Drei Gesichter aus dem Iran

  11.10.2019 Vorschau

Das Filmpodium Saanenland zeigt am Montag, 14. Oktober im Kino Gstaad den Film «Three Faces» von Jafar Panahi (Iran, 2018).

In seinem letzten Film hat uns der Regisseur Jafar Panahi in seinem Taxi auf eine Fahrt durch Teheran mitgenommen («Taxi Teheran»). Auch in seinem neuesten Film lädt er uns zu einer Autofahrt ein, diesmal jedoch in die Berge im Nordwesten des Iran.

Die aus Fernsehserien bekannte Schauspielerin Behnaz Jafari bekommt eine Videobotschaft von einem verzweifelten Mädchen aus der Provinz, das von seiner Familie daran gehindert wird, in einem Film mitzuspielen und das mit dem Video seinen Selbstmord ankündigt. Aus Betroffenheit macht sich Behnaz mit ihrem Freund Jafar, dem Regisseur, auf den Weg, um das Mädchen in den Bergen zu suchen. Die Fahrt führt in entlegene Gebiete, wo die Menschen tief in ihren Traditionen verwurzelt sind – der Zugang zu ihnen gestaltet sich oft so schwierig wie der Weg über die abenteuerlichen Strassen. Für die Aussenstehenden ist nicht immer alles auf Anhieb verständlich – genau wie auch das ausgeklügelte akustische System, mit dem der Verkehr auf der engen Bergstrasse geregelt wird. Schliesslich finden die beiden das gesuchte Mädchen, und gegen Ende des Films gesellt sich – zwar nicht physisch – Sharzhad dazu, die legendäre Schauspielerin, Filmstar aus den Zeiten vor der islamischen Revolution. Sie hält sich als Malerin und Dichterin über Wasser, nachdem es ihr nach der Revolution verboten worden ist, weiter als Schauspielerin zu arbeiten. Das sind die drei Gesichter, drei Schauspielerinnen aus drei verschiedenen Generationen, deren Karrieren zum Spiegelbild der iranischen Geschichte werden. Sie stehen für all die Einschränkungen, die die Menschen über die Generationen daran hindern, ihren Weg zu gehen und sich in Freiheit entwickeln zu können.

Jafar Panahi ist wegen seinen kritischen Filmen im Iran seit bald zehn Jahren mit einem Berufsverbot belegt, und trotzdem hat er unter einfachsten Bedingungen, mit nur einer Kamera, seinen vierten Film im Geheimen realisieren können und erneut Preise im Ausland dafür erhalten (bestes Drehbuch am Filmfestival Cannes 2018). Es gibt aber Zeichen der Veränderung: Nach drei Filmen in geschlossenen Räumen sehen wir in «Three Faces» Aussenaufnahmen, und im Abspann erscheinen alle Namen der Beteiligten, was bei «Taxi Teheran» noch nicht möglich gewesen ist. Pahanis Blick auf die sozialen und politischen Wirklichkeiten im Iran bleibt jedoch scharf und prägnant, und gleichzeitig nimmt er uns erneut auf eine pointenreiche und vergnügliche Fahrt mit, die zu einem allgemeinen Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit wird.

FILMPODIUM SAANENLAND


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