Viele offene Fragen

  11.10.2019 Leserbriefe

Am Dienstagabend, 15. Oktober wird in der Simmental Arena das «Wie weiter mit der Medizinischen Grund- und Spitalversorgung Simmental und Saanenland» (GSS AG) vorgestellt. Vor über einem Jahr wurde auf Initiative der Gesundheitsdirektion eine Projektgruppe gegründet, in der zum Teil vorbestimmte Personen, Politiker und Interessenvertreter mitarbeiten. Sie bemühten sich, Grundlagen zu schaffen, ein Konzept zu entwerfen, das die künftige Spitalversorgung sicherstellen soll. Bis jetzt war das Resultat der Arbeiten wenig konkret. Der Name «Campus» ist kreativ, lässt jedoch vieles offen und kann unterschiedlich interpretiert werden. Bis jetzt ist das künftige Leistungsangebot nicht konkret und geschärft. Die Finanzierung lässt viele Fragen offen, so z.B. wird eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden am künftigen Betriebsdefizit vorgeschlagen, für die es zurzeit keine gesetzliche Grundlage im Spitalversorgungsgesetz (SpVG) gibt. Die Gemeinden sollen die Kosten der zu gründenden GSS alleine tragen. Mit der GSS soll eine Grundlage geschaffen werden, die bedarfsgerechte Angebote für die Spitalversorgung der Region einfordert und koordiniert. Die IG begrüsst grundsätzlich diesen Schritt. Voraussetzung ist, dass die GSS finanziell getragen werden kann und in der Bevölkerung genügend Rückhalt hat. Dieses kann erreicht werden, wenn es gelingt, die Organisation demokratisch aufzubauen und durch unabhängige Persönlichkeiten aus der Region, welche die regionalen Interessen konsequent vertreten und so das Vertrauen zurückgewinnen. Leider konnte die STS AG in der Vergangenheit und bis heute durch ihre unstete Strategie und wechselhafte Kommunikation der Region nicht die nötige Sicherheit geben. Die strategische Ausrichtung der STS AG ist einseitig auf die Steigerung der Fallzahlen am Standort Thun ausgerichtet. Heute ist eine koordinierte und integrierte Versorgung gefordert, die die teuren Leistungen der spezialisierten Medizin koordiniert und die dezentralen Grundversorgungsspitäler stärkt. Wie und ob die eingeladenen Bürger und Bürgerinnen in den Prozess integriert werden und die Vorschläge diskutiert und kritisch hinterfragt werden können, ist offen. Auch wie ihre Anliegen konkret aufgenommen und weiterverfolgt werden, ist ungewiss und sind mit einem Apéro nicht erledigt. Soll das Projekt Bestand haben, ist es notwendig, den demokratischen Weg in diesem Prozess einzuhalten, die Bürgerinnen und Bürger zur Diskussion einzuladen und so die Betroffenen zu Beteiligten zu machen. Letztlich will man eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden erwirken. Das braucht recht gute und nachvollziehbare Argumente sowie die Offenheit, auch kritische Stimmen einzubeziehen, damit das Vertrauen wächst. Diese Anliegen hat die IG konsequent immer vertreten und eingebracht. Es ist für die IG z.B. nicht akzeptabel, dass die Angebote mit ihrer Kostenkonsequenz nicht diskutiert werden können und unter vorgegebenem Zeitdruck Funktionen und Mandate im künftigen Verwaltungsrat der GSS schon vergeben werden, mit weitreichender Kostenfolge für die Gemeinden.
Die IG fordert:
– Vor einem Jahr sicherte Regierungsrat Schnegg zu, dass wiederum die Leistungsstufe D4 angeboten wird – leider ohne Angabe des konkreten Leistungsangebotes. Jetzt muss die IG feststellen, dass z.B. selbst einfache Therapien nicht mehr durchgeführt werden und auch zum Teil regelmässig zu behandelnde Patienten nach Thun oder Interlaken überwiesen werden müssen. Die IG verlangt, dass die Bewohner unserer Region wieder das Anrecht auf eine gleich adäquate Behandlung wie in der übrigen Schweiz haben. Dies zu erreichen liegt in der Pflicht des Kantons. Ohne ein Spital in der Region wird die Gesamtwirtschaft in unserer Region über lang oder kurz zu serbeln beginnen.
– Offenlegung des Defizits der STS AG. Diverse Interessenten versuchten bisher vergebens, das 6-Millionen-Defizit der STS AG betreffend das Spital Zweisimmen zu entschlüsseln – doch die STS verhindert dies.
– Warum müssen die Gemeinden alleine die GSS finanzieren? Die IG verlangt ebenfalls eine Kostenbeteiligung vom Kanton und der STS AG, da das Gelingen des Projektes im Interesse aller liegen muss.
Bedenken der IG, die ausgeräumt werden müssen:
– Ist es richtig, dass die Projektorganisation an der Bevölkerung vorbei, ohne Diskussion, festlegt, was im Spital angeboten wird? Wir kritisieren z.B., dass trotz aufwendigster Projektorganisation kein Teilprojekt Gynäkologie und Geburtshilfe weiterverfolgt wurde. Wir möchten aber konkret wissen, was der Preis wäre. Wir sind höchst unzufrieden, wenn ohne seriöse Prüfung behauptet wird, eine entsprechende Abteilung sei zu teuer. Man muss nicht immer nach Gründen suchen, weshalb in Zweisimmen kein entsprechendes Angebot möglich ist. Man könnte ja auch die Frage stellen, was es denn bräuchte, wenn man das Angebot wollte.
– Warum muss jetzt Hals über Kopf die GSS mit Anstellung eines Geschäftsleiters gegründet werden? Die STS AG hat zugesagt, den Betrieb in Zweisimmen noch vier Jahre weiterzuführen.
– Wo werden die Abgeltungen des Kantons für jeden stationären Patienten (inkl. diejenigen von Thun), wegen der Spitalversorgungsnotwendigkeit von Zweisimmen und Frutigen, eingesetzt (annähernd jährlich zwei Mio. Franken) und wo blieben die Infrastruktur-Abgeltungen, welche die STS AG ausser der jetzigen OP-Sanierung und anderen Anpassungen kaum tätigte?
– Es besteht die Gefahr, dass die GGS mit der STS AG als Leistungserbringer weiterhin im Diktat der STS AG segeln muss. Deshalb verlangt die IG die Rückgabe sämtlicher an den Kanton abgetretenen Liegenschaften zurück in die neue Gesellschaft. Dazu gehört auch die anteilsmässige und nicht investierte Rückgabe der Infrastrukturabgeltung.
Die IG will, dass die vom Regierungsrat versprochenen Leistungen wieder soweit hochgefahren werden wie dazumal, um eine gute Grundversorgung sicherzustellen, auch im Hinblick auf die Altersversorgung in der Region. Die IG ist sich dabei bewusst, dass sich durch die technische Entwicklung Behandlungen verändern, doch eine gute und ausreichende Grundversorgung darf nicht einseitig und rein ökonomisch orientierten betriebswirtschaftlichen Überlegungen zum Opfer fallen. Die IG setzt sich für ein gutes Gelingen des Projektes ein. Dies ist der Grund, warum die IG immer wieder die harten Fakten auf den Tisch legt und kritische Fragen stellt.

IG SPITALVERSORGUNG SIMMENTAL SAANENLAND


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