Liegenschaftssteuer bleibt bei 1,5‰

  17.12.2019 Gsteig

Die Gemeindeversammlung hat allen Traktanden zugestimmt. Darunter dem Budget 2020, das bei gleichbleibenden Steueranlagen mit einem Fehlbetrag von rund 200000 Franken rechnet. Diskussionslos bewilligt haben die 36 anwesenden Stimmberechtigten auch drei Kreditbegehren von insgesamt einer halben Million Franken.

ANITA MOSER
Bei wunderbar winterlichen Verhältnissen – es hatte den ganzen Nachmittag kräftig geschneit – fanden sich am Freitagabend 36 Stimmberechtigte (5,4 Prozent) zur letzten Gemeindeversammlung in diesem Jahr in der Mehrzweckhalle ein.

(Noch) keine Senkung der Liegenschaftssteuer
Ausführlich erläuterte Finanzverwalter Karl Graa das Budget 2020, das mit einem errechneten Ertrag von gut 4,7 Millionen Franken und von einem Fehlbetrag von rund 200’000 Franken ausgeht. In Saanen und Lauenen wurde die Liegenschaftssteuer aufgrund der zu erwartenden Mehreinnahmen bei den Liegenschaftssteuern gesenkt, nicht so in Gsteig. «Zum Zeitpunkt der Budgetierung herrschte Unsicherheit betreffend dem Zeitpunkt der Umsetzung der Neubewertung der nichtlandwirtschaftlichen Grundstücke», informierte Graa. Aufgrund dieser Unsicherheit seien die Auswirkungen der Neubewertung – für die Gemeinde Gsteig rechnet man mit einer Verdoppelung der Liegenschaftssteuereinnahmen – im Budget nicht berücksichtigt worden, erklärte Graa.

Mit der Neubewertung werde man weit bessere Zahlen schreiben, ob deshalb eine Senkung der Liegenschaftssteuer nicht angebracht wäre wie in den Nachbargemeinden, fragte Simon Gander. Die Mieten würden steigen und für junge Leute werde es zunehmend schwieriger, Wohneigentum zu erwerben, begründete er sein Anliegen. «Der Kanton gängelt den ländlichen Raum.» Im kommenden Jahr gebe es noch keine finanziellen Auswirkungen, erklärte Gemeinde(rats)präsident Markus Willen und versprach, dass der Rat über eine Senkung der Liegenschaftssteuer im kommenden Jahr diskutieren werde. «Und sonst stelle ich einen Antrag», meinte Gander schmunzelnd.

Ohne weitere Wortmeldung wurde das Budget mit den gleichbleibenden Steueranlagen (Gemeindesteuer: 1,6 der einfachen Steuer, Liegenschaftssteuer: 1,5‰ der amtlichen Werte) genehmigt.

Positive Rechnungsabschlüsse ab 2021 erwartet
Ohne Wortmeldung nahmen die Anwesenden den von Karl Graa erläuterten Finanzplan 2020–2024 zur Kenntnis. Trotz der im vergangenen Jahr erhöhten Steueranlage auf 1,6 könne er für 2020 voraussichtlich keine positiv abschliessende Rechnung vorlegen, so Graa. Ab dem Planjahr 2021 sollten die Rechnungsabschlüsse wieder positiv sein. Dies vor allem wegen den bereits erwähnten Mehreinnahmen durch die bevorstehende Neubewertung. Der Abschreibungsaufwand werde immer grösser, so Graa. Der Gemeinderat werde künftige Beitragsbegehren kritisch und vorsichtig zu prüfen haben, damit die Abschreibungen nicht eine unangenehme Grösse erreichten. «Nach wie vor hat jede neue Investition und jede neue Beteiligung direkten Einfluss auf unsere Steueranlage.»

Gemeindebeitrag für Tourismusorganisationen
Unbestritten war der Gemeindebeitrag von insgesamt 195’000 Franken für Gstaad Saanenland Tourismus (GST) und Gstaad Marketing GmbH (GM) für die kommenden zwei Jahre (jährlich 12’500 Franken an GST sowie 85’000 Franken an GM).

Der Tourismus sei und bleibe enorm wichtig für die Region, begründete Gemeinderätin Barbara Kernen die behördliche Empfehlung, die beiden Tourismusorganisationen auch die nächsten zwei Jahre zu unterstützen – wie dies schon in den vergangenen drei Jahren der Fall war. «Wir alle profitieren direkt und indirekt vom Tourismus.» Sei dies in Form von Arbeitsplätzen, Nebenerwerben und Infrastrukturen.

