Die Bergbahnenpreise für Fussgänger sind abschreckend!
11.09.2020 LeserbriefeIn den letzten Wochen sind im «Anzeiger von Saanen» mehrfach Artikel zu den Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) erschienen. Es ist erfreulich, dass die BDG inzwischen wieder – nach einer schwierigen und auch teilweise schmerzlichen Sanierungsphase – sicheren Boden unter den Füssen hat. Die Neubauten Saanersloch und Eggli tragen dazu massgeblich bei und die weiteren geplanten Neubauten Horneggli und Hornberg werden diesen Erfolg festigen, falls die Infrastruktur, insbesondere bezüglich der Parkplätze, mitwächst. Es bleibe also noch einiges zu tun.
Was die weitere Entwicklung angeht, so scheinen sich zwei Schwerpunkte herauszuschälen. Zum einen sollen die Sommeraktivitäten verstärkt werden, zum anderen will man auf den verschiedenen Bergstationen eine Gastronomie etablieren, die auch höheren Ansprüchen genügen soll. Beides geht sicherlich Hand in Hand. Eines aber scheint mir völlig klar: Um eine entsprechende Gastronomie auf Dauer aufrechtzuerhalten, wird man sich nicht auf den Skifahrer allein konzentrieren können. Es braucht auch im Winter normale Fussgänger/Wanderer, die gerne in der Höhe ein bis zwei Stunden die Sonne geniessen und das mit einem gepflegten Mittagessen oder Kaffeeplausch verbinden wollen. Und da sind wir beim Preis einer Bergfahrt. Wenn eine Bahnfahrt ohne Ski schon fast so viel kostet wie eine ganze Tageskarte für Skifahrer, dann ist das erstens «wucher!» und zweitens absolut kontraproduktiv für die Gastronomie. Warum es z.B. die Gstaad Card (natürlich nur für Fussgänger) im Winter nicht gibt, ist mir ein Rätsel. Noch einfacher wäre ein völlig anderer Tarif für Fussgänger. Es ist unbestritten, dass die Pistenpflege von der Beschneiung über die tägliche Präparierung bis zur Pistenkontrolle usw. mehr kostet als der reine Bahntransport. Und diese Leistungen, die ja selbstverständlich von der BDG erbracht werden müssen, nimmt ein Fussgänger gar nicht in Anspruch. Auch dieser Gesichtspunkt müsste in die Kalkulation einfliessen.
Wir sind seit über 42 Jahren im Saanenland, davon fast 40 Jahre als Skifahrer, jetzt alters- und verletzungsbedingt nur noch als Fussgänger. Natürlich wollen auch wir gerne noch ab und zu auf eine Bergstation fahren (leider nicht mehr das Rellerli!), aber die Preise sind abschreckend!
Was die Verstärkung der Sommeraktivitäten angeht, so könnte man daraus ja fast einen Hoffnungsschimmer für das Rellerli herauslesen, denn das Rellerli ist und bleibt der attraktivste Sommerberg der Region. Der Höhenweg vom Rellerli über die Birre und Hundsrügg zum Sparenmoos ist einer der schönsten Wege im weiten Umland, aber er braucht eine Aufstiegshilfe auf Rellerli oder Hugeli. Dringend erwünscht wäre auch ein Wanderweg vom Sparenmoos am Schwarzsee vorbei nach Saanenmöser. Topografisch ist er geradezu zwingend, aber er sollte nicht aus Schotterwegen bestehen, welche die einzelnen Höfe verbinden. Davon gibt es in der Gegend leider schon viel zu viele.
Insgesamt aber sind wir im Saanenland bis heute glücklich wie am ersten Tag!
DR. HANSJÜRGEN WOLFF, SCHÖNRIED/KÖLN