Weidmanns Heil

  01.09.2020 Natur

Die Jagd ist grösstenteils Kantonssache, im Kanton Bern gilt die Patentjagt. Seit heute ist die Rothirschjagd offen, danach folgt die Jagd auf Gäms und Reh.

BLANCA BURRI
Heute hiess es für viele Jäger früh aufstehen: Die Rothirschjagd begann mit dem Tagesanbruch.

Hoher Hirschbestand
Der in der Schweiz einst ausgerottete Rothirsch ist erst um die Jahrtausendwende zurück ins Saanenland gekommen. Vorerst nutzte er die Region als Sommereinstandgebiet, im Winter zog er zurück ins Freiburgerland. Heute bleiben viele Tiere auch im Winter. Wegen der wachsenden Population wird der Hirsch seit zehn Jahren bejagt. In den ersten Jahren fünf Stück, später als die Population stieg, mehr. Vergangenes Jahr durften im Wildraum 13, zu dem das Saanenland gehört, 30 Tiere und heuer 45 Tiere erlegt werden. Das zeigt, wie schnell sich die Rothirsche vermehrt haben. «Einige Gemeinden und der Forst haben sich wegen Schäden im Objektschutzwald direkt beim Jagdinspektorat gemeldet. Das hat die höhere Freigabe vermutlich beeinflusst», sagt Hanspeter Marti, ehemaliger Präsident des Jagd- und Wildschutzvereins Saanenland. Ziel ist eine Stabilisierung des Bestandes, was durch die bewusste Planung der Abschüsse geschieht. «Dafür werden mehr weibliche Tiere erlegt als männliche», erklärt der Fachmann. Das Verhältnis liege bei 60:40. Zudem darf der Hirsch neu auch in den drei Wildschutzgebieten Dürrenwald, Giferhorn und Tschärzis-Wispilen zonenweise schon ab 1.September bejagt werden.

Daten von Gämsen sammeln
Der Gämswildbestand ist europaweit auch mit tieferen Abschusszahlen seit Jahren stagnierend. Hanspeter Marti nennt Stichworte wie Lebensraumverdrängung, schlechte Wintereinstände, Freizeitverhalten, extensive Landwirtschaft, klimatische Veränderung, Raubtiervorkommen und Krankheiten als mögliche Gründe. Um die Ursachen besser erforschen zu können, wird neu eine genauere Datenerhebung der erlegten Gämsen eingeführt. Dies wird nach einigen Jahren bessere Rückschlüsse über Populationsdynamik und geschätzte Gamsbestände geben können.

Um die Struktur der Gämsen im Wildraum 13 zu stärken, wird die Jagd auf den Gamsbock in einzelnen Zonen der drei aktuell überarbeiteten Wildschutzgebiete neu verboten. Die Gämsjadg beginnt am 10. September.

Wegen Luchs tiefer Rehbestand
«Aus Sicht der Jagd ist der Rehbestand im Saanenland im Moment recht tief», weiss Hanspeter Marti. Indiz dafür sei, dass im vergangenen Jahr von den vom Kanton geplanten freigegebene 120 Rehen nur gerade die Hälfte erlegt worden sei. Mit ein Grund für diese Bestandesschwankungen sei auch der Luchs, schliesst er ein. Aufgrund von Daten der Forschungsstelle Kora wurden im Referenzgebiet Simme/Saane bei dem letzten Monitoring 34 selbstständige Luchse festgestellt. Im Saanenland handelt es sich um neun adulte Luchse, ohne Jungtiere. Diese haben gemäss einer Studie, die im Simmental gemacht wurde, einen Beutebedarf von minimal einem Reh oder Gams pro Woche. Beobachtungen im Gelände würden dieses Bild genauso stützen wie auch bestätigte Luchsrisse. Die Rehjagd beginnt ab 1. Oktober immer montags, mittwochs und samstags.

Die Frage, ob der Wolf im Saanenland ansässig ist, verneint Marti. Durchzüge einzelner Wölfe wurden auch schon festgestellt, aber im Gegensatz zum Bündnerland gäbe es im Saanenland noch keine Rudel.


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