Spital-Mitarbeitende zu Besuch auf der Rega-Basis

  14.01.2020 Zweisimmen

Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) ist – gerade im Winter – Dauergast im Spital Zweisimmen. Zum Auftakt der Skisaison erfolgte nun ein «Gegenbesuch»: Über 30 Mitarbeitende des Spitals Zweisimmen waren zu Gast auf der örtlichen Rega-Basis und konnten Einblicke in die Abläufe der Rega-Crews gewinnen.

Rund um die Uhr einsatzbereit. Das ist das Ziel, wenn im Winter die Rega-Basis Zweisimmen im Dauerbetrieb ist. Während beim Sommerbetrieb vor allem an Wochenenden mit schönem Wetter der Helikopter mit dem Funkruf «REGA 14» einsatzbereit gehalten wird, um verunfallten oder verirrten Wanderern zu Hilfe zu kommen, gibt es von Dezember bis Ostern keine Pause. Und damit steigt auch die Präsenz der Besatzungen im Spital Zweisimmen.

«Man kennt ziemlich schnell die Gesichter, die Stimmen und den Stil bei der Patientenübergabe», so Christine Riediger, leitende Ärztin in der Anästhesie im Spital und selbst als Notärztin ausgebildet. Doch was sich alles im Hintergrund abspielt, bleibt für die meisten Mitarbeitenden des Spitals oftmals im Dunkeln. «Ursprünglich war die Idee, vor allem unseren Assistenzärzten einen besseren Einblick in die Möglichkeiten und Abläufe der Rega zu geben», so Thomas Näf, Initiator des Besuchs und ebenfalls als leitender Anästhesist am Spital Zweisimmen tätig. Ärzten wie zum Beispiel Katharina Meschkat, die nach einer Zeit in der Chirurgie inzwischen in der Medizin am Spital Zweisimmen tätig ist und zu den erfahrenen Assistenten gehört.

Doch das Interesse war weit grösser als erwartet. Und so erklärte zunächst Arno Reichenbach, Rettungssanitäter auf der Basis, im voll besetzten Vortragsraum einer Mischung aus jungen und erfahrenen Ärzten, Mitarbeitenden aus der Pflege und anderen Bereichen des Spitals nicht nur die Geschichte und das aktuelle Fluggerät der Rega, sondern auch die Organisationsstrukturen im Hintergrund. «Die Einsatzzentrale der Rega in Zürich klärt alle relevanten Fragen für einen Einsatz im Vorfeld ab», so Reichenbach. Und hält damit die Helikopterbesatzung von aufwendigen Recherchen und Nachfragen frei.

In zwei Gruppen ging es schliesslich in den hinteren Teil der Basis, wo Pilot und Basisleiter Adrian von Siebenthal beim Helikopter vom Typ Agusta Westland Da Vinci Rede und Antwort stand und neben technischen Feinheiten auch die Ausbildung und den Teamgedanken deutlich machte. So muss der Notarzt bei der Bergung eines Verletzten auch körperlich mit anpacken und der Rettungssanitäter ist – je nach Situation – auch mit der Steuerung der Rettungswinde betraut oder übernimmt im Flug Aufgaben zur Unterstützung des Piloten im Cockpit. Und der Pilot? «Der ist nach einem Einsatz meist als Erster fertig und darf sich dann gern in der Küche nützlich machen», ergänzte Reichenbach später mit einem Schmunzeln. In der Tat: Eine Kantine gibt es auf der Basis natürlich nicht; Die Crews müssen sich selbst versorgen. Bei der medizinischen Ausrüstung fällt die strenge Ordnung sofort ins Auge: drei Rucksäcke, jeder für unterschiedliche Notfallsituationen zusammengestellt. Alles exakt am vorgesehenen Platz. Die Schränke im Lagerraum klar beschriftet, die grossen Buchstaben an den Schubladen entsprechen dem Material für jeweils einen der Rucksäcke. «Auf diese Weise können sich auch Rega-Crews von anderen Basen schnell zurechtfinden», erklärte Reichenbach die Idee hinter dieser Organisation, die auch sehr viel Disziplin erfordert. Doch schnell folgen Nachfragen zu den Details: Wie viel Sauerstoff ist für Patienten an Bord? Welche Überwachungsgeräte? Welches Reanimationsgerät? Fragen, auf die Reichenbach nicht nur präzise Auskunft geben konnte, sondern auch Hintergründe erläuterte und von Einsätzen berichtete.

In lockerer Atmosphäre konnten später weitere Fragen geklärt und Eindrücke ausgetauscht werden. Für Christine Riediger eine rundum gelungene Veranstaltung: «Man bekommt ein gutes Verständnis dafür, wie die Arbeit der Rega hier vor Ort funktioniert und auf welch hohem Niveau auch im Hintergrund gearbeitet wird.» Ein Verständnis, welches sich dann in der täglichen Praxis zum Wohl der Patienten auswirken soll. Tagtäglich und rund um die Uhr. Und bereits wenige Tage später sollte sich das bessere Verständnis schon auswirken: Ein Patient in Zweisimmen brauchte dringend eine intensivere Versorgung, sodass eine schnelle Verlegung ins Inselspital nötig wurde. Doch der klare Himmel und beste Sicht in Zweisimmen trafen auf dichten Bodennebel in Bern. Assistenzärztin Katharina Meschkat erinnert sich: «Als Ärztin mit der Verantwortung für einen schwer kranken Patienten ist es sehr schwierig, nebenbei noch unerwartete Transportprobleme zu klären.» Eine Aufgabe, welche die Rega-Einsatzzentrale übernahm. Dort fand man eine höher gelegene, nebelfreie Landemöglichkeit in Bern, organisierte einen Anschlusstransport per Ambulanz ins Inselspital und kam mit dem fertigen Transportvorschlag wieder auf Meschkat zurück. Erst nach dem OK aus dem Spital Zweisimmen bekam die Besatzung des Helikopters den Verlegungseinsatz übermittelt. Als Pilot an Bord ein bekanntes Gesicht: Adrian von Siebenthal.

ARMIN BERGER


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