Manege frei für den Turnverein Saanen-Gstaad!

  26.11.2019 Sport

Weit über 800 Zuschauer bestaunten am vergangenen Wochenende die Acts des Turnvereins im Zirkus Azurro. 11 Riegen mit über 200 kleinen und grossen Akrobaten zeigten ihr Können – und vor allem ihre Begeisterung am Turnen.

SONJA WOLF
«Steht hier nicht normalerweise die Turnhalle Ebnit?», hat sich zweifelsohne der eine oder andere Zuschauer am Eingang gefragt. Bunte Baldachine in Zeltform an allen Decken, mannshohe Lollis, die aus dem Boden sprossen, Popcornduft in der Luft und Bauchladen-Verkäufer – ein sofortiges Eintauchen in die magische Welt des Zirkus war unumgänglich.

Und dann «curtain up»! Die Musikgesellschaft Gstaad eröffnete den Zirkusabend. In der Folge hatte das Publikum die Qual der Wahl, seine persönliche Lieblingsnummer zu küren, so vielseitig waren die verschiedenen Acts.

Da kugelten kleine Drei- bis Vierjährige auf riesigen Gymnastikbällen mit Unterstützung ihrer Eltern. Andere Kinder im Hundekostüm imitierten einen ganz realen Hund aus Fleisch und Blut, der offenkundig Spass inmitten der Kleinen hatte. Gemeinschaftliches Strecken und Männchenmachen ganz nach dem Motto des peppigen Songs «Who let the dogs out?». Bei den drolligen Clowns blieb während der Jonglier- und Akrobatikübungen schon mal eine Perücke oder ein übergrosser Schuh auf der Strecke bzw. Turnmatte.

Da wurden Zauberkünste geboten, ebenso wie ein «Moulin Rouge»-würdiger Cabaret-Tanz der Jazzgruppe oder der Grossauftritt «Azurro» der «Blauen Welle», die bereits am Eidgenössischen Turnfest in Aarau aufgetreten war.

Akrobatik vom Feinsten
Auch die Fans der Akrobatik kamen auf ihre Kosten: Gewagte Pyramiden-Aufstellungen von Zirkuspferd-Teenies oder schwungvolle Übungen an den Ringen mitsamt Saltos liessen den Zuschauer den Atem anhalten. Zur Entspannung gab es temporeiche «Jailhouse-Rock»-Tanzeinlagen einschliesslich imposanter Hebefiguren junger Tanzpaare.

Eine gesunde Prise Komik
Herzhafte Lacher entlockte dem Publikum die Männerriege, die an Gehhilfen und Rollatoren über die Bühne wirbelten. Nicht minder amüsant präsentierte sich die Kamelgruppe, die zu Mani Matters «Sidi Abdel Assar vo el Hama» ein kleines abgeschlossenes Theaterstück präsentierte mit Schlangenbeschwörer, Bauchtänzer«innen» und eben den sehr naturgetreuen Kamelkostümen mit WC-Bürsten als Schwänze, die laut bisher unbestätigter Angaben direkt nach der Show an eine Gruppe in Luzern verkauft wurden.

Liebe zum Detail
Der Luzerner Kostümverkauf nimmt kaum wunder. Die einzelnen Riegen haben sich mit der fantasievollen Umsetzung des Zirkusmottos gegenseitig übertroffen. Mit einer enormen Liebe zum Detail wurden Bonbons ins Publikum geworfen, mit verschiedenen Kinderfahrzeugen auf die Bühne gefahren, «wilde» Stofftiger oder Hebebühnen zum Schlangenbeschwören eingesetzt. «Die Idee für das Motto Zirkus sowie die Unterthemen für mögliche Acts stammen von unseren Programmgestalterinnen Moni Brand und Nina von Siebenthal», erklärte Nadia Blum, Leiterin des Organisationskomitees. Diese würden in der Folge den Leitern/innen der Riegen präsentiert, die für ihre Gruppe per Online-Umfrage ein passendes Thema wählten, je nach Alter, turnerischem Teilgebiet und Interesse. «Die Verantwortung für die Umsetzung liegt dann bei den Gruppen», so Nadia Blum weiter. Da würden monatelang Ideen für Szenarien gesponnen, gebastelt, Material und Kostüme organisiert und geprobt, bis dann das fantasievolle Endprodukt steht.

Erstmals Livemusik
Zwischen den Zirkusnummern des Abends übernahmen zum einen Petra und Benz Schläppi als unbedarftes Geschwisterpaar Vrene und Housi die komikgeladenen Anmoderationen. Zum anderen gab es jeweils den Einspieler «Musik ist Trumpf» von der Musikgesellschaft, der die Veranstaltung wie einen roten Faden durchzog. Vier der Acts begleitete das Orchester unter der Leitung von Daniela Ivanova ganz – ein Novum in der Geschichte der Turnshows. Andreas von Grünigen, der im Orchester Eufonium spielt und als Bindeglied zwischen beiden Vereinen gewirkt hat: «Der Turnverein hat uns angefragt, ob wir dieses Jahr die Veranstaltung live untermalen wollen und wir waren sofort dabei. Normalerweise geben wir zu dieser Jahreszeit ein Adventskonzert; diese Show war einmal etwas ganz anderes und eine willkommene Abwechslung.»

Die Synchronisation zwischen Musik und Turnen hat dann auch bestens geklappt, trotz einiger Herausforderungen im Vorfeld: Die Gruppen konnten natürlich nicht mit der Livemusik proben und haben sich mit YouTube-Bläser-Aufnahmen der jeweiligen Stücke beholfen. Diese hatte ihnen der Dirigent der Musikgesellschaft Dominik Ziörjen zur Verfügung gestellt, der auch die Stückauswahl getroffen und die Musikproben geleitet hat. An der Turnshow selbst konnte er zwar nicht teilnehmen, dafür hat Dirigentin Daniela Ivanowa, welche die Musikgesellschaft einige Jahre selbst geleitet hat und gut kennt, übernommen.

Perfekter Ausklang
Das Publikum hat es den beiden kooperierenden Vereinen gedankt: Der Radetzky-Marsch in Live-Version zum Endaufmarsch der Turnakteure rundete das Zirkusgefühl so perfekt ab, dass die meisten am Samstagabend nicht etwa direkt heimgingen. Vielmehr liessen sie den Abend im Zirkusrestaurant – bei teilweise von Turnermamas selbst gemachten Leckereien – oder in der Magic-Bar mit DJ Hene ausklingen.

Weitere Bilder: https://tinyurl.com/whkjmy7

Video: https://tinyurl.com/qt3sl47


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