Neuer Vorstand und frische Ideen mit Altbewährtem

  03.03.2020 Kultur

Der Verein Saaner Freunde der Menuhin Akademie Gstaad IMMA wählte an der GV vom vergangenen Samstag neu den Präsidenten und ein Vorstandsmitglied. Nach 20 Jahren gibt Urs von Grünigen das Präsidium ab und auch Vizepräsident Edwin Oehrli und Kassierin Maya Brand demissionierten.

LOTTE BRENNER
Neu zum Präsidenten gewählt wurde Çetin Köksal, selber ausgebildeter Violonist. Sein Bruder Erhan Köksal konnte ebenfalls für den Vorstand gewonnen werden. Sie werden zusammen mit der wiedergewählten Kassierin Manuela Thoenen die Geschicke des Vereins in die Hand nehmen. Das Sekretariat bleibt vorläufig vakant, soll aber baldmöglichst besetzt werden.

Die IMMA lebt
Der Verein Saaner Freunde der IMMA existiert seit 1985 und wurde damals vom ehemaligen Stiftungsratspräsidenten Edwin Oehrli ins Leben gerufen. Die durchschnittlichen jährlichen Mitgliederbeiträge, die jährlichen Beiträge der Einwohnergemeinde Saanen und die Unterstützung der Kultur Region Obersimmental-Saanenland-Pays- d’Enhaut ergeben rund 1,5 Mio. Franken, die zum grossen Teil als jährliche wiederkehrende Stipendien an die Stiftung IMMA ausgerichtet wurden. In den letzten zwei Jahren verzichtete der Vorstand allerdings auf die Ausrichtung von Stipendien an die IMMA. Grund: einige Turbulenzen im Stiftungsrat und eine finanzielle Notlage sowie die Ungewissheit, wie die IMMA weiter existieren würde.

Doch hat sich rechtzeitig eine Mäzenenquelle gefunden: Die Person, die seit 2019 für die nächsten fünf Jahre einen namhaften jährlichen Unterstützungsbetrag zusichert, sowie die Mithilfe des Le Rosey garantieren das Weiterleben der IMMA. So stellt Präsident Urs von Grünigen in seinem Jahresbericht fest: «Die IMMA funktioniert ausserordentlich gut. Die Studenten sind motiviert und diszipliniert, und der Konzertkalender ist voll ausgebucht. Höhepunkt war sicher die Konzerttournee in Kanada, die mit Erfolg gekrönt war und Gstaad auch auf der anderen Seite des Atlantiks bekannt machte.» Von Grünigen zitiert weiter aus seinem ersten Jahresbericht: «Die Menuhin Akademie lebt und es geht ihr Gott sei Dank gut. Viele Musikkenner sind nach wie vor begeistert von der technischen Brillanz und der musikalischen Virtuosität der IMMA, nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Lehrer. Die Schule und der Geist Yehudi Menuhins müssen gepflegt werden.Aber auch neue Wege, neue Repertoires und frische Ideen sind im harten Konkurrenzkampf gefragter denn je – denn, wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.»

Ein Scheck über 77777 Franken
Weil die IMMA immer noch auf Zuwendungen, vor allem auch vom Verein der Saaner Freunde, angewiesen ist, hat dieser nun dem Stiftungsratspräsidenten Charles Méla einen Scheck über 77’777 Franken übergeben, symbolisch für die Zahl des Gründungsjahres 1977. Und mit dem neugewonnenen Leben der IMMA gibt es auch einen Neubeginn im Verein – mit dem neuen Vorstand, der mit neuem Elan die Nachfolge der beiden Urgesteine Urs von Grünigen und Edwin Oehrli, beide auch über 30 Jahre im Stiftungsrat vertreten, die verantwortungsvollen Aufgaben übernimmt. Eine dieser Aufgaben dürfte ein Ziel des Vereins sein, das in den letzten 15 Jahren nicht mehr erfüllt werden konnte: die Intensivierung des Kontakts zwischen den Musikern und den einheimischen Familien. Vor 15 Jahren logierten jeweils 17 Studenten bei 15 Gastfamilien eine Woche lang während des Menuhin Festivals. Dieses Ziel schlummerte in den letzten Jahren, bedauert von Grünigen. Doch seien andere wichtige Aufgaben erfüllt worden. So die Stipendien von je 20’000 Franken an die Pianistin Lorena Tecu und den Violonisten Ivan Vukevic, heute Hauptlehrer für Viola.

Ära Capuçon
Die IMMA (seit 43 Jahren) und der Verein (seit 25 Jahren) fanden in Renaud Capuçon einen neuen musikalischen Direktor, den Nachfolger von Maxim Vengerov. Der 44-jährige Meistergeiger ist (nebst seiner Solistenkarriere) auch Professor für Violine an der Haute Ecole de Musique in Lausanne. «Zusammen mit Oleg Kaskiv garantiert er für musikalische und pädagogische Qualität», sagt von Grünigen und nennt die IMMA «eine der grossen Talentschmieden für junge Musiker der ganzen Welt».

Capuçon als Direktor tritt in die Fussstapfen der grossen Geiger Alberto Lysy, Oleg Kaskiv und Max Vengerov sowie all der hervorragenden Lehrerinnen und Lehrer, welche die IMMA prägten.


GALAKONZERT ABGESAGT

Das vorgesehene Galakonzert «Hommage à Alberto Lysy» fiel dem Coronavirus zum Opfer. Wie die Organisatoren mitteilten, war das Risiko, ein Konzert mit internationaler Beteiligung durchzuführen, zu gross, vor allem weil die zwei Bedingungen vom kantonalen Gesundheitsamt kaum durchführbar gewesen wären. Der Nachweis, dass die Teilnehmer in den letzten 15 Tagen kein Risikogebiet besucht haben, hätte wohl bei den Ausführenden, nicht aber beim Publikum nachgewiesen werden können. Auch wäre es Pflicht gewesen, die Identität eines jeden Teilnehmers (für Rücknachforschungen) festzuhalten.

Kritik an der Absage war da, aber das Risiko von eventuellen Folgen wäre gross gewesen – für die IMMA, die Region und auch persönlich. Doch stellen die Organisatoren in Aussicht, das Konzert sobald als möglich nachzuholen. Die Musikerinnen und Musiker waren noch nicht angereist. So fiel der finanzielle Schaden einigermassen gering aus.

LOTTE BRENNER

 


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