Champagner aus der Kuhglocke

  20.07.2021 Gstaad

Da ist sie wieder, die typische Verbindung aus Luxus und Bodenständigkeit, die Gstaad so einmalig, liebenswert und letztlich auch international beliebt macht: Der interdisziplinäre Künstler Anthony Bannwart funktioniert Kuhglocken zu Champagnerkühlern um – und kommt damit gut an.

SONJA WOLF
An Ideen mangelt es ihm nicht, dem Künstler Anthony Bannwart. Auf dem Höhepunkt der Pandemie letzten Winter beginnt er sein Upcycling-Produkt. «Die Kunst leidet, das Handwerk seufzt auch … aber Champagner wird immer noch oder gerade wegen der Pandemie in Chalets und Hotels getrunken», erinnert er sich an die damalige Situation. Und schon war die Idee geboren. Ein bronzener Champagnerkühler aus einer Kuhglocke sollte es sein, auf einem handgeschmiedeten Eisenständer präsentiert.

Für Bannwart symbolisiert der Kühler vieles: Er ist eine Hommage an die traditionelle Glockengiesskunst, die im Schwinden begriffen ist, genauso wie ein Ausdruck der Bewunderung für seinen Herzenswohnort Gstaad. Gstaad mit seinem reichen kulturellen Erbe – und den Kühen eben.

Und so macht er sich im vergangenen Dezember an die Realisierung seiner Idee: In tage-und wochenlanger Präzisionsarbeit fertigt er aus den grösstmöglichen Kuhglocken von 6,5 kg die ersten beiden Prototypen. Eine Glockengiesserei in seinem Geburtsort La Chaux-de-Fonds, die übrigens auch die Glocken für die Olympischen Spiele giesst, steht ihm zur Seite. Die fertigen Kunstwerke stellt er dann nicht etwa in einer Galerie aus, nein, die Kühler finden ihren Platz in zwei Boutiquen in der Gstaader Promenade, deren Inhaber beide Freunde des Künstlers sind. Und gefallen der Kundschaft direkt.

Die Warteliste der Bestellungen füllt sich für die nächsten Monate, Geduld ist angesagt: «Die Produktion des ganzen Kunstwerks dauert etwa drei bis vier Wochen. Wenn ein individueller Schriftzug gewünscht wird, kann es bis zu sechs Wochen dauern», erklärt der Künstler. Eines ist klar: Die Giesserei wird in der nächsten Zeit wohl mehr Glocken für Champagnerflaschen herstellen als für Kühe.


ANTHONY BANNWART – INTERDISZIPLINÄRER KÜNSTLER UND SEGLER

Geboren in der Uhrenstadt La Chauxde-Fonds, verbrachte der 41-jährige Anthony Bannwart grosse Teile seiner Kindheit in Gstaad. Nach einer Ausbildung in Lausanne lernte er Goldschmied in Hanau/Deutschland. Anschliessend studierte er Kunst an der Central St. Martin’s University of the Arts London, bevor er begann, seine Kunstwerke weltweit auszustellen. Die interdisziplinären Projekte des Künstlers beinhalten Gemälde, Skulpturen, Installationen, Videos und Fotografie, Objekte und Schmuck. In Gstaad ist er unter anderem bekannt für seine Waves-Kunstinitiative für die Ozeane, die er 2019 als Non-Profit-Organisation gegründet hat.

Als begeisterter Segler verbindet ihn eine langjährige Freundschaft mit dem Gstaad Yacht Club, zu dessen Mitgliedern er seit 2020 offiziell gehört. Bereits bei seiner zweiten Teilnahme an den Voiles de Saint-Tropez 2020 konnte er mit seinem Team auf der Wally Nano «Nostromino» einen Sieg einfahren.

SONJA WOLF

 


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