Gedanken zu «SVP bi de Lüt» und dem Interview mit Herrn d’Hooghe

  15.09.2020 Leserbriefe

Nicht jeder Kampfjetgegner ist ein Armeeabschaffer. Dass wir neue Flugzeuge für diverse Aufgaben brauchen, ist unbestritten, aber diese Kampfjets sind die falschen Geräte! Leider wurde die Anschaffung leichter Kampfjets vom VBS nie in Betracht gezogen. Es gibt solche, die auch Überschall und grosse Höhen fliegen können. Diese würden für die Luftraumüberwachung und Luftpolizei ausreichen. Zudem wären diese wesentlich leiser, was die Anwohner von Militärflugplätzen entlasten würde, und verbrauchen viel weniger Treibstoff. Es wurden Szenarien genannt, für die solche Kampfjets ungeeignet oder gar untauglich sind. Das sagen unter anderen auch Nato-Experten.
1. Terrorismus: Ein Terrorist plant seinen Angriff so, dass er bei seiner Tat nicht vorher erkannt wird. Die Anschläge vom 11. September 2001 haben es gezeigt: Die stärkste und modernste Luftwaffe der Welt war nicht in der Lage, den Angriff auch nur ansatzweise zu bekämpfen.
2. Angriff einer fremden Macht: Wenn wir wirklich von einer fremden Macht angegriffen würden, benötigten wir nicht 30, sondern mindestens 300 Kampfjets, um einen Gegner wirklich abwehren zu können. Genauso unwahrscheinlich, wie dass uns die USA angreifen würden, ist auch die Vorstellung, dass uns eines der Nachbarländer angreifen würde.
3. Gefahren: Herr d’Hooghe sagt, dass wir für alle Gefahren gerüstet sein müssen, und führt selber Naturgefahren und Pandemie als aktuelle Bedrohungen auf. Da gäbe es noch Klimawandel, Artensterben, Hunger, Armut, Flüchtlingsströme und die globale Ungerechtigkeit. Das sind alles Gefahren, die unser Leben und das Leben unserer Kinder jetzt und in der nächsten Zeit akut bedrohen werden. Das sagen auch viele Experten, aber auf die kann oder will man nicht hören. Deshalb frage ich mich, weshalb wir diese «realen und gegenwärtigen» Bedrohungen nicht mit der gleichen Entschlossenheit angehen. Stattdessen sind wir bereit, 24 Milliarden Franken für Flugzeuge auszugeben, welche Gefahren, die vielleicht in 20 oder 30 Jahren auftreten könnten, bekämpfen sollen!
Ein Flieger dieser Klasse verbraucht bis zu 5000 Liter Treibstoff pro Stunde. Damit fährt ein Auto 2,5 Mal um die Welt! Das befeuert wieder eine der genannten gegenwärtigen Bedrohungen. Wenn ich mir vorstelle, wieviele Stunden ein solcher Jet in seinem Lebenszyklus in der Luft ist …!

Der geplante Kauf der Milliarden-Kampfjets bringt uns also keine wirkliche Sicherheit, denn die gibt es nie! Was sollen die Jets noch beschützen, wenn wir die Welt bereits zugrunde gerichtet haben?

Packen wir also zuerst die wirklich grossen Probleme dieser Welt an, bevor wir viel Geld ausgeben für etwas, das vielleicht irgendwann einmal gebraucht werden könnte.

SEPP DOPPMANN, GSTAAD


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