Freiheit wofür?

  22.10.2021 Leserbriefe

Der ausführliche Leserbrief von Selina Flückiger (AvS vom 15. Oktober) hat mich sehr berührt. Er zeigt auf, was es im konkreten Alltag bedeutet, als ungeimpfte Familie mit Kindern zu leben. Rahel Scholl wies am 1. Oktober darauf hin, wie es um das Thema Anzahl und Reduzierung der Intensivbetten steht. Sepp Doppmann wies auf die fragwürdigen Aspekte der Zertifikatspflicht hin, auf deren Auswirkungen für junge Menschen in Ausbildung und insbesondere auf die enorme Zunahme von psychischen Problemen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wie depressive Entwicklungen und Suizidgedanken (siehe NZZ vom 20. Oktober: Psychiatrische Kliniken laufen wegen Personalmangels am Limit).

Die Debatten in Leserbriefen zeigen uns auf, wie sich die Aufteilung und Trennung der Menschen in Geimpfte und Ungeimpfte auswirken kann. Herr Marc Keller führt uns dies mit seinem Leserbrief (AvS vom 19. Oktober) vor Augen. Es wird in keiner Weise auf die Sorgen, Nöte und Bedenken eingegangen, sondern die Ungeimpften werden in negativem Sinne als Impfverweigerer gebrandmarkt (Merke: Impfverweigerer gibt es nicht, da keine Impfpflicht besteht). Sie würden einer Mehrheit unseres Landes die Freiheit entziehen, schreibt er. Die «Bösen» seien nicht jene Menschen, welche sich impfen liessen, um sich und andere zu schützen, sondern es seien die eigennützigen, berechnenden Opportunisten der Impfunwilligen, die nur an sich und ihre Vorteile denken würden. Die meisten Menschen in meinem weiteren Umkreis liessen sich auf Druck in der Familie impfen und weil sie endlich wieder reisen und sich ohne Einschränkungen bewegen möchten. Oder auch auf Druck ihrer Arbeitgeber mit Hinweis auf notwendige Kündigung. Die Motivation des Schutzes wird zudem offenkundig fraglich, wenn Plakate mit dem Verweis auf solche Freiheiten für die Impfung werben, endlich wieder Restaurants und Vergnügungslokale «frei» besuchen zu dürfen. Letztlich sogar mit 50 Franken «Belohnung» für jeden Impfüberzeuger. Diese marketingtechnische (members get members) Idee grenzt an Bestechung und wurde zum Glück von den Kantonen mehrheitlich abgelehnt.

Dürfen da nicht jedem vernünftig Denkenden mindestens ein paar Fragezeichen erlaubt sein? Worum geht es? Gibt es echt nur Freiheit über die Impfung? Was ist mit jenen Menschen, die sich aus verschiedenen medizinischen Gründen nicht impfen lassen können? Was mit den Genesenen, welche nach neuen Erkenntnissen den besten, langdauernden Immunschutz aufweisen und deren «Zertifizierung» trotzdem nach sechs Monaten verfällt? Was mit den doppelt Geimpften, für die bald eine dritte Impfung nötig ist? Man sieht in Israel, das uns einige Monate voraus ist, dass immer mehr Geimpfte als Covid-Erkrankte im Spital landen. Darf man da nicht fragen, ob man andere Wege und Lösungen in Betracht ziehen sollte? Sollen wir uns wirklich alle sechs Monate impfen müssen, auch im Wissen um die Abnahme der Schutzwirkung und dass auch Geimpfte das Virus weitergeben können? Sollen wir weiter Tausende von Arbeitsplätzen gefährden und Betriebe sterben lassen?

Insbesondere fehlen mir in den Verlautbarungen der Regierung Hinweise auf Prävention und alternative medizinische Behandlungsmöglichkeiten, welche bereits mit Erfolg praktiziert werden, da die Medizin in dieser Richtung neue Erkenntnisse gewonnen hat.

Wir sollten weder Apartheid schüren, noch Andersdenkende an den Pranger stellen, sondern uns gegenseitig respektieren, Verständnis und Mitgefühl zeigen, um von den diskriminierenden Massnahmen wegzukommen und um echte Freiheit zu erlangen.

Die zweifach Geimpften werden die zukünftigen Ungeimpften sein! Was wird, wenn mehrheitlich Geimpfte unsere Spitäler belasten (was sich abzeichnet)? Testet man deshalb Geimpfte bei Spitaleintritt nicht? Wie wirkt sich die aktuelle Scheinsicherheit aus?

Sollen Menschen diskriminiert werden? Wird dies zum Impfzwang für alle führen? Unser Leben und unsere Bewegungsfreiheit kontrollieren und einschränken lassen? Wer übernimmt Verantwortung für Impfschäden, Langzeitfolgen?

Soll das die «neue Freiheit» sein? Vernunft und Bauchgefühl sagen Nein, darum ist am 28. November 2021 unbedingt ein Nein auch auf den Stimmzettel «Volksabstimmung zum Covid- 19-Gesetz» zu schreiben.

JEANNETTE BARETELLA-REBMANN, GRUND UND THUN


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote