Wilder Ziegenparcours, Mooraculum und lustige «Steinmandli»

  08.10.2021 Schule

Die heilpädagogische Schule Gstaad fährt ins einwöchige Schullager nach Zäziwil.

Mit Sack und Pack gings Richtung Emmental auf den wunderschönen Appenberg. Auf dem Weg dorthin absolvierten wir einen Marathon auf den 37 Meter hohen Chuderhüsi-Turm. Die vielen Stufen wurden rauf- und runtergezählt und tatsächlich kamen wir dann zum eindeutigen Resultat von 195 Treppenstufen. Während einige auf der Turmspitze die herrliche Aussicht über die Emmentaler Hügellandschaft bis hin zur Alpenkette genossen, bereiteten die anderen ein grosses Feuer vor. Nach der coolen Grillparty fertigten wir mit Naturmaterialien farbenfrohe Kreisbilder, sogenannte Mandalas, an. Anschliessend unternahmen wir eine gemütliche Wanderung durch den zauberhaften Blätterwald.

Am späteren Nachmittag war es dann endlich so weit! Wir durften die Zimmer auf dem Appenberg beziehen. Im Truberhuus waren fast alle Mädchen und Frauen untergebracht, während die Männer und Jungs im Hubelhaus wohnten. Die Leiterinnen und Leiter passten auf, dass wir Jugendlichen immer die richtigen Häuser fanden! Tja, manchmal drückten sie auch ein Auge zu und mit dem anderen beobachteten sie, ob alles mit rechten Dingen zu und her ging. Im Restaurant waren stets viele andere Gäste anwesend. Das war sehr gemütlich und es herrschte eine gute Stimmung. Wir konnten fast jeden Abend draussen essen. Mit dem Wetter haben wir die ganze Woche das Superlos gezogen.

Am Dienstagmorgen fuhren wir nach Walkringen. Dort besuchten wir das Sensorium im Rüttihubelbad. Auf 1500m2 erwarteten uns ca. 80 Stationen zum Ausprobieren und Beobachten von Klängen, Schwingungen, Farben, Düften, Licht und Dunkelheit. Wir sassen in einem «Kochtopf» aus Metall und staunten, wie man mit einem «Klöppel» laute schwingende Töne erzeugen kann. Die Einpunktschaukel war der Hit. Da sie nur an einem Punkt festgemacht ist, dreht sie sich stets im Kreis. Es soll auch schon Leute gegeben haben, deren Gesicht deswegen von rosa zu leicht grünlich mutiert ist. Die riesigen Gongs und verschiedenen Klangschalen waren faszinierend. Im dunklen Tastlabyrinth haben wir laut gekichert, geflüstert und ab und zu auch geschrien. Besonders wenn wir glaubten, etwas Ungewöhnliches berührt zu haben. Iiii… das war vielleicht gruselig.

Den Nachmittag verbrachten wir in Bern. Dort teilten wir uns auf, fuhren mit dem Bus zum Bahnhof und verunsicherten die Stadt. Ihr könnt uns glauben, unser Sackgeld schrumpfte in Windeseile dahin. Schon erstaunlich, wie einem das Geld durch die Finger rinnt. Selbstverständlich sahen wir uns auch die schönen Brunnen, den Zytgloggeturm und die Häuser aus Sandstein an.

Am Mittwoch erwartete uns ein strahlend sonniger Herbsttag. Wir fuhren nach Sörenberg und stiegen in die Gondelbahn ein, welche uns auf die Rossweid brachte. Dort tobten wir uns auf einem grossen Erlebnis-Spielplatz aus. Wir kämpften auf dem Wasserfloss um den besten Platz, kletterten flink auf Hürden herum und betätigten uns als «Ingenieure» für Dammbauten. Im Wald gab es viele grosse Grillstellen und aufgehängte Sessel an Bäumen, welche zum Relaxen einluden. Wahrscheinlich hätten sich die Leiterinnen und Leiter gerne zwischendurch einmal für fünf Minuten dorthin zurückgezogen. Doch die hatten genug damit zu tun, nasse Socken und Schuhe aus dem Wasser zu fischen. Nach dem feinen Mittagessen unternahmen wir eine Wanderung über den Mooraculum-Trail und absolvierten alle 16 Posten. Wir erfuhren viel Wissenswertes über die verschiedenen Moorlandschaften, die Pflanzen und die dort lebenden Tiere. Gemeinsam lösten wir die Fragen und zum Schluss durften wir so richtig im «glitschigen» Moor herumstapfen. Zum Glück gab es bei diesem Posten einen Brunnen, wo wir uns die schlammverschmierten Füsse waschen konnten.