Flurin Riedi (Geschäftsführer von GST) und Andreas Wandfluh (Geschäftsführer von GM) nahmen als Gäste an der Versammlung teil und bekamen Gelegenheit, die geplanten Marketing-Aktivitäten vorzustellen sowie über weitere Projekte zu informieren.

Sie betonten, Gsteig-Feutersoey sei ein wichtiger Teil der Destination. Nach dem Erfolg in diesem Jahr mit dem Lauenensee wird im kommenden Sommer beispielsweise der Arnensee als eine der drei Top-Wanderungen beworben.

«Bären» wird energetisch saniert
Bewilligt hat die Versammlung auch einen Kredit über 195\\'000 Franken für energetische Sanierungsmassnamen im Hotel Bären. Es sei dies die hoffentlich vorerst letzte Sanierungsetappe, meinte Gemeinde(rats)vizepräsident Tom Schild. Energetisch saniert werden soll die Bärenstube und das Sanetschstübli, zudem sollen sämtliche alten Fenster im Neubau und der Wirtewohnung ersetzt werden.

In den vergangenen Jahren hätte es in den Wintermonaten von Seiten verschiedener Gäste immer wieder Reklamationen gegeben über die ungemütlichen Temperaturen – und dies, obwohl die Heizung auf Hochtouren lief, wie Tom Schild erläuterte. Durch die Sanierung könnten massiv Heizkosten eingespart werden, so Schild. Zudem sei es in der heutigen Zeit – Stichwort «Greta» – Pflicht, dass man energetisch alles, was möglich sei, mache. Der Raumcharakter in den beiden Stuben werde erhalten bleiben, versicherte Schild. Für die vorgesehenen Massnahmen habe man von der kantonalen Denkmalpflege die Zustimmung bekommen, so Schild.

Man habe bereits vor Jahren von der kantonalen Denkmalpflege eine Bewilligung bekommen, die Aussenwände nordseitig auf der Bachseite von aussen mit einer stehenden Schalung zu isolieren, sagte Simon Gander. Nun stelle sich die Frage, ob man die Wand auf der Kirchenseite ebenfalls von aussen isolieren sollte.«So bleiben die Aussenwände nordseitig wie südseitig und auf der Kirchenseite innen erhalten», begründete Gander. Und es müssten nur die Aussenwände gegen die Hauptstrasse von innen isoliert werden. Er finde diese Variante besser, aber er sei damals als zuständiger Gemeinderat mit dem Kreditantrag gescheitert. Markus Willen nahm das Votum als Anregung für die zuständige Kommission auf.

Für die Sanierung der Anderhalbacherstrasse in Feutersoey sprach die Versammlung einen Verpflichtungskredit von 115\\'000 Franken. Es sei vorgesehen, dass die Stockwerkeigentümergemeinschaft Rösslimatte ihre baufällige Stützmauer parallel zu dieser Strassensanierung ebenfalls saniere, erklärte Gemeinderat Toni Bühler.

Weihnachtsbaum-Abfuhr
Unter dem Traktandum «Verschiedenes» regte ein Stimmbürger an, die Abfuhr von Weihnachtsbäumen zu prüfen. Die Behörde nahm auch dieses Votum als Anregung entgegen.

Für Marietta Jaggi war es die letzte Versammlung, sie hat nach acht Jahren als Gemeinderätin auf Ende Jahr demissioniert. Markus Willen dankte ihr im Namen der Behörde für ihr Engagement.

Mit einem witzigen Präsent – mit einem Brett mit drei Löchern und einem kleinen Fuchs sowie einem Spielzeugbagger – bedankte sich Vizepräsident beim Vorsitzenden für dessen Engagement. «Als Präsident braucht man den Durchblick, als Präsident braucht man auch gute Ohren zum Zuhören, eine feine Nase, um zu spüren, ob etwas gelingt oder nicht, sowie gute Augen, um hinzuschauen», erklärte Schild unter Gelächter. Als Präsident müsse man aber auch etwas bewegen und anpacken können, man müsse dem einen oder anderen auf den Grund gehen, Sachen von A nach B schaufeln, Unebenheiten korrigieren und manchmal auch etwas ausbügeln – deshalb der Bagger. Der Job mache sicher manchmal Freude, manchmal bereite er Ärger und Frust, und um den Erfolg zu geniessen oder den Frust zu betäuben, gebe es Genussmittel … In die äusseren Löcher passen zwei Gläser und ins mittlere stellte Schild eine feine Flasche Vieille Prune … Kurz vor 22 Uhr konnte der Vorsitzende die Versammlung schliessen mit den besten Wünschen für die bevorstehende Weihnachtszeit und den Jahreswechsel. Im Anschluss waren die Anwesenden im gemeindeeigenen «Bären» zum Apéro eingeladen.

 


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