Keiner zu klein, ein Pechvogel zu sein

  31.12.2020 Schweiz

2020 wurden rund 1700 Vögel in die Pflegestation der Schweizerischen Vogelwarte gebracht – so viele wie noch nie. Haussperling, Amsel und Mauersegler führen die Liste der gefiederten Patienten an. Die Mitarbeitenden der Pflegestation versorgen die Vögel und unterstützen sie bei einem Neustart in die Freiheit.

Für die Sempacher Vogelpflege war 2020 nach 2019 das zweite Rekordjahr in Folge! Heuer wurden rund 1700 verletzte, geschwächte oder verwaiste Vögel eingeliefert; gut 200 mehr als letztes Jahr. Ein Teil der Zunahme ist sicher teilweise darauf zurückzuführen, dass die Aufmerksamkeit der Bevölkerung dieses Jahr wegen der ungewöhnlichen Bedingungen höher war. Im vergangenen Frühling wendeten sich nämlich auch aussergewöhnlich viele Personen mit Fragen zu Vögeln an die Schweizerische Vogelwarte.

Gut die Hälfte der Pechvögel, welche die Pflegestation entgegennahm, waren Jungvögel. Unter den Eingängen befanden sich jedoch auch zahlreiche verletzte Vögel, die von aufmerksamen Menschen aufgefunden und vorbeigebracht worden waren. Die Vögel erhalten professionelle Pflege und werden nach ihrer Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Manche von ihnen weisen jedoch derart schwere Verletzungen auf, dass sie trotz Behandlung keine Chance mehr haben, gesund zu werden.

Verletzungen entstehen oft dann, wenn Vögel mit einer Glasscheibe oder einem Fahrzeug kollidieren. Gerade der Zusammenstoss mit Glasscheiben gehört im Siedlungsraum zu den grössten Vogelschutzproblemen. Viele Verletzungen und Todesfälle könnten vermieden werden, wenn beim Bau eines Gebäudes Massnahmen getroffen und bestehende Scheiben für die Vögel mit Markierungen sichtbar gemacht würden.

Wie im Vorjahr zählten Haussperling und Amsel zu den am häufigsten entgegengenommenen Vogelarten. An dritter Stelle standen Mauersegler, unter ihnen viele Jungvögel, die an heissen Sommertagen auf der Suche nach Abkühlung aus den Brutnischen stürzten. Mauersegler brüten oft direkt unter Hausdächern; bei starker Sonneneinstrahlung kann die Temperatur im Nest enorm ansteigen.

Verglichen mit den betriebsamen Frühlings- und Sommermonaten, wo das Zwitschern und Piepsen der zahlreichen gefiederten Patienten eine beständige Geräuschkulisse darstellt, ist es während des Winters in der Pflegestation schon fast besinnlich ruhig. Dennoch gilt es auch jetzt noch gefiederte Patienten zu versorgen, die hoffentlich im neuen Jahr in Freiheit entlassen werden können.

PD
www.vogelwarte.ch

 


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