Wie sehen Schülerinnen und Schüler selbst die Thematik?

  27.10.2020 Interview

Die Perspektiven der Jugendlichen selbst dürfen natürlich auch nicht fehlen. Der «Anzeiger von Saanen» hat drei Schüler/innen aus der achten Klasse im OSZ Ebnit interviewt. Namentlich: Jeanne Rose Miche (J), 13 aus der Bissen, Ramon Hoefliger (R), 13 aus Saanenmöser und Lilli Merzweiler (L), 14 aus Gsteig:

Ganz allgemein gesprochen und nicht spezifisch auf die Schule bezogen: Fühlt ihr euch unter Druck?
R
: Zum Teil schon, ja. Manchmal gibt es Streit in der Familie oder wir haben von der Schule aus viel los. Es gibt Wochen, in denen wir sehr viele Tests haben.
J: Ich fühle mich etwas gestresst wegen des Übertritts ins Gymnasium. Zum Teil wird uns da schon recht Druck auferlegt: Die Noten müssen sehr gut sein, damit es mir dafür reicht. Ansonsten pflichte ich Ramon bei, manchmal haben wir einfach viele Prüfungen auf einmal. Im Privatleben bin ich auch manchmal gestresst wegen Streit zu Hause.
L: Bei mir ist es eigentlich genau so, wie Ramon sagt. Ich bin gestresst, wenn wir viele Prüfungen oder viele Hausaufgaben haben.
R: Stimmt, bei mir ist das Gymnasium auch ein Thema. Ich bin mir relativ sicher, dass ich das machen würde, falls ich es ohne Aufnahmeprüfung schaffe.

Habt ihr denn das Gefühl, dass von euch allgemein viel erwartet wird in der Schule?
R:
Es geht, das kommt sehr stark auf die Lehrperson an. Und je nachdem habe ich das Gefühl, dass von uns bei einfacheren Themen gleich viel erwartet wird wie bei schwierigerem Prüfungsstoff.

Das klingt, als herrschten generell gesprochen eher hohe Erwartungen. Alle drei: Ja.
R: Auf der Sekstufe schon.

Bisher haben wir besprochen, dass von aussen her Druck ausgeübt wird. Macht ihr euch aber einen Teil davon auch selbst?
R
: Das kann zum Teil auch sein. Ich mache mir jeweils beim Velofahren ziemlich Druck, damit ich gut darin werde: Mountainbiking ist mein Hobby.
J: Also mir wird oft von meiner Familie gesagt, dass ich mir zu viel Druck mache und mir zu hohe Ziele stecke. Meine Eltern sagen mir manchmal, dass ich mir zu viel vornehme. Sie finden, dass ich mir einrede, arbeiten zu müssen, obwohl es eigentlich einfacher wäre, als ich es mir im Kopf mache. Also allgemein, nicht nur auf die Schule bezogen.
L: Bei mir ist es ebenfalls so. Ich rede mir oft ein, dass ich mehr machen oder gleich gut sein muss wie die Besten aus der Klasse. Ich mache mir in der Schule Druck, dass ich immer bessere Noten schreiben muss.

Was denkt ihr: Woher kommt es, dass man sich selbst Druck macht?
R
: Vielleicht, weil man sieht, dass andere besser sind. Dann möchte man versuchen, gleich gut oder sogar besser zu werden – auf jeden Fall möchte man dann seine Leistung steigern. Aber das ist von Person zu Person anders.
J: Ich denke, das liegt eigentlich an unserer Gesellschaft, unserer Generation. Uns wird das Gefühl gegeben, dass man besser und am besten sein muss. Oder manchmal ist man auch zufrieden mit seinen Leistungen und dann kommt irgendjemand, um einem auf die Nase zu binden, dass er viel besser ist.

Und was wünscht ihr euch von euerem Umfeld oder auch von euch selbst, um Druck wegzunehmen?
R
: Ich denke, jeder muss für sich selber schauen, dass er den Druck wegbekommt. Aber es ist hilfreich, wenn einem das Umfeld nicht noch extra Druck aufsetzt.
L: Es würde helfen, wenn man untereinander nicht angeben würde, wenn man besser war. Es wäre schön, unterstützt zu werden und nicht noch einen draufzuhauen.
J: Ich finde, es wäre noch schön, wenn die Reaktion des Umfeldes auf eine schlechte Note nicht wäre «so reicht es dir ohnehin nicht», sondern eher unterstützend ist.


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