Ja zum Vaterschaftsurlaub

  15.09.2020 Leserbriefe

Die Schweiz ist bezüglich Vaterschaftsurlaub im Vergleich mit Europa ein rückständiges Land. Nicht so unsere Väter. Sie engagieren sich aktiv in der Betreuung und Erziehung. Der heutige Vater will mehr sein als nur der Ernährer. Die Rollenbilder haben sich verändert. Frauen tragen die finanzielle Verantwortung mit. Oft reicht ein Einkommen nicht aus, um eine Familie ernähren zu können. Familie ist ein Gemeinschaftsprojekt. Der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub entspricht dem Zeitgeist, stärkt unsere Familien und damit auch die Gesellschaft. Der Vaterschaftsurlaub ist finanziell tragbar und muss sich unser Staat leisten können. Daher ein klares Ja für den Vaterschaftsurlaub!

Die Abstimmungsvorlage des erhöhten Kinderabzuges bei den Steuern mag auf den ersten Blick gut und familienfreundlich klingen. Ist es aber nicht, da dieser Abzug nur für die direkte Bundessteuer gilt (ca. 44 % der Familien mit unterstützungsbedürftigen Kindern bezahlen keine Bundessteuer). Vom erhöhten Abzug profitieren somit ausschliesslich sehr gut verdienende Familien. Die Eintrittsschwelle für Einelternfamilien ist «netterweise» tiefer angesetzt und liegt bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von Fr. 8300.– (×12), um von den Steuerabzügen profitieren zu können. Bei meiner bald vierjährigen Tätigkeit als Sozialarbeiterin beim Schweizerischen Verband für alleinerziehende Mütter und Väter (www.suamv.ch) habe ich andere Realitäten kennengelernt. Gerade Einelternfamilien würden wohl kaum von der Steuererleichterung profitieren können.

Es ist richtig und wichtig, dass weniger gut verdienende Familien und Familien, welche um ihre finanzielle Existenz kämpfen, keine Bundessteuer bezahlen müssen, Krankenkassenprämien verbilligt erhalten und es Subventionen für Betreuungsplätze gibt. Diese Errungenschaften gilt es beizubehalten und nicht durch unvernünftige Steuergeschenke an bereits Privilegierte zu gefährden. Die Annahme der «Änderung des Bundesgesetztes über die direkte Bundessteuer» würde ein Loch von 370 Millionen Franken in die Staatskasse reissen! Daher ein dezidiertes Nein zu der Kinderabzug-Mogelpackung.

DANIELA PERRETEN, CHÂTEAU-D’OEX


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote