Gedanken zur Schutzwaldpflege im Berner Oberland

  14.07.2020 Leserbriefe

Der Kanton Bern informierte, dass die Kredite für die Schutzwaldpflege in diesem Jahr bereits aufgebraucht sind und somit keine weiteren Projekte bewilligt werden können. Der Entscheid wirft zahlreiche Fragen auf und gefährdet die Forstunternehmen im Berner Oberland. In den letzten Jahren waren zahlreiche Forstunternehmen mit dem Aufrüsten von Sturmschäden und Käferholz beschäftigt und trugen damit zum nachhaltigen Erhalt unserer Schutzwälder und zu vielen Arbeitsplätzen in der Region bei. Der Schutzwald schützt unsere Dörfer vor Naturgefahren und trägt mit seiner Schönheit ebenfalls einen Beitrag zum Tourismus in der Region bei. Die Nachhaltigkeit der Schutzwaldpflege darf nicht in Frage gestellt werden. Es ist im Interesse von uns allen, dass der Schutzwald erhalten bleibt und nicht durch teure Kunstbauten ersetzt wird. Die Sicherheit der Einwohner und Gäste vor Naturgefahren in unserer Region muss jederzeit gewährleistet werden. Der Schutzwald und mit ihm die ortsansässigen Forstunternehmen tragen einen wichtigen Teil hierzu bei. Auf Einladung von Nationalrat Erich von Siebenthal, welcher sich seit Jahren auf nationaler Ebene für die Interessen des Waldes und der Holzwirtschaft einsetzt, trafen wir uns zu einem ersten Austausch. Auch die Forstunternehmen unserer Region haben die Gemeinde und Politiker/innen angeschrieben und auf den Missstand aufmerksam gemacht. Meines Erachtens ist die Thematik in unserer Region viel zu wenig bekannt. Sind wir uns bewusst, was der Schutzwald für unsere Dörfer bedeutet? Ist uns bekannt, dass in den vergangenen Jahren ein grosser Stau an Arbeiten im Wald vor uns hergeschoben wurde? Die Kürzungen bedrohen die Gesundheit des Waldes und erhöhen die Gefahren vieler Wohn- , Arbeits- und Tourismuszonen unserer Region.

Es ist an uns Politikerinnen und Politikern, auf Gemeinde- und Kantonsebene einen Fokus auf dieses Problem zu legen und uns für zusätzliche Gelder für die Schutzwaldpflege einzusetzen. Bis dato wurden viele Gelder in Zusammenhang mit der Schadensbekämpfung gesprochen und ein zu kleines Augenmerk auf die Pflege der Schutzwälder gelegt. Dank einstimmiger Unterstützung der BDP-Fraktion können wir das Problem in den kommenden Monaten angehen. Wäre nämlich die Schuldenbremse für die zeitlich und inhaltlich begrenzten Millionenzahlungen zur Bewältigung der Covid-Krise, welche im Übrigen das Überleben von Hunderten Betrieben in Berner Oberland sicherstellte, nicht gelockert worden, müsste der Kanton sich zukünftig einzig Gedanken über wirtschafts- und gesellschaftsfeindliche Sparprogramme machen. Die Steuereinnahmen werden in den kommenden Jahren sinken und eine Rückzahlung der Covid-Gelder in der kurzen Zeit hätte jeglichen Spielraum für nötige Projekte wie dem Schutzwald geraubt. Spare in guten Zeiten, so hast du in der Not! Der Staat muss in der Krise investieren und nicht die Überlebensfähigkeit der Unternehmen gefährden, in diesem Beispiel den Forstunternehmen den Geldhahn zudrehen. Wir Politikerinnen und Politiker müssen die Probleme der Zukunft angehen und den KMU, dem Tourismus und der Landwirtschaft nicht die Zukunft verbauen. Die BDP-Fraktion hat als einzige bürgerliche Fraktion dem Antrag der bürgerlichen Regierungsräte (2× SP, 2× SVP, 1× BDP, 1× FDP, und 1× Grüne) den Rücken gestärkt und diese nicht im Regen stehen lassen. Dies im Sinn einer zukunftsorientierten Finanzpolitik, um genau solch unschönen Situationen wie im Schutzwald des Berner Oberlandes zuvorzukommen. Grossräte der BDP und der SVP haben bereits eine Motion eingegeben, um die angehenden Probleme im Schutzwald anzugehen. Ziehen wir in unserer Region auf allen politischen Ebenen an einem Strick und in den richtigen und wichtigen Themen in dieselbe Richtung, so gewinnen wir in Bern Akzeptanz und Unterstützung. Auf politischer Ebene braucht es Mehrheiten – bauen wir Brücken zwischen Stadt und Land, denn auch in der Politik muss vor der Ernte gesät werden. Der Schutzwald ist hierzu ein wichtiges Thema und es ist an uns, der urbanen Bevölkerung die Wichtigkeit einer nachhaltigen Waldpflege näherzubringen.
MATTHIAS MATTI, GROSSRAT BDP, ZWEISIMMEN


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