Der Schweizer Stefan Bissegger spurtete in Saanen zum Sieg

  11.06.2021 Sport, Tour de Suisse 2021

Am Ende der vierten Etappe der diesjährigen Tour de Suisse fuhr der Thurgauer Stefan Bissegger als erster über die Ziellinie in Saanen. Der Aufwand für das OK des Etappenortes Gstaad war nicht grösser, aber anders, denn Zuschauer waren im Zielraum nicht erlaubt.

SOPHIA GRASSER/JENNY STERCHI
Über das Wetter reden mochte fast niemand. Und dennoch war unter den markant wenigeren Zuschauern am Streckenrand hier und da zu hören: «Muss es jetzt wirklich regnen?»

Ausreisser belohnt
118 Radrennfahrer aus aller Welt hatten sich auf die 171 Kilometer lange Strecke von St. Urban nach Saanen begeben. Das Peloton, wie das Hauptfeld der Fahrer häufig genannt wird, machte im ersten Renndrittel ordentlich Tempo und Ausreissversuche damit unmöglich. Auf dem Weg in Richtung Simmental konnten aber dann der Franzose Benjamin Thomas, Joseph Rosskopf aus den USA und der Schweizer Joel Suter, der aus Wengi bei Frutigen stammt, dem Hauptfeld entkommen. Um ein Haar hätte der Thurgauer Stefan Bissegger den Anschluss an diese Spitzengruppe verpasst. Als das Quartett den Anstieg nach Saanenmöser unter die Räder nahm, hatte es einen Vorsprung von sieben Minuten auf das Hauptfeld herausgefahren. Joel Suter musste die drei anderen vor Schönried ziehen lassen. Im Schlussspurt reichte es dann doch für Bissegger. Er rollte vor Thomas und Rosskopf über die Ziellinie.

An der Spitze änderte sich nichts
«Dass ich die Führung im Gesamtklassement verpasste, stimmt mich überhaupt nicht traurig. Vielmehr freue ich mich über meinen Etappensieg, mit dem ich vor dem Start überhaupt nicht gerechnet hatte», versicherte Bissegger, Zweiter im Zeitfahren in Frauenfeld, nach seiner Zielankunft in Saanen.

Das Leadertrikot verbleibt bei Mathieu Van der Poel – vorerst. Sein Vorsprung auf den Strassenweltmeister Julian Alaphilippe beträgt nur noch eine Sekunde.

Die Sache mit dem Wetter
Im Simmental schon einmal nass geworden, hatten die Fahrer bis nach Schönried kaum mit Niederschlag zu kämpfen. Die Zielankunft sowohl der Spitzengruppe als auch des Hauptfeldes wurde von einem heftigen Regenschauer begleitet.

OK-Präsident Mario Cairoli hatte im Vorfeld mehrfach betont, dass eine Ankunft mit Sonnenschein erklärtes Ziel für den diesjährigen Etappenort Gstaad sei. «Wenigstens war es kein Dauerregen wie vor drei Jahren», gab sich Cairoli am Donnerstag optimistisch. «Und heute könnte es ja nicht besser sein, wenn wir die Fahrer auf die nächste Etappe schicken.» So verliess der Tross gestern Mittag Gstaad in Richtung Leukerbad bei bestem Sommerwetter.

«Das Helferteam, das am Mittwoch und Donnerstag je aus rund 15 freiwilligen Einsatzkräften bestand, hat ihre Aufgaben mit Bravour erledigt», freute sich Cairoli am Donnerstag. Der Aufwand sei für das OK vor Ort nicht wesentlich grösser gewesen. Schutzkonzept, Testregime und die Bewegungen des Trosses als Bubble seien in der Verantwortung der Tourveranstalter gewesen. «Für uns war es die grösste Umstellung, die Zuschauer nicht einzuweisen, sondern eher vom Zielraum und Startareal wegzuweisen. Keine dankbare Aufgabe, aber für dieses Mal zwingend.»

Stimmung in Saanen
Die letzten drei Kilometer vor der Ziellinie noch einmal alles geben – und die Saaner lieferten die nötige Motivation. Jung und Alt trotzten dem schlechten Wetter und machten sich am Strassenrand parat, um das Ereignis live mitzuerleben. Der Hubschrauber, die Ansagen via Megafon und die zahlreichen Sicherheitsfahrzeuge vorneweg steigerten die Spannung. «Sie kommen!», jubelten die Kinder, als die ersten Rennfahrer in Sichtweite kamen. Obwohl das Trottoir mehr Regenschirme als Flaggen zierten, fieberten die Zuschauer offensichtlich mit und heizten auch dem letzten Fahrer noch einmal ordentlich ein. Den Anlass liessen sich die Saaner trotz Regenschauer und Corona-Einschränkungen nicht nehmen. Allerdings sei man enttäuscht gewesen, nicht im Zielraum stehen zu dürfen. Dadurch verpasse man einfach ganz besondere emotionale Momente, teilte ein Zuschauer mit.

Schutzkonzept der Tourveranstalter funktioniert
Nach einem positiven Testergebnis im Team Intermarché-Wanty-Gobert am Dienstag wurde ein umfassender Kontrollmechanismus in Gang gesetzt. Die Isolation sowie zusätzliche Testverfahren betroffener Teammitglieder – zur alle drei Tage wiederholten Testung aller Beteiligten – und der enge Austausch mit dem entsprechenden kantonsärztlichen Dienst klappten reibungslos. Vonseiten des Veranstalters hätte das Team die Tour de Suisse fortsetzen dürfen. Die Teamverantwortlichen beschlossen jedoch, die Teilnahme für dieses Jahr zu beenden.«Wir bedauern dieses positive Testergebnis, sind jedoch sehr froh, dass das Schutzkonzept greift und alle Personen im Tourtross sicher weitermachen können», schreibt der Veranstalter auf seiner Homepage.

Weitere Fotos Seiten 6 und 7 und unter https://www.anzeigervonsaanen. ch/galerie.html
Video: https://tinyurl.com/2smmkev9


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