Das Ende der Ära mit den Transportseilbahnen in Lauenen

  23.08.2019 Region

Die Seilbahnen haben immer gute Dienste geleistet
Was war es doch für eine Erleichterung, dass der Käse, die Milch, die Nahrung, die Geräte u.a.m. nicht mehr getragen werden mussten.

Sie waren schneller weg, als sie gebaut wurden. Im Sommer 2018 und Juni 2019 wurden die letzten Transportbahnen vom Militär entsorgt. Für die Luftfahrt waren sie schon lange ein Dorn im Auge und es wurde schon vor Jahren geschrieben, dass die Seile eine enorme Gefahr darstellten. Nun hat das Militär in Zusammenarbeit mit der Rega diese Räumung in Angriff genommen.Noch gibt es eine Seilbahn auf den Kuhtungel, aber da ist eigentlich eine längst nötige Strasse in Planung. Das Militär wollte früher einmal eine Strasse auf den Tungel bauen, sie war abgesteckt, aber sie wurde abgelehnt.

Auch auf den Feissenberg gibt es noch eine Bahn, auch zum Transport von Personen. Die Seilbahn aufs obere Blatti wird wohl auch nicht mehr, sondern eher weniger gebraucht, seit eine Strasse gebaut worden ist. Der Stierentungel hat eine neue Bahn und diese ist auch gut gekennzeichnet für den Flugverkehr. 


Geschichte der Seilbahnen

Gelten
Auf der Gelten war wohl die erste Transportseilbahn, begonnen hat die Geschichte mit einer noch mit Wasserkraft betriebenen Anlage. Michi Annen soll jeweils gesagt haben, er könne heute nicht seilen, es habe zu wenig Wasser! Später gab es eine Bahn mit Umlaufseil von der äusseren zur inneren Gelten (SAC-Hütte).

Allerdings war schon der Transport bis zur Talstation zum «Turre» mit einem Pferd oder Einachser nötig und nicht einfach, und es musste nebst der Erleichterung, die das Seilen brachte, auch noch viel getragen werden. Auch war das Seilen nicht immer ungefährlich. Jeder, der geseilt hat, weiss seine Episoden zu erzählen. Besonders bei Gewittern war es sehr gefährlich, auch wenn das Unwetter noch weit entfernt war.


Stierentungel
Die Geschichte der Seilbahnen auf den Stierentungel ist lang. Bereits 1906 machten sich die Gemischen Gedanken, wie sie das Holz auf den über der Waldgrenze gelegenen Berg transportieren könnten und erstellten bei der Kreuzung beim Tungeltrittli eine erste Seilbahn.

Die Ware wurde dann auf den Stierentungel gegöppelt, aber auch bis dahin musste viel geführt und getragen werden.

1952 wurde ein Lambordini-Motor hinaufgegöppelt.

Später wurde ein Seil von der Steinenweide gespannt und 1981 eine neue Bahn von der Tweregg gebaut. Seit 2016 ist die neue Seilbahn in Betrieb.


Halten
Mitte der Siebzigerjahre wurde die Seilbahn auf die Halte gebaut. Es war ideal, dass die ca. 1200m lange Bahn keine Niederhalter brauchte und nur zwei Masten. Sie leistete auch gute Dienste für den Käse und den Warentransport. Jahrelang wurde auch Milch für viele Familien aus der Sonnigen Lauenen hinuntergelassen.


Allgemein
Unglaublich, welche Mühe, wieviele Arbeitsstunden, wie viele Investionen getätigt wurden, aber auch wie viele Erleichterungen die Seilbahnen brachten. Es ist wie bei der Landwirtschaft allgemein – so wie heute das Heuen auch mit weniger Arbeitsstunden zu bewältigen ist. Eigentlich ein Wunder, dass nicht mehr Unfälle passierten. Allerdings ein tödlicher Unfall passierte am 25. Juni 1936, als das Mattenstafel gebaut wurde und ein Seil für den Holztransport erstellt wurde. Dabei verunglückte Christian Brand bei der letzten Fuhr tödlich. Er wurde vom Seil erschlagen.


Alt Läger
Auch das alt Läger hat eine lange Seilbahngeschichte. Eine Bobine mit einem Hanfseil und einer Kurbel zeigte, dass die ersten Karren sogar noch von Hand hochgezogen wurden, später mit einem Töffmotor und danach mit einem Bascomotor. Der Standort befand sich im Schulhausfährich. Gerne turnten die Schulkinder jeweils am Seil.

1979 riss das Seil während des Milchtransports bei der Anmachung unten. Die Kannen landeten im Brüchliwald. Der VW-Käfer mit dem kleinen Sohn drin wurde eine Minute vorher unter dem Seil zurückgefahren. Da waren Schutzengel am Werk!

Darauf wurde 1981 eine neue Seilbahn mit neuem Standort im Spittel gebaut. Sie leistete gute Dienste, bis eine Strasse aufs alt Läger gebaut wurde.


Nothilfe untereinander diesen Sommer  – oder man muss sich zu helfen wissen
Wie erwähnt, existiert die Seilbahn auf den Kuhtungel noch. Diesen Sommer gab die Winde ihren Geist auf und Ersatzteile waren keine mehr zu bekommen.

In einer Nacht- und Nebelübung wurde eine Lösung gefunden. Mit einigen Helfern wurde das Getriebe oben bei der alt Lägerseilbahn, die im Juni abgebrochen worden war, ausgebaut, in der Werkstatt von Rieben AG in Gstaad angepasst und mittels der neuen Stierentungelbahn auf den Stierentungel und dann hinunter auf den Kuhtungel befördert.

Am Abend konnte die Seilbahn wieder in Betrieb genommen werden.


Tempi passati – alles hat seine Zeit
Für Lauenen war der Einsatz des Militärs und der Rega willkommen, wenn man auch mit einer gewissen Wehmut die Seilbahnen verschwinden sah. Aber für die Luftfahrt gibt es nun einige Gefahren weniger.

Autorin: Ruth Annen / Fotos zvg Ruth Annen


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