Auf den Samichlous war Verlass

  08.12.2020 Gstaad, Saanenland, Saanen, Lauenen

Wenn auch der Samichlous und sein Kollege Schmutzli in diesem Jahr wie alle anderen angehalten waren, Abstand zu halten, konnten die beiden die Kinder in Lauenen und Saanen dennoch glücklich machen.

NADINE HAGER/JENNY STERCHI
Die Unsicherheit über den Auftritt vom Samichlous und Schmutzli bestand sowohl bei Eltern als auch Kindern: «Kommt er in diesem Jahr trotz Kontaktbeschränkungen und Schutzmassnahmen?»

Er kam nach Lauenen
Der Frauenverein Lauenen hatte dem Samichlous verraten, das 64 Kinder und vermutlich auch deren Eltern auf ihn warteten. Dabei spielte es den Beschenkten überhaupt keine Rolle, dass der freundliche Herr in Rot vor dem Haus an der frischen Luft empfangen wurde. Die Abstandsregeln kamen womöglich jenen entgegen, die grossen Respekt vor dem Samichlous hatten. Aus sicherer Distanz hörte er «Värsli» und Lieder und reichte den Kindern die mit Nüssen, Mandarinen und Schokolade gefüllten Säckli. Ein Glück für die kleineren Geschwister, denn sie bekamen einen feinen Lebkuchen in die Hand gedrückt.

Er kam nach Saanen – nicht allein
In Saanen hatte der Samichlous sogar Schmutzli und Eseli Sämi dabei. Begeistert von der Vollständigkeit des Chlouseteams warteten die Familien geduldig bei den beleuchteten Tannenbäumchen. Die Wartezeit wurde nicht lang, denn die drei waren für alle unterhaltsam. Während Schmutzli dem Esel Sämi immer wieder mal Bewegung verschaffen musste, was für beste Unterhaltung sorgte, konnte der Samichlous sich die kleinen Darbietungen der Kinder anhören und noch ein paar Worte wechseln. «Schön, dass er kommen durfte», bestätigten Eltern am Rande des Besuchs erleichtert.

Die beleuchteten «Wartebäumchen», die Saanen Aktiv aufgestellt hatte, brachten viel vorweihnachtliche Atmosphäre ins Dorf. Die Dorforganisation Saanen sorgte dafür, dass die Lastkörbe, die der Esel durchs Dorf trug, immer wieder mit Chlousesäckli gefüllt wurden. Rund 180 dieser mit Leckereien gefüllten Säckli verteilte der Samichlous an diesem Abend im Dorf. «Sonst verteilen wir bis zu 300 dieser Säckli», sagte Niclas Baumer, Präsident der Dorforganisation Saanen, und mit «sonst» meinte er Zeiten ohne Corona. Für ihn sind empfohlene Kontaktbeschränkungen und der abgesagte «Wiehnachtsmäret» Gründe für die Differenz in diesem Jahr. «Wir bringen heute Montag noch 90 Säckli in die John F. Kennedy International School, denn vielmals sind deren Schüler am Wochenende nicht hier und sie freuen sich sicher über die Chlouseüberraschung», erklärte Baumer.

Kleine Märchenwelt in Gstaad
Funkelnde Lichter schmückten die Promenade Gstaad und erhellten die dünne Schneedecke auf Bäumen und Dächern. Weihnachtsmusik, gespielt von einem Ensemble der Musikgesellschaft Gstaad, untermalte die zauberhafte Stimmung – und auf beiden Seiten der Promenade herrschte erwartungsvolle Spannung unter den ausharrenden Kindern mit ihren Eltern. Alle paar Meter leuchtete eine kleine Laterne am Boden und lud Familien ein, dort einzeln auf den bärtigen Herrn mit rotem Mantel zu warten.

Um 17 Uhr war es dann endlich so weit: Der Samichlous erschien in der Abenddämmerung auf der Höhe der Eisenbahnbrücke in Begleitung von gleich zwei Schmutzlis mit Eseln – einer davon vollbepackt mit kleinen Samichloussäckli. Vor dem Samichlous und seinen Gefährten wurde von der Dorforganisation Gstaad ein grosser Wagen voller Punsch und Glühwein gezogen. Geduldig schlenderte der Samichlous die Promenade entlang und nahm sich Zeit für die genauso freudigen wie nervösen Kinder. «Ich habe mein Versli ganz oft in der Schule geübt», verriet uns Emely strahlend, nachdem sie ihren Mut zusammengenommen und dieses dem Samichlous vorgesagt hatte. Als Belohnung durfte sie sich einen kleinen Samichloussack mit Nüssen und Schokolade bei dem vollbepackten Eselchen holen. Aber nicht nur die Augen der Kinder glänzten, sondern auch jene des Samichlous: «Ich bin sehr glücklich darüber, dass so viele Kinder gekommen sind und mir etwas erzählen», brummelte er in seinen Bart hinein. Und wer weiss, vielleicht hat auch er sich im Anschluss an einem Becher Punsch erfreut.

Alles ein bisschen anders, aber schön
Der neu organisierte Besuch des Samichlous war ohne Frage die bessere Variante als eine «Absage». Es hatte wohl etwas mit Normalität zu tun, an diesem Tag dem Samichlous gegenüberstehen zu können. Abstandsregeln, Stubenverbot und Wartepositionen gehörten nun einfach dazu.

Die Freude, ihn getroffen zu haben, schob alles andere für einen Augenblick in den Hintergrund.

 


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