Savannengefühle, Haarakrobatik, Rheindusche, Abendglöcklein und Bruchlandung

  13.10.2020 Schule

Schullager der Heilpädagogischen Schule Gstaad in Schaffhausen.

Lange stand die Frage im Raum, ob wir das Schullager unter den gegebenen Umständen (Corona) durchführen können. Wir haben deshalb im Vorfeld viele zusätzliche Abklärungen bezüglich der Covid-Hygieneregeln gemacht. Nachdem sich die Situation Anfang September verbessert hatte, beschlossen wir, das Schullager mit einem gut durchdachten Schutzkonzept durchzuführen.

Die Schüler/innen waren sehr glücklich über unseren Entscheid. Viele können es jeweils kaum erwarten, bis wir endlich mit dem Bus für eine Woche wegfahren. Auch für die Eltern bedeutet diese Woche einige Tage Entlastung.

Frühmorgens fuhren wir mit dem Bus und dem Anhänger voller Koffern ab. Alle waren schon ganz aufgeregt, da ein Besuch im Zoo Zürich geplant war.

Das neue Savannengehege war der Hit! Wir fühlten uns wie in Afrika. Ein oranger zweistöckiger Bus vermittelte uns das Gefühl von Safari, Abenteuer und Freiheit. Die Elefantendame und die Nashornmutter kümmerten sich rührend um ihre Babys. Als das Nashornjunge dann auch noch anfing, Milch zu trinken und laute schmatzende Geräusche von sich gab, eroberten die beiden Kleinen unsere Herzen im Sturm. Die Erdmännchen sassen auf ihrem Beobachtungsposten und verschwanden bei Unsicherheit blitzartig in ihre Höhlen. Im Affenhaus beobachteten uns die grossen schwarzen Gorillas mit ihren intelligenten braunen Augen. Was sie wohl über uns dachten? Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei und wir mussten weiterfahren.

In Schaffhausen bezogen wir unsere Unterkunft. Schnell wurden die Koffer ausgepackt und die Pyjamas für die Nacht unters Kissen gelegt. Nach einem feinen Znacht wurde noch gespielt und gesungen und anschliessend fielen alle müde (oder doch nicht so müde?) ins Bett.

Nach einem leckeren Frühstück fuhren wir mit dem Bus ins Stadtzentrum Schaffhausen und wanderten bis zum Rheinfall. Eindrücklich, wie das Wasser tosend über die Felsen donnerte. Besonders darum, weil es in der Nacht so stark geregnet hatte. Wir hüpften, sprangen und liefen mit guter Laune bis zu unserem Brätliplatz. Dort brutzelte unser Grillmeister Adrian für uns leckere Würste und Raclettekäse. Das war toll! Natürlich mussten alle noch ihre heissen Füsse im Rhein abkühlen.

Bei der anschliessenden Rheinschifffahrt erlebten wir, wie die Gischt aufspritzte und die Wellen gegen das Boot schlugen. Frau Huonder, unsere Lehrerin, wollte die Szenerie filmen. Zur gleichen Zeit klatschte eine Welle gegen das Schiff und die Lehrerin und die Kinder waren platschnass. Ein Riesengelächter folgte und noch lange wurde die Geschichte immer wieder genussvoll erzählt. Übrigens: Das Handy überlebte die nasse Tortur – das Video war jedoch ziemlich wackelig und unscharf. Nach einer feinen Glace fuhren wir mit dem legendären Stadtbähnchen nach Schaffhausen zurück.

Am nächsten Morgen unternahmen wir einen Ausflug ins Technorama in Winterthur. Das Technorama ermöglicht Erfahrungen mit Hunderten von Phänomenen aus Natur und Technik. Wir waren die erste Gruppe an der Kasse und – stellt euch vor – die zweite Gruppe war die Oberstufe Lenk. Auch sie waren in dieser Gegend im Lager. Die Welt ist wirklich klein. Im Technorama befanden sich nur wenige Besucher. Deshalb mussten wir nirgends anstehen und konnten an unzähligen Experimentierstationen Naturphänomene mit allen Sinnen erleben und manipulieren und so die Welt «begreifen». Es war einfach super! Faszinierend waren die Stationen mit Lichteffekten, Magneten, Wind und Wasser. Der Höhepunkt war aber eindeutig die spannende Blitzshow! Bei einem Stromexperiment standen einigen Kindern buchstäblich die Haare zu Berge!

