Suchtkrankenhelfer erzählte am Seniorennachmittag

  10.09.2019 Gstaad

Letzthin lud die Evangelisch-methodistische Kirche die Senioren ein. Mit fröhlichem Singen von alten Liedern begann der Nachmittag. Bald begrüsste Pfarrer Urs Ramseier den Suchtkrankenhelfer und Seelsorger Hansueli Reichenbach in der Runde. Dieser erzählte ansprechend aus seinem vielfältigen Dienst beim Blauen Kreuz Saanenland.

Spannend war es, ihm zuzuhören. Mit Hintergrundinformationen und Erfahrungen erzählte er von seiner Arbeit beim Blauen Kreuz, das es im Saanenland schon seit 1902 gibt. Die Zuhörer spürten sofort, mit welchem Engagement und welcher Herzlichkeit er in dieser wichtigen Aufgabe als Berater steht. Man hörte von Situationen, wo Angehörige durch Alkohol in Beziehungen, Ehen und Familien in unerträgliche Momente hineingeführt werden. «Oft geschieht es, dass Angehörige dann den Rat der Beratungsstelle suchen, um einen möglichen Weg aus der Not finden zu können», sagte Reichenbach. Sehr häufig wird Hansueli Reichenbach per Telefon zu einem Gespräch gerufen oder Menschen kommen zu ihm, um auch die Probleme, die zu einer Alkoholsucht geführt hatten oder durch die Alkoholsucht verursacht worden waren, zu bewegen und einen Weg daraus herauszufinden. Sehr viel Geduld braucht es in dieser Begleitung. Er selber schöpfe seine Kraft für diese anspruchsvolle Aufgabe aus seinem Glauben an Jesus Christus, sagte er. Aber auch Menschen ohne religiösem Hintergrund dürften bei ihm ein offenes Ohr für Beratung finden, ohne dass ihnen der Glaube aufgedrängt würde. Hingegen, wenn ein Hilfesuchender zum Beispiel ein Gebet für sich wolle, dann werde er sich sehr gerne auch in dieser Art für jemanden einsetzen.

Reichenbach erzählte davon, dass manchmal über das Blaue Kreuz gespottet werde. Aber wenn die Not dann plötzlich unerträglich sei, könne die Anlaufstelle oft als Hilfe erfahren werden. Nebenbei wies er darauf hin, dass auch «das Alter» nicht vor Sucht gefeit sei. Manchmal könnten die veränderten Lebensbedingungen, keine geregelte Arbeitszeit mehr zu haben, Altersbeschwerden und andere in eine Sucht führen.

Er sprach davon, dass der Mensch natürlich nicht nur zur Alkoholsucht neige, sondern dass gerade das Blaue Kreuz auch auf andere Süchte wie Kaufsucht, Arbeitssucht, Kaffeesucht, Internetsucht usw. hinweise. Reichenbach erklärte: «Es ist heute sogar möglich, dem Blauen Kreuz als Solidarmitglied ohne Abstinenzverpflichtung beizutreten. Solidarmitglieder verpflichten sich zu einem verantwortungsbewussten, massvollen und vorbildlichen Umgang mit Alkohol.» Und dies finde er ein sehr gutes Angebot.

Mit der Gelegenheit, ein paar Fragen zu stellen und einem gemeinsamen Abschluss bei Kaffee mit Brot, Hobelkäse und Kuchen fand das Treffen dann seinen Anschluss.

URS RAMSEIER


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