Peu à peu in Sport und Kultur

  04.06.2021 Coronavirus, Vereine

Der Bund lockerte die Corona-Massnahmen auch in den Bereichen Sport und Kultur. Während die Sportvereine alle Möglichkeiten ausschöpfen, bleiben Musik- und Kulturgruppen vorsichtig.

SOPHIA GRASSER/JENNY STERCHI
Auf die Bereiche Sport und Kultur wirken sich die jüngsten Öffnungsschritte nur geringfügig aus. Die Teilnehmerzahl wurde von 15 auf 50 Personen erhöht. Im Freien muss entweder eine Maske getragen oder der notwendige Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Auf beides kann verzichtet werden, sofern die Kontaktdaten vorliegen. Sportliche Aktivitäten mit Körperkontakt sind demnach wieder erlaubt. In Innenräumen gelten die bisherigen Regeln: Maskenpflicht und Abstandhalten.

(Kaum) Einfluss auf Tennis und Turnen
Die Sportart Tennis sei momentan weniger vom Bundesentscheid als von den Wetterverhältnissen abhängig, informiert Andreas Fend, Präsident des Tennisclubs Saanen. Der Tennisclub Saanen nahm den Spielbetrieb bereits seit Anfang Mai wieder auf und öffnete die beiden Aussenplätze. «Wir haben Glück: Da unsere Plätze im Freien sind, können wir die Vorschriften problemlos einhalten», so Fend. Auch der von Swiss Tennis organisierte Interclub ist bereits in vollem Gange – nun auch mit Publikum. Darüber hinaus nehmen die Lockerungen vom 31. Mai keinen erheblichen Einfluss auf den weiteren Spielbetrieb.

Auch die Turnvereine Gsteig-Feutersoey und Saanen-Gstaad profitieren wenig von den Öffnungsschritten, machen aber das Beste aus der Situation. Um die Maskenpflicht und die Abstandsvorgaben zu umgehen, verlegen beide Vereine das Training sofern möglich nach draussen. Der Turnverein Gsteig-Feutersoey weicht ferner auf ein Alternativprogramm wie Velofahren oder Wandern aus, um das Vereinsleben zu fördern. «Solche Aktivitäten dienen auch der Ablenkung. Es tut gut, mal über etwas anderes zu diskutieren als über Corona», berichtet Christof Walker, Präsident des Turnvereins. Auf die Frage, was sich seit dem 31. Mai geändert habe, scherzt Walker: «Das Wetter!» und dahingehend auch die Motivation der Vereinsmitglieder.

Während der Turnverein Gsteig-Feutersoey Aufführungen und Wettkämpfe erst im Herbst wieder ins Auge fasst, rief der Turnverein Saanen-Gstaad den UBS Mini ins Leben. Sämtliche Sportvereine und Schulklassen des Saanenlands führen selbstständig Wettkämpfe durch und senden ihre Ergebnisse an den Organisator, den Turnverein Saanen-Gstaad, der am Ende eine Rangliste zusammenstellt. «Wenn die Wettkämpfe ausfallen und man keine Ziele vor Augen hat, verliert man auf Dauer den Antrieb. Das spürt man vor allem unter den Kindern – dem möchten wir entgegenwirken», erklärt Christian Berchten, Präsident des Turnvereins.

Erleichterung im Fussball
Im Fussball hingegen macht sich insbesondere unter den Erwachsenen Erleichterung breit. Unter der Voraussetzung, dass die Kontaktdaten jedes Vereinsmitgliedes erhoben werden, ist der Körperkontakt ohne Maske erlaubt. Darüber hinaus dürfen Meisterschaftsspiele mit einem begrenzten Publikum ausgetragen werden. «Wir haben ein ganzes Stück Freiheit zurückerlangt und gehen langsam, aber sicher ins ‹daily business› über. Die bekannten Hygiene- und Verhaltensregeln sind einfach ein neuer Standard, der nun zu diesem ‹daily business› dazugehört», erklärt Christian Frey, Präsident des Fussballvereins FC Sarina.

