Hang zur Arktis

  03.12.2019 Region

Die Bar und Lounge des Geschäfts «La vache bleue» in Saanen wurde am vergangenen Freitag zum Tatort von Kultur. Sabine Reber las drei Geschichten aus ihrem Buch «30 Wörter für Schnee». «Ich habe mich schon lange nicht mehr so auf eine Lesung gefreut», sagte die Autorin, sie habe schon lange nicht mehr gelesen. Sabine Reber lebt mit ihrer Tochter und ihrem Partner Roland Heer – seinerseits Schriftsteller und Bergsteiger – in Gsteig und hat sich in den letzten zwanzig Jahren als Journalistin und Gartenpublizistin einen Namen gemacht. Gleichzeitig entstanden auch fast ein Dutzend literarische Werke.

Die drei Geschichten, welche bei der Schneelesung Gehör bekamen, handelten von glückenden, scheiternden und unvorhersehbaren Beziehungen. Von einem Paar, das bei seiner Therapie den Garten Eden zeichnen musste und schliesslich doch auf anderem Weg Toleranz, Verzeihung und Achtsamkeit fand. Von der depressiven Larissa, die in die Arktis reisen sollte, weil sich in ihrem Leben Löcher ausbreiteten, seit dem sie sich die linke Schaufel ausgeschlagen hatte, und doch nie dort ankam, ohne es zu bereuen. Und zum Schluss begleiteten die Gäste in Saanen Ueli und seine Frau, die beim Ausflug aufs Jungfraujoch dem Gletscherblick eines Franzosen verfiel, der ihr Eiskristalle zuwarf und durch den sie «die Wärme des Eises» entdeckte.

Leichtigkeit und Tiefgang wechselten sich in den vorgetragenen Texten ab, das Sujet von Schnee und Eis zog sich als roter Faden hindurch, ohne sich dabei vor die eigentlichen Handlungen zu drängen. «Ich habe mich schon immer zur Arktis hingezogen gefühlt», verriet Reber in Saanen. Als Gegenpol zu ihrer Arbeit als Gartenpublizistin sei die Faszination für den Ort, an dem nichts wächst, noch grösser geworden. Zwei Mal ist sie inzwischen schon selbst dort gewesen.

SARA TRAILOVIC


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