Wie stehts mit Ihrer Inspiration?

  07.06.2019 Gstaad

Als der 50. Tag, der Tag des Wochenfestes, gekommen war, waren die Jüngerinnen und Jünger alle beisammen. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Tosen wie von einem Wind, der heftig daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jede und jeden von ihnen liess sich eine nieder. Da wurden sie alle von der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt. (Die Bibel – Apostelgeschichte 2)

So stehts in der Bibel, was an jener ersten Pfingsten vor fast 2000 Jahren geschehen ist. Es ist der Tag, an dem alle von der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt worden sind.

Ich höre Sie schon, liebe Leserin, lieber Leser: «Aha ja. Genau …» Wahrscheinlich sagt Ihnen das Ganze im ersten Moment nicht allzu viel. Pfingsten ist nicht wie andere kirchliche Feste: An Ostern gibt es wenigstens noch Schokoladenhasen, an Weihnachten Geschenke. An Pfingsten hingegen … Da gibts einen zusätzlichen Tag frei. Und den Heiligen Geist. Aber der lässt sich schwer einordnen.

Was würden Sie nun sagen, wenn ich Ihnen heute zeigen möchte, warum dies das Beste überhaupt ist? Würden Sie es mir glauben? Nein? Umsomehr möchte ich jetzt versuchen, Ihnen das Besondere an diesem Feiertag zu zeigen!

Ein Blick zurück: An jener ersten Pfingsten vor 2000 Jahren sind die Jüngerinnen und Jünger von Jesus zusammen, weil sie als Juden das jüdische Erntedankfest feiern: Schawuot, das Wochenfest. Dieses Erntedankfest findet 50 Tage nach Pessach (bei uns Christen Ostern) – eben «pente coste» – statt.
Da geschieht ein Rauschen und ein Tosen. Als ob ein heftiger Wind vom Himmel herab in das Haus hineinwehen würde, in dem die Jünger zusammensitzen. Aber damit nicht genug: Sie sehen Flammen, die sich auf allen niederlassen und sie werden vom Heiligen Geist erfüllt.

Für uns Menschen im 21. Jahrhundert sind Stürme noch einigermassen nachvollziehbar. Aber Flammen und Heiliger Geist? Was soll uns das heute noch sagen?

Im Alten Testament wird der Heilige Geist als Geist Gottes bezeichnet – «Ruach» auf Hebräisch. «Ruach» ist Wind, Hauch, Atem: hörbare Luft. Aber die «Ruach» wird in der Bibel auch als Zustand, Stimmung, Haltung, Bewegung und schliesslich als Inspiration beschrieben. Der Heilige Geist löst etwas aus in den Menschen. Sie werden erfüllt, nehmen eine Stimmung wahr, lassen sich bewegen – sie werden inspiriert.

Die Bibel erzählt weiter: Da wurden sie alle von der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden; wie der Geist es ihnen eingab, redeten sie frei heraus. Un- ter den Jüdinnen und Juden, die in Jerusalem wohnten, gab es fromme Menschen aus jedem Volk unter dem Himmel. Als nun dieses Geräusch aufkam, lief die Bevölkerung zusammen und geriet in Verwirrung, denn sie alle hörten sie in der je eigenen Landessprache reden. Sie konnten es nicht fassen und wunderten sich: »Seht euch das an! Sind nicht alle, die da reden, aus Galiläa? Wieso hören wir sie dann in unserer je eigenen Landessprache, die wir von Kindheit an sprechen? Wir hören sie in unseren Sprachen von den grossen Taten Gottes reden.« Sie alle konnten es nicht fassen und waren unsicher; sie sprachen zueinander: «Was mag das sein?» Andere aber spotteten: «Sie sind betrunken.» (Die Bibel – Apostelgeschichte 2)

Die Jünger sprechen ganz viel und durcheinander, enthusiastisch – als wären sie betrunken, aber verständlich für jedermann. Ja, genau so stelle ich mir das vor, wenn man vom Heiligen Geist bewegt zu reden beginnt. Durcheinander, aufgekratzt und ganz und gar inspiriert. Inspiration heisst: Erkenntnis, Erleuchtung, Idee, Impuls, Intuition. Inspiration geschieht plötzlich und scheinbar aus dem Nichts heraus. Es gehen uns alle Lichter auf und wir müssen das Erlebte genau jetzt erzählen und alle Hebel für diese Erkenntnis in Bewegung setzen. Menschen, die inspiriert sind, die inspirieren andere Menschen. Sie sind nicht negativ. So erzählt es uns die Apostelgeschichte: Die vom Geist inspirierten Menschen erzählen von Gottes guten Taten. Inspirierte Menschen inspirieren andere mit Gutem!

Und da sind wir wieder bei Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser: Wenn Sie Träume haben und Visionen, wilde Ideen und eine klare Intuition, kreative Einfälle und tiefsinnige Erleuchtungen, starke Impulse und feine Eingebungen, zarte Gefühle – dann können Sie annehmen, dass dies vom Heiligen Geist kommen könnte. Oder was denken Sie? Wer inspiriert Sie? Wem können Sie gut zuhören? Wer hat gute Ideen und weckt Ihre Neugier? Und schliesslich: Wie könnten wir denn an diesen inspirierenden Heiligen Geist überhaupt herankommen, wenn wir wollten?

Die Bibel erzählt unterschiedlichste Geschichten über unterschiedlichste Menschen an unterschiedlichsten Orten. Die Chance auf eine Begegnung mit dem Heiligen Geist ist aber wohl in Momenten der Ruhe am grössten. Nicht im Trubel und schon gar nicht beim Scrollen auf unseren Smartphones. Wenn wir zur Ruhe kommen, dann kann es anfangen zu rauschen, zu tosen und wir werden inspiriert, Gutes zu tun, Träume zu haben, Visionen zu leben, wilde Ideen zu kreieren und uns auf unsere Intuition zu verlassen. Und was gibt es Schöneres, als solche Inspiration zu erhalten?

Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Inspiration in der Kraft des Heiligen Geistes in der Ruhe des zusätzlichen freien Tages.

IHRE MARIANNE AEGERTER


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