Altersstubete mit Urs Bach – in der lieben Heimat sitzen und doch auf Reisen gehen
03.12.2019 GstaadAm vergangenen Dienstag entführte Urs Bach die Besucher der Altersstubete ins ehemalige Jugoslawien. Eine Fotoreise voller Überraschungen mit einem «Reiseführer», dem man gerne zuhört.
DANIELA ROMANG
Vielen kommt die Kriegszeit der 90er-Jahre in den Sinn, wenn sie Jugoslawien hören. Urs Bach und seine Frau Berti wussten auch nicht sehr viel mehr über diesen Flecken Erde, das sollte sich bei ihrer dreiwöchigen Reise ändern!
Sie bereisten Trieste und Rijeka, zwei eindrückliche Hafenstädte, bewunderten die Ufer- und Insellandschaft mit den schönsten Meerblautönen, besuchten den Nationalpark Krka mit den imposanten Wasserfällen und kamen weiter südlich in die Stadt Split, einer lebhaften Schiffbau- und Tourismusstadt. Überraschend waren die riesigen Schiffe, darunter ein Kreuzfahrtschiff. Wie eine Lawine strömen da die Kreuzfahrtgäste in ein solches Städtlein, wenn sie «Landpause» machen, wusste Urs Bach zu berichten.
Weiter gings ins Landesinnere Bosniens und Serbiens, wo Urs Bach mit seiner Frau das landwirtschaftliche Treiben beobachtete. Viel Weidland in Bosnien, mehr Getreide- und Maisanbau in Serbien. «Die Bauern sind noch nicht auf die Idee gekommen, riesige Scheunen zu bauen, aber sie bauen riesige Tristen!», erzählte Urs Bach. Sie trafen granatapfelähnliche Früchte an und kamen zum 13 km2 grossen Stausee Jablanicko jezero, fuhren weiter ins multireligiöse und multikulturelle Sarajewo, wo sie von einer riesigen Synagoge überrascht wurden. Auf dem Weg zu einer nigelnagelneuen Garaventa-Seilbahn trafen sie Schnapsbrenner an, die ihnen mit Freuden eine 1,5-Liter-Petflasche voller Kruschka, Birnenschnaps, verkauften. Weiter überraschte sie der riesige Fluss Sava, der bei der Mündung in die Donau 1600 m3 Wasser pro Sekunde führt! Diesem «heiligen Fluss» Sawa wurde in Belgrad ein Dom gebaut, der Platz für 12’000 Leute bietet!
Besonders charmant fanden Urs und Berti Bach in der serbischen Stadt Belgrad die Strasse Skadarlija: Dort wurden Gebäude auf Hausfassaden gemalt. Und es herrschte fröhliches Treiben: Einheimische Produkte wurden angepriesen, es wurde gefeiert, getrunken und zu serbischer Volksmusik getanzt.
Im Ganzen war es schwierig, sich mit den Menschen zu verständigen, konnten doch wenige von ihnen Englisch. So war es ein grosses Glück für das reiselustige Ehepaar, für die Weiterreise eine in Gstaad wohnhafte Bekannte als Begleiterin zu haben, die in Serbien aufgewachsen war: Lilian Lampart. Mit ihr war es möglich, die Sprachbarriere zu überwinden und den Menschen vor Ort zu begegnen. Sie wurden von allen Seiten eingeladen und kulinarisch verwöhnt. Die Gastfreundschaft all dieser Menschen, die in deutlich bescheideneren Verhältnissen leben als wir Schweizer, beeindruckte Urs und Berti Bach.
Nach Belgrad, Subotica und Szeged machten sie einen Ausflug zum Palic-See mit der gleichnamigen Ortschaft, die Urs Bach an «unser» Montreux erinnerte. Weiter ging die Reise wieder auf eigene Faust via Sombor zur kroatischen Hauptstadt Zagreb und zur slowenischen Hauptstadt Ljubljana.
Auffällig waren die wunderschön erhaltenen, alten Gebäude in den grösseren Orten. Ebenfalls erstaunlich war die grosse Sauberkeit in den Städten und auch in ländlichen Gegenden. Wie die Menschen zum Beispiel auch Sorge tragen zu ihren Gärten und diese hegen und pflegen. Und sie entdeckten die Bilderkunst mit Stroh, die Urs Bach mit der hiesigen Scherenschnittkunst verglich. Nach diesem lehrreichen Exkurs nach Osteuropa erschien ein Bild mit den Bergen der Heimat vieler Altersstubete-Besucher, des Saanenlands! Sie waren nun wieder «nach Hause gekommen» und durften den Nachmittag mit einem Zvieri des Frauenvereins und gemütlichem «Dorfe» ausklingen lassen.
ZUR ALTERSSTUBETE
Die Altersstubete, veranstaltet von der Kirchgemeinde Saanen-Gsteig, findet in der Regel 14-täglich statt. Drei- bis viermal pro Jahr werden sie gemeinsam von der Pro Senectute Saanenland und dem Frauenverein Saanenland gestaltet. Diese Anlässe erfreuen sich grosser Beliebtheit. Letzten Dienstag waren es knapp hundert Senioren im Kirchgemeindehaus Gstaad! Auf Nachfrage, ob er noch Stoff habe für seine nächsten Vorträge, verriet Urs Bach: «Ja, es reicht noch für ein paar. Im Frühling möchte ich einen Vortrag über das Baltikum machen.»
ZUR PERSON
Urs Bach lebt mit seiner Frau Berti im Grund. Vielen mag er als Bezirkschef der Kantonspolizei bekannt sein. Dieses Amt hatte er von 1993– 2010 inne, bevor er pensioniert wurde. Mit seiner Frau hat er schon immer gerne Reisen unternommen. Vorträge darüber macht er erst seit 2013, als er als Vorstandsmitglied der Pro Senectute Saanenland in der Altersstubete begonnen hat, Lichtbildervorträge zu halten. Er habe aber auch schon Vorträge gezeigt über seinen Beruf, über seine Arbeit als Lawinenhundeführer, über Blumen etc. Ein spezielles Highlight war der Film über das letztjährige Freilichttheater in Gsteig «Dr Schwarz Steff», den er ebenfalls anlässlich einer Altersstubete zeigen durfte. «So konnten das Theater auch Menschen sehen, die körperlich nicht in der Lage waren, auf einer Tribüne einer Vorführung beizuwohnen», freute sich Urs Bach.