Gesonderte Regeln für Musikgruppen
Trotz der gelockerten Teilnehmerzahl von 50 Personen gelten für Musikvereine und -gesellschaften nach wie vor strenge Abstandsvorgaben: In Innenräumen sind 25 Quadratmeter pro Person vorgeschrieben, wenn man auf die Maske verzichten möchte. Die Vereine sind sich einig: Die Flächenvorgabe sei bei einer so grossen Gruppe unmöglich zu erfüllen.

Während der Jodlerklub «Gruss vom Wasserngrat» und das Chörli Lauenen nun in die Sommerpause gehen und der Situation im Herbst optimistisch entgegenblicken, möchte die Musikgesellschaft Gstaad schrittweise wieder Fahrt aufnehmen. Geplant ist unter anderem ein Platzkonzert am 18. Juni auf der Promenade von Gstaad. «Ausserdem bieten wir unseren Mitgliedern wieder die Möglichkeit, in kleinen Gruppen zu proben», teilt Präsident Marcel Romang mit. Auch der Jodlerklub «Bärgfriede» Gstaad bespricht gegen Ende dieser Woche das weitere Vorgehen und zieht in Betracht, die lange Gesangspause zu beenden.

Momentan gehe es allerdings in erster Linie darum, das Vereinsleben anzukurbeln und die Kameradschaft zu pflegen. «Wir kommen heute Abend das erste Mal seit November zusammen und machen uns an einer Brätelstelle einen gemütlichen Abend. Wir möchten in ungezwungener Atmosphäre singen und warten deshalb noch auf weitere Öffnungsschritte», sagte Johann von Grünigen, Präsident des Jodlerchörlis «Abeglanz» Gstaad, am Mittwoch auf Anfrage.

Gute Nachrichten vom Gstaad Menuhin Festival & Academy
Auf den verschiedenen Bühnen des traditionellen Festivals werden internationale Künstler spielen und performen. Und die Zuschauerränge werden besetzt sein. Denn mittels eines klar strukturierten Schutzkonzeptes ist die kulante Handhabung bei Ticketrückgabe und Contact Tracing bei allen Veranstaltungen festgeschrieben. Es wird in diesem Jahr bei den meisten Konzerten keine Pausen während der Konzerte geben. Die Abstände zwischen den Sitzplätzen entsprechen den Vorgaben der Behörden. Die Kapazitäten der Veranstaltungsorte, die Kirche Saanen und das Festivalzelt in Gstaad, wurden auf maximal die Hälfte der üblichen Platzzahlen reduziert.

Sicherheit hat höchste Priorität
Die Organisatoren des Gstaad Menuhin Festivals & Academy sehen optimistisch in den Festivalsommer, ohne dabei das Risiko aus den Augen zu verlieren. «Die Sicherheit der Besuchenden, der Künstler und unseres Teams haben für uns höchste Priorität», erklärt Lukas Wittermann, Geschäftsführer des Gstaad Menuhin Festivals & Academy. «Es ist nicht unser Ziel, die dank Öffnungsschritten erweiterten Möglichkeiten ganz und gar auszureizen. Viel wichtiger erscheint uns, in diesem Sommer Vertrauen zu schaffen und live gespielte Musik sorglos geniessen zu können.» Auf der Homepage würden aktuelle Anpassungen jeweils klar kommuniziert.

Einschränkungen am Rande des Festivals
Anders als sonst wird es kein Catering, keinen Barbetrieb und keine Verpflegung am Rande der Konzerte und Veranstaltungen geben.

«Wir erhoffen uns mit den nächsten Öffnungsschritten genau definierte Rahmenbedingungen für unsere Veranstaltungen», schaut Wittermann voraus. Das erfordere sowohl vom Veranstalter als auch von den Künstlern und nicht zuletzt von den Besuchenden nach wie vor ein Höchstmass an Flexibilität.


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