Hirntraining

  11.02.2020 Kultur

Der weltbekannte Philosoph und Lehrer J. Krishnamurti besuchte währen 25 Jahren – bis 1985 – das Saanenland. Zu seinen sommerlichen Vorträgen in Saanen kam ein internationales Publikum von Tausenden von Personen. Krishnamurti hatte eine zentrale Absicht: die völlige innere Befreiung des Menschen. In einer einfachen Sprache, die jeglichen spirituellen Jargon vermied, behandelte er die zentralen Fragen unseres Menschseins wie Leben, Denken, Zeit und den Tod.

Und doch ist Krishnamurti nicht immer einfach zu verstehen. So manches erscheint abstrakt, manchmal widersprüchlich und oft ist sein Ton voller Strenge. Nicht wenige fühlen sich von seinen Aussagen und Beschreibungen überfordert. Einerseits spricht Krishnamurti den Menschen da an, wo er sich befindet, in seinem alltäglichen Leben, in seinem Streben, seiner Angst, den Konflikten in den Beziehungen. Krishnamurti konfrontiert uns mit dieser Realität und weist uns darauf hin, dass ein Weglaufen unmöglich ist und wir die volle Verantwortung für unser Leben und den Zustand der Welt tragen. Aber er beschränkte sich nicht auf diese Ebene und war gleichzeitig in einer zeitlosen Dimension zu Hause.

Er sprach aus tiefster Präsenz, die von allen Inhalten frei war und gerade deswegen die Struktur unserer Probleme und unseres Denkens auf das Klarste wahrnehmen konnte. Und das ist wichtig für seine Zuhörer und Leser, denn seine Aussagen eröffnen sich erst, wenn erkannt wird, dass er aus einer inneren Wirklichkeit spricht, in der es keine Selbstidentifikation, keine Trennung, keine Zeit und keine Angst vor dem Tod gibt. Und aus dieser absoluten Freiheit schaut er auf das menschliche Denken und Fühlen, unsere Verwirrungen, die Trennung in «Ich und das Andere» und unsere nie endende Hoffnung, irgendwann in der Zukunft Klarheit, Erfüllung und Sinn zu finden.

Diese Wirklichkeit reinen Seins, die weder Zeit noch Trennung noch Identifikation kennt, ist kein Ideal, sie ist nicht etwas, das nur wenige erreichen können. Diese Wirklichkeit ist da, wenn der Mensch – und sei es anfangs nur für einen Augenblick – in eine Stille fällt, in der alles Denken, jede Interpretation und jeder Selbstbezug zur Ruhe gekommen sind. Dann ist da eine zeitlose und unbegrenzte Einheit, die keinen Namen hat, von der man sich kein Bild machen kann. Diese unermessliche Gegenwärtigkeit steht nicht im Gegensatz zu unserem Alltag, sondern ist auf unfassbare Weise der lebendige Urgrund, der auch die Wirklichkeit mit einschliesst, die wir als unseren Alltag leben und erleben.

Können wir in beiden Dimensionen gleichermassen zu Hause sein, in der alltäglichen Welt genauso wie in der Welt einer alles durchdringenden Gegenwärtigkeit?

Das Museum der Landschaft Saanen, zusammen mit der Stiftung Krishnamurti Link International, lädt alle Interessierten für diesen Donnerstagnachmittag, 13. Februar zu einem Vortrag mit anschliessendem Apéro und Dialog ein, Beginn 16 Uhr. (Siehe Inserat vom Freitag, 7. Februar)

JÜRGEN BRANDT

Die Ausstellung J. Krishnamurti in Saanen 1961–1985, die auf 24 Tafeln und einigen Videos einen Auszug von Krishnamurtis Werk und seiner besonderen Beziehung zum Saanenland präsentiert, ist noch bis zum 12. April zu sehen im Museum der Landschaft Saanen von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. An folgenden Tagen findet auch eine kurze Videovorführung mit anschliessendem Dialog statt: Sonntag, 1. März, 15–16.30 Uhr (französisch); Sonntag, 22. März, 16–17.30 Uhr (englisch); Sonntag, 5. April, 15.30–17.30 Uhr (deutsch/englisch).


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