Peter Germann zeigte seine Werke aus den Neunzigerjahren

  26.11.2019 Region, Obersimmental

Peter Germann zeigte vom 9. bis 24. November einen Ausschnitt aus seiner Schaffenszeit zwischen 1989 bis 2003. Es sind Keramikgefässe und Papierschnitte, als Farbe in die meist schwarz-weissen Bilder kam.

Peter Germann hat sein Atelier in Boltigen, das er mit seiner Frau Ruth Oswald teilt, zur Galerie umgestaltet, um seine Werke aus der Schaffenszeit zwischen 1989 und 2003 auszustellen. Am 9. November hat er an der Vernissage die Ausstellung eröffnet. «Es wurde so langsam zur Gewohnheit, dass wir in jedem Jahr zweimal Teile unserer Werke in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorstellen. Diesen Herbst haben wir uns entschlossen, meine Schaffenszeit der Neunzigerjahre darzustellen», meinte Peter Germann im Gespräch.

Scherenschnitte
Peter Germann ist im Berner Oberland aufgewachsen und hat, nach seinen Schilderungen zu schliessen, schon in seiner Jugend den Scherenschnitt verwendet, um sich bildhaft auszudrücken. Später kam zur Schere das Messer, das ihm neue Möglichkeiten für seine Ausdrucksweise brachte. Mit dem Wechsel zu mehr Farbe und mit dem Verlassen der strengen Symmetrie hat er den Weg in die Collage gesucht.

Seine Papierschnitte
In den Neunzigerjahren hat sich bei seinen Arbeiten in der Papierschnitttechnik Wesentliches verändert. Zu den meist schwarz-weiss gestalteten Bildern kam die Farbe dazu. Die reine Gegenständlichkeit trat in den Hintergrund und machte einer fabulierenden, oft verspielten Form- und Struktursuche Platz. In letzter Konsequenz werden in einigen Arbeiten nur noch farbige Flächen einander gegenübergestellt. Damit wurden seine Bilder abstrakter und komplexer. Die abstrakten Werke aus dieser Zeit gelangten zum Teil an der Ausstellung zum ersten Mal an die Öffentlichkeit.

«Bärenpresse»
Früh in den Neunzigerejahren entstand auch das Buch in der «Bärenpresse». Den fünf Gedichten «Eingang», «die Hoffnung», «Fortschritte», «Abend» und «Flamme» sowie dem Text «Notizen zur Melodie der Dinge» von Rainer Maria Rilke hat Peter Germann je einen Papierschnitt gegenübergestellt. Die fünf mehrfarbigen, zum Teil mit Blattgold unterlegten Original-Papierschnitte sind als Unikate vom Künstler von Hand mit der Schere geschnitten worden. In einer einmaligen Auflage erschienen 50 nummerierte und signierte Exemplare, die bis auf die drei noch vorhandenen Exemplare von Bibliotheken und Museen erstanden wurden.

Seine Bilder
Zu seinen Bildern sagt Peter Germann: «Stimmungen durch Zeichen, durch Farbflächen, durch Formen und Gliederungen und durch die Kombination daraus zu erzeugen, ist mein Bestreben. Stimmungen, die mit meiner Verbundenheit zum Menschen, zu seiner Kultur und zur Natur im Allgemeinen zu tun haben. Es sind meine Empfindungen, die durch das Einfühlungsvermögen des Betrachters ein wenig auch die seinen werden können.»

Keramik
Seine Keramik drückt er in der Form von Gefässen aus. Jedes Gefäss ist ein Unikat, ein unverwechselbares Einzelstück, das beim Betrachter Ruhe erzeugen soll, ihn aber auch nicht mehr ganz in Ruhe lassen soll. «Meine Gefässe sind zum Gebrauch gedacht, können aber auch einfach so dastehen. Gebrauch oder Nichtgebrauch gehören aus meiner Sicht zusammen», so Germann.

Seine Ausstellung
In seiner Ausstellung, die am vergangene Sonntag, 24. November zu Ende ging, war Licht ein wesentliches Element, das seine Papierschnitte, seine Bilder und seine Keramik wirken liess. Mit einer begrenzten Anzahl Werke ist es Peter Germann gelungen, seine Neunzigerjahre wirksam zu präsentieren. WALTER ZELLER


ZUR PERSON

Peter Germann wurde 1952 in Frutigen geboren und verbrachte seine Kindheit im Saanenland. Zunächst lernte er Zimmermann, dann Töpfer und wurde Lehrer an der Fachklasse für Keramik in der Schule für Gestaltung in Bern. Die künstlerische Tätigkeit als Papierschneider begann bei ihm sehr früh. Schon 1973 waren Papierschnitte von ihm an Ausstellungen zu sehen.
Er sagte von sich: «Ausgehend von der Begeisterung für die Werke Johann Jakob Hauswirths (1808–1871) entstanden 1966 meine ersten Schnitte. 25 Jahre Freude und Zerwürfnis im Wechselspiel führten zu Ausdrucksformen, die mit Herkömmlichem nur wenig zu tun haben.»
Wegweisend ist auch seine Aussage zu seiner Tätigkeit als Keramiker, Papierschneider und Pädagoge: «Die drei Arbeitsgebiete ergänzen und bedingen sich wechselseitig. Sie sind für mich, zusammen mit der Auseinandersetzung mit unserer Zeit und ihren Impulsen sowie dem Einbezug der Kultur- und Kunstgeschichte, ein sich im steten Wandel bewegendes, spannendes Ganzes.» Peter Germanns Papierschnitte finden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen.

PD


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