Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgends

  19.10.2021 Leserbriefe

Die Impfverweigerer stellen sich als benachteiligte Personen dar, die auf so vieles verzichten müssen. Gerne verwenden sie Kinder als Opfer und nutzen diese als Werkzeuge. Kehren wir die Sache mal um. Folgende Situation ist gut vorstellbar. «Mami, warum haben die Forscher noch keine Impfung gegen dieses böse Virus erfunden?» «Ach, weisst du, Kevin, den Forschern geht es nur darum, mit ihren Mitteln viel Geld zu verdienen, alles andere ist ihnen gleich. Darum müssen jetzt so viele Leute an Covid-19 sterben, wie dein Grosi letzte Woche.»

Ein Teil der Gegner/innen von angeordneten Massnahmen gehört zu einer Trotzgesellschaft, die einfach immer das Gegenteil will. Die übrigen Verweigerer sind die, welche die Krisensituation ausnutzen, um ihre politischen Ansichten oder weltanschaulichen Ideen auszuleben. Beide Gruppen zersetzen unsere Gesellschaft. Mit Freiheitsrechten hat das wenig zu tun. Vielmehr entziehen die Verweigerer einer Mehrheit unseres Landes deren Freiheit.

Beim Ausbruch der Pandemie haben sich Forscher/innen weltweit an die Arbeit gemacht, um eine Impfung gegen dieses tödliche Virus zu entwickeln. Der Durchbruch ist ihnen viel rascher gelungen, als dies zu erwarten war. Die Menschen konnten von einer Errungenschaft profitieren, die noch keiner Generation vorher zugutegekommen ist. Aber anstatt froh und dankbar zu sein, hat sich rasch eine Gruppe gebildet, die sich gegen diese Errungenschaft aufzulehnen begann. Mit zahllosen unbestätigten Argumenten lösten die Widersacher eine Lawine der Unsicherheit aus, die Tausende von unnötigen Opfern gefordert hat. Es geht ihnen nicht um das Wohl der Mitmenschen, sondern rein darum, die Gelegenheit zu nutzen, um ihre eigennützigen Beweggründe auszuleben.

Besonders rechtspopulistische Kreise machten sich die Krisensituation zunutze, ihre angeschlagene Popularität zu steigern. Leider waren die gemässigten Politiker/innen nicht in der Lage, diesem Trend greifende Massnahmen entgegenzusetzen. Vielmehr liessen sie sich vom Weg abbringen und betreiben bis heute eine Hüst- und Hott-Politik, die zu endlosen Diskussionen und Verunsicherungen führt. Anstatt klare Informationen und Weisungen an die Bevölkerung zu richten, ändern sie alle paar Tage ihre Strategie und meinen, mit Entgegenkommen könnten sie eine Meinungsänderung erreichen. Sie behandeln die Verweigerer wie verwöhnte Kinder, die man zu erziehen versucht, indem man versucht, sie durch Goodies zum Einlenken zu animieren. In der Praxis geht diese Strategie jedoch nicht auf. Im Gegenteil, die Widersacher werden immer dreister und verlangen noch mehr Sonderrechte.

Die Bösen sind nicht die Menschen, welche die einmalige Gelegenheit ergriffen haben und sich impfen liessen, um andere und sich zu schützen. Nein, es sind die eigennützigen, berechnenden Opportunisten, die nur an sich und ihre Vorteile denken. Und eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgends.

Beenden möchte ich meine Ausführungen mit einem Kinderreim, der die Wahrheit genau trifft: «Der Hans im Schnäggeloch, hät alles was er will. Der Hans im Schnäggeloch, hät alles, was er will. Und was er hät, des well er nit, und was er will, des hät er nit. Der Hans im Schnäggeloch, hät alles, was er will.

MARC KELLER, ZÜRICH


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