Alphornmelodien in vielen Varianten

  23.11.2021 Kultur

Gespannt lauschten viele Zuhörer/innen aus dem Saanenland und dem benachbarten Kanton Waadt den Alphornklängen, die am vergangenen Sonntag in der Kirche Saanen zu hören waren. Die Alphorngruppe Saanenland-Pays-dEnhaut und das Nachwuchsensemble stellten unter der Leitung ihres Dirigenten Fritz Frautschi ein abwechslungsreiches Programm zusammen.

VRENI MÜLLENER
Die Stimmung war wie gemacht für diesen musikalischen Leckerbissen in der Kirche Saanen: Ein klarer Novemberabend, der runde Mond leuchtete auf den Weg, die Sterne glänzten und liessen Vorfreude aufkommen, heimatlichen Melodien auf einem der ältesten Instrumente, dem Alphorn, zu lauschen. Ursprünglich wurde Alphornmusik getragen und ruhig gespielt, meistens ohne Noten, aus dem Stegreif. Zwar wurde an diesem Abend nach Noten gespielt, aber ruhig und getragen ertönte das Stück «I dr Tösseg» von Fritz Gnehm. Auch in der darauffolgenden Komposition, «S’ schön ha zäme» (Hans Stettler), vorgetragen vom Nachwuchsensemble, kam diese Ruhe treffend zum Ausdruck. Zum Nachwuchs gehört, wer seit ca. zwei Jahren Alphorn spielt, unabhängig davon, in welchem Alter angefangen wurde.

Abwechslungsreich und virtuos
Im «grossen Konzert für junge Leute» von Hans Jörg Sommer wurde die junge Annina Maurer von Wojtek Wezranowski an der Orgel begleitet – der erste besondere Leckerbissen dieses Abends. Weitere sollten folgen, so die anspruchsvolle «Suite» von Gottfried Aegler, vorgetragen von Veronika Maurer am Alphorn, ebenfalls mit Orgelbegleitung. Im «Muttergotteslied» (Gody und Hermann Studer) verschmolzen ein Alphorn, die Orgel und das Cello, gespielt von Lukas Wittermann, zu einer Einheit. Moderne, virtuose Musik schrieb Jean Daetwyler, so auch das Stück «Suite Montagnarde». Diese Herausforderung meisterte Fritz Frautschi, zusammen mit Yoshimi Wittermann an der Querflöte und dem Organisten Wezranowski. Zwei Alphörner mit der Orgel zusammen vertonten einen Stalltanz aus der «Cowboysuite» von Glenesc Mortimer. Ein Trio mit ruhigeren Tönen war zu hören, sogar ein Trio Grande, mit «dem grossen Bassisten» von Hans Jörg Sommer. Bei den «Juflicheibe was der sit» (Hansruedi Strahm) ging es alles andere als ruhig zu. Carolines Kutschenfahrt, geschrieben von Max Sommer, wusste sehr zu gefallen und löste als voraussichtlich letztes Stück grossen Beifall aus. Aus der Feder von Hans Jörg Sommer, einem der bedeutendsten Komponisten in der Alphornszene, entstammt das Stück «Abendruhe». Der Gesamtchor mit allen Bläserinnen und Bläsern verabschiedete sich damit klangvoll von seinem dankbaren Publikum.


«Ich versuche immer, Melodien zu finden, die dem Können der Muikschülerinnen und Musikschüler entsprechen»

INTERVIEW: VRENI MÜLLENER

Seit wann gibt es die Alphorngruppe Saanenland-Pays-d’Enhaut?
Die Alphorngruppe Saanenland-Paysd’Enhaut gibt es seit 1994, damals unter dem Namen Alphorngruppe Saanenland-Obersimmental

Wie viele Spieler und Spielerinnen sind Sie?
Wir sind zehn Bläserinnen und Bläser in der Alphorngruppe Saanenland-Pays-d’Enhaut und sechs im Nachwuchsensemble.

Woher kommen die Musikantinnen und Musikanten?
Die Musikanteninnen und Musikanten kommen aus dem Saanenland und dem Pays-d’Enhaut, darum der aktuelle Name. Zwei Frauen aus Spiez sind auch regelmässig dabei.

Wie oft proben Sie zusammen?
In der Regel proben wir alle zwei Wochen hier in Schönried. Diesen Winter werden es mehr Proben sein, da wir in den Frühlingsferien die CD mit traditioneller Alphornmusik aufnehmen werden.

Besuchen die Bläser auch Einzelstunden?
Es kommen alle zu mir in die Einzelstunde, die meisten über die Musikschule.

Wie fleissig hat die Gruppe einen Auftritt?
Wir haben circa vier bis sechs Auftritte im Jahr mit der gesamten Gruppe. Dazu treten wir auch in kleineren Formationen auf.

Sie sind der Dirigent und Musiklehrer dieser Alphornbläser. Wählen sie die Musikstücke aus oder bringen die Musikantinnen und Musikanten selber auch Ideen mit?
Meistens lese ich die Stücke selber aus, manchmal bringt jemand ein Stück zum Ausprobieren. Ich versuche immer, Melodien zu finden, die dem Können der Musikschülerinnen und Musikschüler entsprechen. Das heisst, sie sollten nicht zu schwierig sein, dennoch wollen die Musikantinnen und Musikanten auch ein wenig gefordert sein.

Können Sie etwas über Ihr nächstes Projekt, die CD-Aufnahmen, sagen?
Das Projekt läuft schon. Zu Beginn stand die Idee, eine CD mit traditionellen Alphornmelodien aufzunehmen. Danach ging mir durch den Kopf, dass wir auch schon Literatur zusammen mit verschiedenen anderen Instrumenten gespielt haben. Es wurde entschieden, eine Doppel-CD aufzunehmen. Dieser Teil der Aufnahmen ist schon fast fertig. Wir konnten ein Stück mit Alphorn und Marimbafon komponieren lassen, das mit meinem Sohn Sandro, der Percussion studiert hat, gespielt wird. Einige Stücke haben wir zusammen mit der Kirchenorgel aufgenommen. Die Komposition mit Alphorn und Querflöte, welche wir am Samstag gespielt haben, ist auch schon verewigt. Veronika und Annina Maurer, zwei meiner Schülerinnen, haben je ein Stück zusammen mit der Orgel aufgenommen. Eines davon ist von Gottfried Aegler aus Erlenbach, der einige Werke mit Orgelbegleitung geschrieben hat. Es gibt eine Komposition mit Alphorn und Konzertharfe. Das ist eines meiner Lieblingsstücke und klingt wunderbar zusammen mit der natürlichen Akustik der Kirche.

Kann man die Gruppe oder einen Teil davon engagieren?
Ja, das ist möglich. Meistens spielen wir mit der ganzen Gruppe. Man kann uns jedoch auch als Trio, Duett oder als Solisten buchen.

Wir wünschen gutes Gelingen bei den Tonaufnahmen und danken für das Gespräch.

 


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