Orientierungslos in die Zukunft?

  20.11.2020 Leserbriefe

Die Wahrung und Weiterverfolgung einer dezentralen Schulorganisation in der Gemeinde Saanen war ein Legislaturziel der Amtsperiode 2017 – 2020 des Gemeinderats und dessen Bildungskommission BiKo. Völlig entgegen dieser Zielsetzung wurde nun das Herzstück der Schule Turbach-Bissen mit der Brechstange in das Oberstufenzentrum Ebnit integriert. Zudem ist für uns offensichtlich, dass weitere Zentralisierungsschritte aufgegleist sind, auch wenn dies seitens des Gemeinderats stets verneint wird. Schauen wir der Realität ins Gesicht. Die ehemals vorhandenen dezentralen Schulstrukturen werden mit der «Salami-Taktik» kontinuierlich abgebaut.

Zentral oder dezentral: An dieser Stelle sei klargestellt, dass wir unter einer dezentralen Schulstruktur nicht eine Lösung mit je einem Schulhaus in der Rütti, dem Ebnit und eventuell Saanen verstehen. Diese Zwitterlösung kann nicht die Zukunft der Schulorganisation in der Gemeinde Saanen sein! Vielmehr muss den Aussenstandorten in den verschiedenen Bäuerten wieder mehr Gewicht gegeben werden. Ansonsten ist der vor Kurzem in einem Leserbrief erschienene Ansatz einer Zentrumsschule zum Beispiel im Ebnit sicherlich die bessere Lösung. Der Schülertransport könnte so deutlich vereinfacht werden, die Dreifachturnhalle würde allen beste Bedingungen für den Sportunterricht bieten und für die Mittagsbetreuung würde sich die Lösung mit einer Kantine anbieten und so weiter …

Gleiche Regeln für alle: Mit Blick auf die 1166 Unterschriften für die Petition «Erhalt der Schule Turbach-Bissen inklusive Oberstufe» gehen wir davon aus, dass es der Bevölkerung ein Anliegen ist, dezentrale Schulstrukturen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Lösung mit den Schulhäusern Rütti, Saanen und Ebnit mag wohl für die Zentrumsbewohner als dezentral gelten. Diese Pseudo-Dezentralität hat für die Bäuertbewohner jedoch nichts mit Dezentralität zu tun! Dieser Willkür an Schulgestaltung gilt es mit einem klaren Reglement ein Ende zu bereiten.

Der Gemeinderat hat sein eigenes Ziel klar verfehlt … und hinterlässt eine Baustelle. Wir erwarten vom neu zusammengesetzten Gemeinderat, dass er die Baustelle umgehend angeht und mit einem Reglement Ordnung schafft. Es muss zwingend eine klare Strategie entwickelt werden, die vom demokratisch gewählten Gemeinderat im Sinne der Bevölkerung ausgearbeitet wird. Ansonsten übernimmt oder behält die Verwaltung die Kontrolle über die Strategie der Schulorganisation und dies darf nicht sein. Es muss zwingend zwischen operativen und strategischen Entscheiden unterschieden werden und die Strategie muss die Leitplanken für das operative Tagesgeschäft vorgeben.

Projekt Rütti aufschieben: einer orientierungslosen Gemeindebehörde 30’800’000 Franken anzuvertrauen, ist verantwortungslos. Jeder grösseren seriösen Investition geht eine verlässliche und klare Strategie voraus. Letztere ist derzeit nicht vorhanden. Ganz im Sinne von «aufgeschoben ist nicht aufgehoben» empfehlen wir der Stimmbevölkerung, den Investitionskredit der Rütti vorerst abzulehnen. Dies erlaubt es dem neuen Gemeinderat, sich intensiv zusammen mit der Bevölkerung der Strategiefrage zu stellen und diese in einem klaren Reglement festzulegen.

VEREIN PRO BÄUERTSCHULE TURBACH-BISSEN


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