«Unsere Freizeit für Ihre Sicherheit»

  06.09.2019 Gstaad

Christian Brand (CB), Feuerwehrkommandant, Daniel Michel (DM), Einsatzleiter, und Beat Mösching (BM), Gruppenführer, geben Auskunft über die Aktivitäten und Herausforderungen der Feuerwehr Saanen und erzählen aus ihrem Alltag. Sie rufen die Jungen auf, für die Öffentlichkeit nützlich zu sein.

Wie viele grosse Einsätze haben Sie schon erlebt?
CB: Es gab viele: am Oberort zwei gröbere Chaletbrände, aber auch im Rübeldorf, in Schönried … Heuer hatten wir schon drei, vier grössere Brände, letztes Jahr war es ruhiger. Wenns zu lange ruhig bleibt, dann «räblets» eben mal.

Was macht die Feuerwehr sonst noch?
CB: Wir werden bei Elementarereignissen, Personenrettungen aller Art, bei Verkehrsunfällen und dem Verkehrsdienst eingesetzt.

Ist Ihr Job ein gefährlicher Job?
CB: Gefährlich würde ich nicht sagen. Man muss einen gesunden Respekt haben und die eigene Sicherheit wahren.

Wie schnell müssen Sie am Brandort sein?
DM: Ab Alarm müssen innerhalb zehn Minuten mindestens acht Leute und ein Fahrzeug am Ort sein. Wenn dieser etwas ausserhalb liegt, wie zum Beispiel in Turbach, sind es 15 Minuten.

Haben Sie genügend Feuerwehrleute?
CB: Lange Zeit hatten wir Mühe, neue Leute zu finden. Aber seit zwei, drei Jahren hat sich die Lage verbessert. Das Hauptproblem ist, die Jungen nachzuziehen, denn heutzutage ist die Palette an anderen Vereinen gross. Früher hatte man vielleicht sonst noch den Turnverein oder Skiklub. Wenn der Bestand so bleibt, können alle Einsätze problemlos bewältigt werden. Bei Grosseinsätzen ziehen wir auch die Feuerwehren von Gsteig, Lauenen und Château-d’Oex bei. Die nachbarliche Hilfe funktioniert gut, auch mit der Feuerwehr vom Flugplatz in Saanen. Die Zusammenarbeit mit der Polizei klappt ebenfalls bestens.

Über wie viele Leute verfügen Sie zurzeit?
CB: Die Feuerwehr Saanen zählt im Ganzen 70 Feuerwehrmannen, wovon in Schönried 22 und 48 in Gstaad-Saanen tätig sind. Lange Zeit waren es 85, früher noch viel mehr: in Gstaad 120, in Saanen über 80, in Schönried «schiergar» 80. Bei den Übungen standen dann einige aber nur rum, andere verschwanden in den Wirtshäusern … Heute ist das anders.
BM: Ja, man kann keinen Larifari-Betrieb dulden.

Welches ist das Idealalter für den Feuerwehrdienst?
CB: Das Idealalter zum Beginnen ist 24/25 Jahre, wenn die berufliche Ausbildung beendet ist. Gedient wird in der Gemeinde Saanen bis zum 50. Altersjahr. Einerseits finde ich das gut, andererseits ist es etwas schade, dass man dann aufhören muss, wenn man so viel Erfahrung hat. Es gibt Gemeinden, wo die Altersgrenze bei 52 liegt.

Akzeptieren Sie auch Frauen?
CB: Ja sicher, sie müssen aber auch alles machen wie die Männer. Zurzeit haben wir aber noch keine Frauen.

Wie viel Zeit widmen Sie im Durchschnitt der Feuerwehr?
CB: Das kann man nicht beziffern, mal ist es mehr, mal weniger. Wir sind 365 Tage bereit, Tag und Nacht. Manchmal kann jemand bei einem Brandfall erst später kommen, übernimmt aber dafür die Brandwache oder Aufräumarbeiten. DM: Natürlich haben wir auch Ferien oder sprechen uns ab, wenn wir etwas anderes vorhaben, gerade auch innerhalb des Kaders. Wenn es Alarm gibt, ist die Regel, dass man ohne Verzug einrückt.

Kriegen Sie bei der Feuerwehr eigentlich einen Lohn?
CB: Wir haben ein Milizsystem, wir arbeiten also alle freiwillig. Wir erhalten jedoch eine Entschädigung für geleistete Einsätze und Übungen. Wir machen das alles aber nicht für Geld.

Wie viele Übungen führen Sie jährlich durch?
CB: Jährlich gibt es zehn Gesamtübungen, drei Kaderübungen und drei bis vier Übungen für Personenrettung bei Unfällen.

Wie rekrutieren Sie neue Mitglieder?
CB: Wir machen viel Mund-zu-Mund-Propaganda. Seit zwei, drei Jahren kontaktieren wir persönlich Leute aus dem Familien- und Bekanntenkreis, die uns geeignet erscheinen. Heuer haben wir zum ersten Mal persönlich vier Jahrgänge per Brief angeschrieben. Wir organisieren einen Infoabend und wollen auch mit einem Inserat Werbung machen. Neue Kandidaten müssen sich ärztlich untersuchen lassen, bevor sie zum Einführungskurs zugelassen werden.
DM: Die Leute müssen schon ins Team passen, denn mit jedem geht man nicht an die Feuerfront. Du musst dich hundertprozentig auf jemanden verlassen können.
BM: Und das Kollegiale ist auch wichtig. Nach getaner Arbeit muss man auch mal ein Bier zusammen trinken können …

Wie werden neue Feuerwehrleute ausgebildet?
CB: Sie werden in den Grundkursen der Gebäudeversicherung Bern ausgebildet. Nachher ist es fast wie beim Autofahren: Die Erfahrung bringts.

Was möchten Sie der jungen Generation zum Abschluss mitteilen?
CB: Motiviert mithelfen, etwas für die Öffentlichkeit zu tun, ist eine gute Sache. Es ist schön, eine Dienstleistung zu erbringen, jemandem zu helfen, wenn es ihm schlecht geht. Es muss jeder froh sein, dass es die Feuerwehr gibt. Niemand soll sagen, dass es sie nicht braucht.
BM: Unser Motto lautet dementsprechend: «Unsere Freizeit für Ihre Sicherheit.»

INTERVIEW MARTIN GURTNER-DUPERREX


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