RANDNOTIZ

  28.02.2020 Region

Man gewöhnt sich an (fast) alles

ANITA MOSER
Die Sprache verändert sich laufend.Unsere Sprache strotzt heute vor Anglizismen. Wir joggen, walken oder chillen, trinken Kaffee to go, halten Meetings ab, brainstormen oder führen Face-to-Face-Gespräche. Man hat sich längst daran gewöhnt. Oder sollte es korrekt heissen man/frau hat sich längst daran gewöhnt? Da bin ich schon mittendrin im Thema gendergerechte Sprache. Eine Sprache, die weder Frauen noch Männer noch nichtbinäre Personen diskriminiert. Um es vorwegzunehmen: Ich bin emanzipiert, offen und tolerant gegenüber allen Menschen.

Vielleicht ist die gendergerechte Sprache eine Generationenfrage. Wir haben uns an die männliche Form gewöhnt. «Ausgang für Fussgänger»: Logisch sind da alle Fussgänger gemeint, Männer wie Frauen. Aber Hand aufs Herz: Fühlte ich mich als Mann angesprochen, wenn auf dem Schild «Ausgang für Fussgängerinnen» stehen würde? Wohl eher nicht. Aber mit der Zeit würde man sich bestimmt daran gewöhnen.

Ich verwende nach Möglichkeit geschlechtsneutrale Formulierungen: Fachleute, Studierende, Lehrpersonen, Führungskräfte. Die Verwendung der männlichen und weiblichen Form oder die Lücke des Gendersterns – Kolleg*innen – wirken auf mich holprig und schwerfällig und geschrieben zu lang. Die Schreibweise mit dem Schrägstrich – Lehrer/innen – ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, braucht aber weniger Platz.

Setzt sich die gendergerechte Schreibweise jedoch durch, werde ich mich daran gewöhnen, wie ich mich an die neue Rechtschreibung gewöhnt habe. Mit wenigen Ausnahmen. Bei der Gämse (Gemse) setzt sich in der Regel mein linker Mittelfinger gegen den kleinen Finger meiner rechten Hand durch … Und spricht man (!) von Gästinnen, Mitgliederinnen oder Menschinnen, bekomme ich die Krise. Daran werde und will ich mich nicht gewöhnen. Punkt.

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