«Es hätte schneller gehen müssen!»
08.02.2022 Saanen, GstaadDie Fernwärmekunden der Genossenschaft Elektra Baselland (ebl) im Verbund Saanen-Gstaad haben es wieder warm. Entgegen ersten Vermutungen waren nicht die Lecks in der Leitung die Hauptursache für den Versorgungsengpass, sondern einer der beiden Wärmetauscher in der Zentrale. Seit dem Samstag ist das Fernwärmenetz wieder stabil.
KEREM S. MAURER
Es waren ungemütliche Stunden in der vergangenen Woche. Nicht nur für die Kunden, sondern auch für das Unternehmen ebl: 259 angeschlossene Liegenschaften waren betreffend Warmwasser und Heizung unterversorgt. Bekannt geworden war die Störung im Fernwärmenetz bereits am Freitag der Vorwoche, doch es dauerte letztlich eine ganze Woche, bis das Problem ganz behoben werden konnte. Laut Tobias Andrist, CEO der ebl, betreibt das Unternehmen schweizweit 50 Wärmeverbunde seit 25 Jahren, aber eine Störung in diesem Ausmass, wie es der Verbund Saanen-Gstaad gerade erlebt hat, habe das Unternehmen noch nicht gesehen. Auch wenn diese Situation neu war und entsprechende Erfahrungswerte bislang fehlten, dauerte die Störungsbehebung für den Geschäftsführers zu lange. «Unser Anspruch ist ganz klar, dass es schneller hätte gehen müssen», sagt Tobias Andrist auf Anfrage. Die ebl dürfe ihre Kunden nicht so lange unterversorgt lassen. Momentan sei das Netz «grundsätzlich stabil», aber noch laufe ein Notaggregat und drei Zusatzfeuerungen.
Lecks waren nicht der Grund
Als Ursache für die Unterversorgung gab das Unternehmen in der vergangenen Woche zwei Lecks in den Leitungen an. Eines im Bereich des Flugplatzes, das andere im Bereich des Hotels Bernerhof in Gstaad. Doch als beide Lecks repariert waren, blieben die Heizkörper weiterhin kalt – die Unterversorgung dauerte an. Offenbar waren nicht die Lecks das Problem. «Wie sich erst später herausstellte, lag das Problem bei einem der beiden Wärmetauscher in der Zentrale», berichtigt Andrist. Im Lauf der Zeit habe sich im Wärmetauscher Material angesammelt und abgelagert, worauf der Wärmeaustausch nicht mehr im gewünschten Rahmen funktionierte. Dieser Wärmetauscher wurde in der Nacht auf den letzten Samstag gereinigt, danach konnte das Netz wieder hochgefahren werden. Die erlösende Nachricht, nach der die Unterversorgung behoben war, erreichte die betroffenen ebl-Kunden kurz vor halb elf am Samstagvormittag.
Wie geht es weiter?
Als nächstes werde in der kommenden Woche auch der zweite Wärmetauscher in der Zentrale gereinigt, erläutert Tobias Andrist das weitere Vorgehen. Danach werden die drei dezentralen Brenner, die bis heute bei Kunden am Netz sind, sowie das aktuell noch unterstützende Notaggregat in der Zentrale abgestellt, damit wieder auf Normalbetrieb umgestellt werden könne. Bei der Reparatur der eingangs erwähnten Lecks und auch bei den Wärmetauschern handelt sich laut Angaben des Unternehmens um provisorische Massnahmen. Sobald die neuen Wärmetauscher in drei bis vier Monaten geliefert sind, werden die alten ersetzt. Auch die Lecks sollen noch «richtig» repariert werden, doch wie und wann das passiere, müsse erst noch entschieden werden. Die ebl geht nicht davon aus, dass es sich dabei um grössere Reparaturen handeln wird. Andrist sieht diese bislang grösste Störung in der Geschichte der ebl als Chance, die deutlich aufgezeigt habe, wo das Unternehmen noch Verbesserungspotenzial hat, betont er selbstkritisch. Man wolle aus dieser Krise lernen, um für die Zukunft besser gerüstet zu sein.