Aussergewöhnlicher Todesfall – was hat die Kriminalpolizei Bern mit dem Saanerverein zu tun?

  10.09.2019 Schweiz

Der geneigte Leser möge beruhigt sein, denn nicht wir wurden tätig, sondern im Kriminalmuseum der Kantonspolizei Bern wurden uns zwölf Angereisten am 4. September die verschiedenen Abteilungen des Kriminaltechnischen Dienstes vorgestellt.

David Wolf führte uns in die Museumsräume, wo leider das Fotografieren nicht erlaubt war. Vielleicht besser, denn einige Objekte waren nicht für schwache Nerven geeignet.

Welches sind die Aufgaben dieses Dienstes? Spurensicherung, Auswertung und Erkennung. Wo werden Spezialisten dieser Abteilung zugezogen? Bei Einbruch, Sexualdelikten, aussergewöhnlichen Todesfällen, Tötungsdelikten, Suiziden, Arbeitsunfällen mit Todesfolge, unbekannten Toten sowie Brandereignissen.

Auf dem zweistündigen Rundgang erläuterte David Wolf einige der ausgestellten Fotografien und Beweisstücke. Ein Beispiel: In einer grossen Kiste mit Waldboden liegen Fahrradteile. Der Täter hatte aus Frust über sein gestörtes Familienbild Kinderwagen und Frauenfahrräder gestohlen, daheim zerlegt, sich daran ausgelassen und sie im Wald vergraben.

Um Täter indentifizieren zu können, galt um 1900 die Körpervermessung nach Bertillon. Es genügten dabei vier bestimmte Körperteile. Genauer wurde dann ab 1913 die Erkennung durch die Fingerabdrücke. Auch eineiige Zwillinge unterscheiden sich da. Horcht ein Einbrecher etwa an der Türe, um festzustellen, ob jemand zu Hause ist, kann seine Anwesenheit auch mit einem Ohrabdruck festgestellt werden. Überall hinterlassen wir Spuren. Um eine DNA zu erstellen, genügt eine einzige Hautschuppe. Allerdings geht das nicht in 20 Minuten, wie etwa im «Tatort», sondern dauert gut einen Tag lang …

Vielleicht haben einige von Ihnen eines der fünf Bücher über den «Mordfall Zwahlen» gelesen. Die Originalkühltruhe ist zu sehen, mit der aufgeschnittenen Vorderseite. Nur so konnte die Leiche unversehrt entnommen werden. Aufgebrochene Tresore: mit Brecheisen, Schweissbrennern, Explosivstoffen und nachgebauten Schlüsseln … David Wolf riet, nur sehr grosse Tresore explosiv zu öffnen, bei kleineren würde der ganz Inhalt zerstört! Imposant die Zahl und die Originalität der sichergestellten Einbruchswerkzeuge und Schiesseisen.

Schliesslich noch die Erläuterungen am ausgestellten Bankautomaten zum Erkunden des Eintippcodes und des Magnetstreifens. Hier wusste L. zu berichten, wie ihr das Portemonnaie gestohlen wurde, sie den Dieb davonrennen sah und im Geschäft rief: «Schliesst sofort die Türe»! Das sei Sache der Polizei, wurde geantwortet. Der Dieb entwischte und in weniger als einer Stunde wurden vom Konto ein paar Tausend Franken abgehoben.

Den Wilderern ist im Museum eine ganze Ecke mit Fangeisen, Schlingen und Selbstschussapparaten gewidmet. Ob die alle aus dem Wallis stammen …?

Im Restaurant La Carbonara wussten dann alle irgendeine Geschichte, natürlich eine Kriminalgeschichte, zu erzählen.

SAANERVEREIN BERN/WILLY U. LOOSLI


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