf Prozent des Auftragsvolumens am Bau. Brand: «Mit dieser Massnahme engagieren sich die Unternehmen mit Herzblut und die BDG wird in der Region verankert.»

Die Bauvergabe erfreut den VR-Präsidenten sehr: «90 Prozent der Bausumme wurde an lokale Unternehmen vergeben.» Auch die Architekten stammen aus der Region. Für die Tal- und Bergstation zeichnet Reichenbach Architekten AG aus Saanen verantwortlich, welche den Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Das Berghaus stammt aus der Feder von Chaletbau Matti.

BDG-Geschäftsführer Matthias In-Albon gab einen kurzen Einblick in die Komplexität des Projekts. «Das anspruchsvolle Bewilligungsverfahren dauerte drei Jahre.» Dies sei nun aber abgeschlossen und die Bauarbeiten seien in vollem Gange: Bereits im März sei mit dem Rückbau begonnen worden und im April das Baumaterial eingetroffen. Das meist feuchte Wetter im Frühling sei eine Herausforderung gewesen, deshalb hätten sich die Bauarbeiten verzögert. Er schloss mit den Worten: «Jetzt hoffen wir auf eine unfallfreie Bauzeit. Es lebe das Eggli!»

Nachhaltiger Berghausbau
Im Erdgeschoss des Berghauses kehren Einheimische und Gäste ab der Wintersaison 2020/2021 im öffentlichen Restaurant ein. Im ersten Stock ist der Club de Luge untergebracht. Darauf angesprochen, ob das die Zwei-Klassen-Gesellschaft fördere, antwortete Gemeindepräsident Toni von Grünigen: «Alle Gäste, egal ob im öffentlichen Restaurant oder im Club de Luge, geniessen dieselbe Aussicht, da können wir nicht von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft sprechen.» Aus den Verhandlungen sei deutlich geworden, dass die BDG ohne die Investoren nicht hätte bauen können und umgekehrt. Für beide sei das aktuelle Projekt eine Winwin-Situation.

«Erstmals in der neueren regionalen Baugeschichte gibt es eine nachhaltige Neuerung», sagte Daniel Matti von Chaletbau Matti. «Wir bauen einen massiven Holzbau ohne Betonkern.» Für diese Chaletgrösse sei das einzigartig. «Mit dem nachwachsenden Baustoff verfolgen wir einen wichtigen Nachhaltigkeitsaspekt.» Gleichsam wichtig ist es den Bauherren, dass sich die Gäste auf dem Eggli wie zu Hause fühlen, was bei der Bauweise und bei der Ausstattung berücksichtigt werde.

Enthusiastisch in die Zukunft
Sowohl die BDG wie auch die Investoren schauen extrem positiv in die Zukunft. «Wir sind enthusiastisch an der Arbeit und freuen uns auf das Projekt», strahlte Michael de Picciotto. Diana d’Hendecourt: «Einen Club de Luge in dieser Art gibt es weltweit noch nicht und die Schlittelpiste, welche sich in Planung befindet, ebenfalls nicht.» Was genau kommen wird, lassen die beiden noch offen. «Wir stecken mitten in der Planung», informiert De Picciotto. Diverse Bewilligungen gelte es einzuholen und Partner zu gewinnen. Er spricht von einer Schlittelpiste mit neuer Linienführung, welche sowohl vom Club wie auch von der Öffentlichkeit genutzt werden könne. Sie soll mit künstlichem Licht ausgestattet und somit in der Nacht nutzbar sein. Ebenfalls wird sie beschneit, damit sie gegen unterschiedliche Witterungsverhältnisse gerüstet ist. Obwohl der Club de Luge Rennen plant, ist sie nicht wie eine professionelle Bobbahn à la St. Moritz vorgesehen. Vielmehr ist die Schlittelpiste für Jung und Alt gedacht. Wann genau sie gebaut werden kann ist von diversen Faktoren wie dem Bewilligungsverfahren abhängig und kann noch nicht gesagt werden. Die neue Gondelbahn by Porsche hingegen wird bereits im kommenden Winter in Betrieb genommen.


O-Ton

Toni von Grünigen, Gemeindepräsident Saanen: «Der Neubau ist eine flotte Sache. Er zeigt, dass sich die im Sanierungsplan vorgesehene Strategie als richtig erweist.»

Mani Raaflaub, Gemeinderat Saanen, ehemaliger VR-Präsident BDG:
«Ich freue mich, dass die Umsetzung wie geplant vonstatten geht.»

André Reichenbach, Gemeindepräsident Rougemont:
«Auch für Rougemont ist die neue Bahn zentral.»


FACTS AND FIGURES

Seilbahnbauer: Bartholet Maschinenbau AG
Gondelbahn: 10er-Gondeln
Design: 
By Porsche Design Studio
Anzahl Stützen: 
11 Stück
Anzahl Gondeln: 
20 Stück 
Geschwindigkeit: 
bis fünf Meter pro Sekunde
Fahrdauer: 
5 Minuten
Förderleistung: 
1000 Personen pro Stunde
Höhenunterschied: 
515 Meter
Förderseillänge: 
3 Kilometer
Abbruchmaterial: 
2000 Tonnen
Aushubmaterial: 
8300 m3
Zu verbauender
Stahlbeton: 
1800 m3, davon 150 m3 Flugbeton
Betonstahl: 
145 Tonnen

 

 


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