5*-Krähen im Nobelkurort

  09.02.2021 Natur

Wer kennt sie nicht, die Krähen, Raben, Gaggen oder Schwarzfräcke, wie sie auch genannt werden …? Ein vom Flachland bis ins Gebirge überall anzutreffender Kulturfolger, der sich stets gut anzupassen weiss.

Krähenvögel leben das ganze Jahr über mehr oder weniger in Gesellschaft, in kleineren oder grösseren Schwärmen, wie man sie vielerorts auf dem Felde antreffen kann. Extrem grosse Ansammlungen kann man zudem noch an von ihnen spezifisch ausgewählten Standorten von Oktober bis Februar/März beobachten.

Anwohner des Dorfzentrums Gstaad und des Oberborts kennen dieses Phänomen, das sich dort jeden Abend zur Winterzeit abspielt: Sobald es mit Einnachten beginnt, kommen plötzlich aus allen Himmelsrichtungen kleinere und grössere Krähenschwärme dahergeflogen, die laut lärmend und immer wieder auffliegend um den besten Schlafplatz kämpfen, den sie sich in den Bäumen rund ums Bellevue und das The Alpina ausgesucht haben – einen «nobleren» Standort hätten sie sich nicht aussuchen können! Und es sind nicht wenige. Schätzungen ergaben bis zu 250 Exemplare! Beachtenswert ist auch ihr ausgeprägter Orientierungssinn, denn selbst bei starkem Schneefall oder dichtem Nebel finden sie den Weg dorthin.

Erstaunlicherweise habe ich das selbe Verhalten in Ouchy bei Lausanne festgestellt. Dort nächtigen auch jeden Abend Hunderte Krähen in den alten Platanen direkt neben dem Fünfsterne-Nobelhotel Château d̓\\'Ouchy. Warum sie gerade solche Orte auswählen, ist und bleibt sicher rätselhaft. Vermutlich fühlen sie sich daher zur High Society hingezogen, weil sie das ganze Jahr über einen schwarzen Frack tragen …

Im Morgengrauen geht dann das selbe lautstarke Spektakel wieder los, indem sich die Vögel wieder in alle Richtungen zur Futtersuche verteilen. Ein Grossteil der «Gstaader Krähen» fliegt täglich über Saanenmöser bis nach Zweisimmen und ins Obersimmental. Einige von Lausanne sogar über den Lac Léman nach Evian und zurück! So ab Anfang April lösen sich die Schlafplätze langsam auf, denn dann beginnt die Brutzeit, während der sie sich paarweise auf die ganze Region verteilen, und der nächtliche Spuk ist bis zum nächsten Winter wieder vorbei.

BERT INÄBNIT


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