Erste Wildsau seit 1975?

  04.09.2020 Natur, Feutersoey

Hansueli Zurbuchen erlegte in Feuterseoy einen etwa dreijährigen Keiler. Eine Seltenheit im Saanenland.

BLANCA BURRI
Dass junge Wildsäue im Sommer das Saanenland durchstreifen und dabei auch viel Landschaden anrichten, ist keine Seltenheit. Dass im Herbst ein Abschuss gelingt, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Bis jetzt.

Auf der Hasenegg
Das Unmögliche schaffte Hansueli Zurbuchen am vergangenen Dienstag auf der Hasenegg oberhalb von Feutersoey, wo er eigentlich auf den Hirsch wartete. Er hörte ein Rascheln und stellte sich auf den Geweihträger ein. Auf der Lichtung erschien jedoch eine Wildsau. «Ich war sehr überrascht», sagt Hansueli Zurbuchen rückblickend und freut sich darüber, dass er den Keiler erlegen konnte, denn das Schwarzwild, das ist allgemein bekannt, ist ein schwer zu bejagendes Tier. Mit ihm freuen sich die Landwirte, haben die Wildsäue im vergangenen Herbst und Frühling doch mehr Landschaden angerichtet als in anderen Jahren. «Einige Landwirte haben mir zum Abschuss gratuliert und ihre Hoffnung ausgedrückt, dass es so weitergehe.» Die Jäger rückten in letzter Zeit einige Male aus, um solche Wildschäden zu beheben. «Statt einer Alpwiese gleichen die betroffenen Stellen manchmal einem Ackerfeld.» Hansueli Zurbuchen vermutet, dass das Schwarzwild nicht mehr nur durch das Saanenland zieht, sondern hier ansässig wird.

Tier ehren
Noch im Sommer war der Jäger nicht sicher, ob er das Wildsaupatent lösen sollte. Seine Meinung änderte er aber, als er in seinem Stammgebiet mehrere Säue entdeckte. Wie jedes erlegte Tier ehrte er den Keiler mit einem Tannenzweig. «Das nennt man den letzten Bissen, mit dem man sich beim Tier für das Fleisch bedankt.» Ehren will er es auch damit, dass er aus dem Kopf und der Schulterpartie ein Trägerpräparat herstellen lassen wird. «Der Keiler hat eine schöne Färbung, er wird mir lange Freude bereiten.» Der gelernte Metzger hat das 57 Kilogramm schwere Tier (ausgeweidet) selbst ausgeweidet und zerlegt. Daraus gibt es hauptsächlich Koteletten, Ragout und in Lauenen getrockneter Rohschinken.

Laut Zurbuchen wurde in den ersten beiden Jagdtagen bereits rund ein Drittel der 45 Hirsche erlegt, welche der Kanton freigegeben hat.

1975 letzte Wildsau?
Ein Erinnerungsbericht in dieser Zeitung verrät, dass der letzte Abschuss im Saanenland wohl 1975 stattfand. Landwirt Walter von Siebenthal entdeckte einen Landschaden und rief Jäger Kari von Allmen zu sich, der den Keiler auf dem Topfel (Gsteig) erlegte.


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