Wir besuchten zudem den Workshop «Leuchteffekte in Natur und Haushalt – Fluoreszenz». Alle durften verschiedene Farbstoffe aus Alltagsgegenständen wie Pudding-Mischungen oder Waschpulver extrahieren. Diese Stoffe werden oft als optische Aufheller verwendet. So fanden wir heraus, wie gewisse Fluoreszenzfarbstoffe unsichtbar und wieder sichtbar gemacht werden können. Mit Hilfe des UV-Lichtes gelang es uns, einen unsichtbaren Teil einer Schatzkarte zum Leuchten zu bringen und die Schatzkiste mittels eines unsichtbaren Codes zu öffnen.

Schon war es Donnerstag. Auf dem Tagesprogramm standen Reiten und Kennenlernen des Städtchens Schaffhausen. In der grossen Reithalle absolvierten wir drei verschiedene Parcours. Die erste Gruppe stellte Stangen und andere Gegenstände in der Halle auf und anschliessend durfte sie die Pferde am Zügel durch die aufgebauten Hindernisse führen. Nicht immer tat das Pferd genau das, was wir wollten. Die zweite Gruppe ritt an der Longe und musste freihändige Übungen durchführen. Das war besonders cool! Die dritte Gruppe musste auf dem Pferd verschiedene Aufgaben lösen, so zum Beispiel mit Bällen einen Turm zum Einstürzen bringen. Das Treffen hoch zu Pferd war nicht so einfach, wie es aussah. Zum Schluss erhielten wir alle eine Auszeichnung.

Am Nachmittag besuchten wir die Festung Munot. Der Munot ist das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt Schaffhausen. Keine andere Stadt der Eidgenossenschaft hat sich im 16. Jahrhundert ein Bauwerk von vergleichbarer Monumentalität geleistet. Die Führung war mega spannend! Das Gewölbe der Festung hat eine wuchtige Decke von rund vier Metern Dicke. Diese ist aufgefüllt mit Kies und wird durch neun Pfeiler getragen. Durch vier kreisrunde Lichtschächte fällt Licht hinein. Das war imposant! Wir durften sogar durch einen engen Gang in den Keller hinabsteigen. Dies war schon etwas «gfürchig». Die «Turmwächterin» muss jeden Abend um 21 Uhr das Munotglöcklein von Hand läuten und die ganze Festung abschliessen. Später durften wir Schaffhausen unsicher machen. Wir gingen shoppen, flanierten in den alten ehrwürdigen Gässchen und einige von uns gönnten sich ein leckeres Eis.

Die Tage verflogen schnell und wir mussten bereits wieder die Koffer packen. Auf dem Rückweg fuhren wir über Luzern und besuchten das Verkehrshaus. Dort gab es viel zu entdecken. Die jüngeren Kinder verkleideten sich als Bahnarbeiter, reparierten Geleise und Bahnwagen. Die älteren Schüler/innen versuchten sich als Pilot am Flugsimulator. Da ging aber die Post ab! Es rüttelte gewaltig und nicht alle schafften eine sichere Landung. Natürlich sassen wir auch auf die schweren Motorräder, unternahmen eine Spritztour und liessen uns neben den weltbekannten Formel-1-Rennwagen von unserem Starfotografen Markus Walther ablichten.

Als krönenden Abschluss gabs eine rund 20-minütige Reise zur Themenwelt «Swiss Chocolate Adventure». Wir erfuhren viel Wissenswertes über die Entdeckung, Herkunft, Herstellung und den Transport von Schokolade. Nach der Erlebnisfahrt hatten wir die Möglichkeit, verschiedene Kreationen zu degustieren. Das war selbstverständlich ganz nach unserem Geschmack und die Schoggi schmeckte sehr lecker. Danach fuhren wir über den Brünig nach Hause. In Gstaad wurden wir schon von unseren Eltern erwartet.

Es war toll, in den von Corona geprägten Alltag wieder ein bisschen Abwechslung hineinzubringen. Während des ganzen Schullagers spürten wir, wie die Schülerinnen und Schüler aufblühten und sich über so viele gemeinsame Abenteuer freuten. Sie zeigten viel Interesse und Freude an den Aktivitäten und Ausflügen.

Als Erinnerung an diese Lagerwoche erhalten alle ein wunderschönes Fotoalbum. Herzlichen Dank dem Fotografen Markus Walther für die wunderschönen Bilder. Dieses Buch ist wichtig für unsere Schüler/innen, besonders für diejenigen, welche sich nicht verbal ausdrücken können. Viele tragen dieses Album überall mit und zeigen es ihren Verwandten und Bekannten.

Dank Ihren Spenden sind solche Extras und diese schöne Lagerwoche möglich und durchführbar. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bei Ihnen allen bedanken.

HEILPÄDAGOGISCHE SCHULE GSTAAD/GABRIÈLE WEYERMANN, SCHULLEITERIN

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y2yhxqn3


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