Uh, lecker! Am nächsten Tag besuchten wir einen Workshop in der Kambly- Fabrik. Dort leitete uns eine Bäckerin-Konditorin an, wie man aus Marzipan, Gebäck und Schokolade köstliche Schmetterlinge herstellen kann. Es entstanden richtig schöne Kunstwerke in allen Farben. Wir lernten, wie mit einem Teesieb Dekorationen hergestellt werden können und wie man Regenbogenmarzipan zum Verzieren benutzen kann. Mit flüssiger Schokolade klebten wir die Gebäckflügel an die Schmetterlingskörper an. Zwischendurch durften wir auch die feinen Güetzi probieren.

Den Nachmittag verbrachten wir an der Emme. Dort wartete bereits «Steinkunst-Aschi» auf uns. Er zeigte und erklärte uns, wie man mit Steinen aus dem Fluss «Steinmandli» zum Leben erwecken kann. Das war aber gar nicht so einfach. Immer wieder fielen die Steine um oder wackelten verdächtig, bis sie dann doch herunterpurzelten. Doch nach einigem Üben fanden wir den Trick heraus und es gelang uns nach und nach, eine ganze Gruppe von dicken, dünnen, grossen und kleinen «Mandli» am Ufer der Emme aufzustellen.

Am letzten Tag packten wir die Koffer in den Anhänger und fuhren mit den Bussen auf den Homberg bei Steffisburg. Dort erwartete uns die Familie Mirjam und Martin Jaun mit ihren vier Kindern. Sie hatte für uns einen abwechslungsreichen Erlebnistag vorbereitet. Zu Beginn durften wir den Teig für unser «Zvierizüpfli» kneten. Anschliessend wurden wir in vier Gruppen aufgeteilt. In einem Workshop stellten wir Blumengefässe aus Ton her und verzierten diese mit speziellen Ornamenten. Das gab viel zu tun. Besonders bei der Innenseite des Topfes mussten wir vorsichtig arbeiten, damit keine Risse entstanden. Mit leuchtend gelben Sonnenblumen und feinen rosafarbenen Herbstblumen kreierten wir im nächsten Workshop Blumengestecke für unsere Eltern. Eine Gruppe durfte währenddessen mit den Ponys ausreiten. Das hat uns sehr gefallen. Aber riesengrossen Spass hatten wir mit den Ziegen. Wir durften mit ihnen einen Hürdenparcours absolvieren. Die einen hielten die Ziege am Halsband, die anderen lockten sie mit einer kleinen Dose Körner vorne her. Aber die Ziegen wären nicht Ziegen, wenn sie so einfach gehorchen würden. Einmal rannten sie mit Volldampf davon, das andere Mal standen sie bockig vor der Hürde und bewegten sich keinen Schritt vor oder zurück. Zum Schluss frassen sie noch die herrlich duftenden Rosen der Bäuerin aus dem Garten. Das war vielleicht ein Gaudi.

Das spannende und lustige Schullager im Emmental hat uns sehr gut gefallen. Nächstes Jahr suchen wir uns wieder einen anderen Kanton aus. So lernen wir nach und nach die Schweiz und ihre regionalen Besonderheiten besser kennen. Wir freuen uns jeweils schon lange vorher auf diese Woche. Auch unsere Eltern haben während dieser Zeit ein kurzes «Time out» und können sich um andere Sachen kümmern.

Dieses Lager finanziert die Heilpädagogische Schule vollumfänglich aus Spendengeldern. Dies ist jedoch nur möglich, weil es immer wieder liebe Menschen gibt, welche an uns denken und uns für eine Spende berücksichtigen. Dafür möchten wir euch ein riesengrosses Merci aussprechen.
DAS TEAM UND DIE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER DER HEILPÄDAGOGISCHE SCHULE GSTAAD

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/tsf7ukzr


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