Ein paar Wermutstropfen …

  12.10.2021 Gstaad

Neben einer «allgemeinen Zufriedenheit» gebe es auch ein paar Wermutstropfen, erklärte Benz Hauswirth, Präsident der Zückerli-Wispile AG, an der Generalversammlung. Einer davon ist die geplante Einstellung des Skibusses.

ANITA MOSER
Nur langsam trudelten die Aktionärinnen und Aktionäre am vergangenen Samstag ins Berghaus auf der Wispile zur 16. Generalversammlung der Zückerli-Wispile AG. Grund dafür waren nicht etwa die Traktanden, sondern wohl eher das prächtige Nebelmeer, das sich auf knapp 2000 Metern über Meer bot. Kameras und Handys wurden gezückt, um das Naturschauspiel festzuhalten.

Die ordentlichen Traktanden gaben keinen Anlass zu Diskussionen. Ohne Wortmeldung wurden sie von den 58 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären – sie vertraten rund 45 Prozent des Aktienkapitals – genehmigt. Die von Christof Huber erläuterte Jahresrechnung schloss mit einem Gewinn von knapp 13’000 Franken ab.

Wandern liegt im Trend
«Die Krise hat gezeigt, wie sich das Gästeverhalten verändert hat», betonte Präsident Benz Hauswirth in seinem Jahresbericht. «Die Touristen wollen vermehrt die Natur. Auch sieht man viele junge Leute wandern – nicht nur im Sommer, sondern in allen vier Jahreszeiten», so Benz Hauswirth. Der Ansturm auf die Wispile sei wie schon ein Jahr zuvor gross gewesen. Nur das Wetter habe leider oftmals nicht mitgespielt.

Volkswirtschaftliche Aspekte berücksichtigen
Aber trotz seiner allgemeinen Zufriedenheit mit dem Lauf der Dinge gebe es doch Wermutstropfen. «Dass die Wispile im vergangenen Winter nicht geöffnet wurde, war eine herbe Enttäuschung.» Er habe viele Anrufe und Mails bekommen. Der Vorstand habe aber bewusst auf eine Intervention bei der BDG verzichtet. «Wir waren uns bewusst, dass sich eine Öffnung der Wispile unter den dazumal verfügten Corona-Massnahmen wirtschaftlich nie rechnet.» Hauswirth gab aber zu bedenken, dass es neben dem betriebswirtschaftlichen Aspekt immer auch einen volkswirtschaftlichen gebe. «Eine geschlossene Gondelbahn in einer Skidestination ist ein trauriger Anblick und schadet einer Destination.» Man hätte sich gewünscht, dass über Weihnachten/Neujahr und im Februar mindestens die Gondelbahn, der Standlift, ein Take-away und vor allem der Höhenwanderweg geöffnet seien. «Der Eggliwanderweg ist kein Ersatz für unsere Gäste», betonte der Vorsitzende. Der Rundwanderweg auf der Wispile sei eine Perle der Destination. Seiner Meinung nach hätte das Angebot durch den GST und die Gemeinde finanziert werden müssen – als Leistungsauftrag wie den Sommerbetrieb.

Skibus: ausbauen statt abschaffen
Als weitere negative Überraschung nannte er die Ankündigung, den Skibus einzustellen. «Ich glaube, das ist ein schlechter Aprilscherz», so Hauswirth. Das Skibusangebot müsse ausgebaut und nicht abgeschafft werden. «Die Destination wirbt mit Nachhaltigkeit. Da passt ein solcher Beschluss überhaupt nicht», hielt der Präsident dezidiert fest. Und doppelte nach: «Selbstverständlich muss der Bus von der Öffentlichkeit finanziert werden.» Er sei überzeugt, dass die Verantwortlichen auf diesen Entscheid zurückkommen. Er wählte deutliche Worte: «Ich verlange, dass der Gemeinderat das OK gibt und nicht die Verwaltung zu entscheiden hat.»

Überraschung löst sich in Luft auf
Eigentlich wollte Benz Hauswirth mit einer Überraschung aufwarten, «mit der das Thema Schliessung der Wispile im Winter vom Tisch gewesen wäre». Das habe sich aber in Luft aufgelöst (siehe Kasten auf der Titelseite). Gleichwohl dürfe die Wispile diesen Winter unter keinen Umständen geschlossen werden. «Sonst haben wir mit der BDG und der Gemeinde ein grösseres Problem», so Benz Hauswirth.

Am Schluss zeigte er sich versöhnlich. Er dankte der BDG, dem VR-Präsidenten Heinz Brand und CEO Matthias In-Albon für ihr Engagement sowie dem Personal für ihre Freundlichkeit und ihren Einsatz.

Für 25 Jahre Engagement geehrt
Seit der Gründung der Zückerli-Wispile AG im Jahr 1996 hat sich Johann Peter von Grünigen im Verwaltungsrat engagiert und sich auch finanziell beteiligt. Auf Ende letzten Jahres hat er demissioniert (wir haben berichtet). Da im vergangenen Jahr keine physische GV möglich war, wurde er heuer für seinen unermüdlichen Einsatz geehrt. Der Geehrte gab den Dank zurück an die Aktionäre und die Mitglieder der verschiedenen Arbeitsgruppen. «Es wurde grosse Arbeit geleistet», so von Grünigen. Und nicht zuletzt hat sich die Zückerli-Wispile AG bei der Abtretung der Bahn an die BDG mit einer Vertragsklausel abgesichert. Sollte die Bahn geschlossen werden, geht sie für einen Franken zurück an die Zückerli-Wispile AG. «Das Damoklesschwert hat funktioniert und sich bewährt», meinte Johann Peter von Grünigen schmunzelnd und mit einem Augenzwinkern zu Heinz Brand – dieser war damals aufseiten der Zückerli-Wispile AG auch beteiligt. «In der Zwischenzeit hat auch die BDG gemerkt, dass die Wispile ein guter und ein wesentlicher Bestandteil der Destination ist. Den Sommerbetrieb haben sie ausgebaut und machen Werbung dafür.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote