Auf Augenhöhe mit Menuhin

  13.07.2021 Vorschau

In diesem Jahr stehen bei Gstaad Menuhin Festival & Academy alle Zeichen auf «London»: Vom 16. Juli bis 4. September werden spannende Perioden der englischen Hauptstadt nach Gstaad geholt. In London begannen die Karrieren der Beatles und Rolling Stones, doch auch bereits deutlich früher zeigte sich London als eine blühende Musikmetropole, die Komponisten aus aller Welt anzog, darunter Mozart oder Händel.

«Bis zum Alter von sieben Jahren ging ich fast jeden Tag dorthin», erzählt Daniel Hope. Geboren in Durban (Südafrika), wuchs der Geigenvirtuose in London auf. Das Haus, von dem er hier erzählt, ist jenes von Yehudi Menuhin, dessen Biografie sich bekanntlich Zeit seines Lebens um London drehte. Daniel Hopes Mutter hätte damals die Stelle beim Erzbischof von Canterbury annehmen können, doch sie wurde Privatsekretärin Menuhins. Damit fielen das Talent und die Hingabe Hopes mit dem einzigartigen Ton Menuhins, der ihn dank der Anstellung seiner Mutter nun stets umgeben sollte, zusammen. Als Hope gemeinsam mit Menuhin in den Neunzigern mehr als sechzig gemeinsame Konzerte spielte, war er schon weitaus mehr als ein Schüler des grossen Meisters – beide trafen sich in ihrem Geigenspiel auf Augenhöhe.

Am 16. Juli eröffnet Daniel Hope gemeinsam mit Ikki Opitz (Violine), Adrien La Marca (Viola), Josephine Knight (Violoncello) und Simon Crawford-Phillips (Klavier) die 65. Ausgabe von Gstaad Menuhin Festival & Academy. Dabei steht in einem vollständig englischen Programm die etwas andere Seite von Edward Elgar im Fokus, hat er doch so viel mehr als die Pomp-and-Circumstance-Märsche zu bieten. Als diesjähriger Residenzkünstler beschliesst Hope seine Hommage an England und Menuhin mit einem weiteren Konzert am 22. Juli in der Kirche Saanen, bei dem er Starbariton Thomas Hampson dazu einlädt, sich gemeinsam den «Folksongs» der grossen Insel in allen Färbungen zu widmen.

Das Eröffnungswochenende wird zunächst dank Paul Lewis (17. Juli, Kirche Zweisimmen), am Tag darauf mit Julia Fischer (18. Juli, Festival-Zelt Gstaad), die gemeinsam mit grossartigen Nachwuchskünstlern auftritt, zu einem Zusammentreffen von musikalischer Intelligenz und grosser Leidenschaft. Musikalische Intelligenz deshalb, weil Komponisten wie Mendelssohn bereits wussten, dass Noten vollkommen reichen, um Bilder entstehen zu lassen – Musik ist in der Lage, das Unaussprechliche auszudrücken. In seinem Programm lässt Paul Lewis daher die «Lieder ohne Worte» Mendelssohns den «Bildern einer Ausstellung» von Mussorgsky gegenüberstehen. Julia Fischer trägt eine besondere Beziehung zum Festival in sich: 1995 gewann sie vor den Augen des Meisters den Menuhin-Wettbewerb – es folgte eine Weltkarriere, während der sich Fischer stets neue Herausforderungen sucht. So wie Menuhin sie einst förderte, nimmt sich Fischer am 18. Juli mit dem Cellisten Friedich Thiele (der internationale Bekanntheit durch den ARD-Wettbewerb 2019 erlangte) und dem Pianisten Robert Neumann (der am 21. August in der Kapelle Gstaad erneut mit einem Jeunes-Etoiles-Recital zu Gast sein wird) zwei Künstler zur Seite, die noch am Anfang ihrer Karrieren stehen.

PD

www.gstaadmenuhinfestival.ch


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