Paroni folgt auf Steiner: Wechsel bei der Wasserngratbahn
12.09.2023 GstaadNach 25 Jahren verabschiedet sich Hans-Ruedi Steiner Ende September in den Ruhestand und übergibt die Geschäftsführung der Wasserngrat 2000 AG in die Hände von Ivo Paroni. Unterstützt wird er dabei in der Anfangsphase von Verwaltungsratsmitglied Eric Werren. ...
Nach 25 Jahren verabschiedet sich Hans-Ruedi Steiner Ende September in den Ruhestand und übergibt die Geschäftsführung der Wasserngrat 2000 AG in die Hände von Ivo Paroni. Unterstützt wird er dabei in der Anfangsphase von Verwaltungsratsmitglied Eric Werren. Steiner blickt zurück, Paroni und Werren nach vorne.
JOCELYNE PAGE
1997 stand Hans-Ruedi Steiner vor einer schwierigen Aufgabe. «Die damalige Wasserngratbahn war nicht rentabel und die Gemeinde Saanen war nicht mehr bereit, noch mehr Geld zu investieren.» Er sitzt im Betriebshaus der Wasserngratbahn und zeigt aus dem Fenster auf die Bereiche, wo die alte Infrastruktur verlief – eine Gondelbahn führte von der Bissen aus ins heutige Skigebiet, ein Bügellift stand an der Stelle der heutigen Sesselbahn. Als Präsident der Stiftung, welche die Bahnen anno dazumal betrieb, musste er mit vielen Interessenvertretern Gespräche führen – mit Landeigentümern, Gemeindevertretern, Vorstandsmitgliedern, Investoren und Mitgliedern des Eagle Clubs, dessen Klubhaus damals wie heute auf dem Wasserngrat ist. «Am Ende stand der Entscheid fest: Die alte Gondelbahn wird geschlossen, die heutige Sesselbahn wird gebaut und eine neue Aktiengesellschaft wird gegründet», erinnert sich Steiner. Es wird die Wasserngrat 2000 AG sein, die fortan das Skigebiet betreibt, an vorderster Front Hans-Ruedi Steiner. Nun übergibt er nach 25 Jahren die Geschäftsführung in die Hände von Ivo Paroni (siehe Interview) und verabschiedet sich in den Ruhestand.
Erfolgreiche Investorensuche in Rekordzeit
Steiner erlebte zu Beginn eine verrückte Zeit: Im Dezember 1998 fiel der Entscheid des Bahnbaus, bis im Frühling 1999 musste ein Investitionsvolumen von fünf Millionen Franken bereitstehen. «Im Februar hatten wir gerade mal 2,5 Millionen Franken zusammen. Die Bahn hatten wir aber schon bestellt», erinnert sich Steiner, heute mit einem Lachen im Gesicht, damals wohl eher mit Sorgenfalten. Doch plötzlich gab es eine Kehrtwende. Mehrere Eagle-Club-Mitglieder investierten, bis im April 1999 ganze 6,2 Millionen Franken bereitstanden. Und es ging weiter, Schlag auf Schlag: Im September erteilten die Behörden die Baubewilligung, im Dezember öffnete die Wasserngratbahn. Eine Schnelligkeit, die in der heutigen Zeit kaum mehr vorstellbar ist, auch aufgrund der umfangreicheren Bewilligungsverfahren.
Ein Berg für Könner und Geniesser
Mit Blick auf die vergangenen 25 Jahre wirkt Steiner zufrieden – glücklich. «Wir haben viele tolle Projekte realisiert, beispielsweise die Tiger-Run-Rennstrecke. An gewissen Tagen haben wir ganze 300 Leute, die diese Rennstrecke bewältigen.» Sein Team und er hätten es geschafft, den Wassergrat als Einzelberg gut zu positionieren. «Wir sind ein Skigebiet für Könner und Geniesser», meint Steiner. Die Pisten seien nicht immer die einfachsten, scharfe Kanten seien immer von Vorteil. Nicht nur die einheimischen Nachwuchsskifahrer:innen und Petra Vlhová (wir haben berichtet) wüssten von den guten Konditionen auf dem Berg Bescheid, mehrere Skinationen hätten bei ihm angeklopft und nachgefragt, wann sie für eine Trainingseinheit vorbeikommen könnten.
«Wer aber einfach nur geniessen will, wird bei uns ebenfalls fündig. Denn wir haben die schönste Terrasse im Saanenland», sagt er augenzwinkernd und fängt an zu lachen. Das sei ihm sowieso das Liebste: Ein paar Fahrten, um sich anschliessend mit seiner Frau Kornelia im Berghaus verwöhnen zu lassen und die Sonne zu geniessen.
Er habe stets auf das Wohlwollen aller setzen können, sei es vom einheimischen Landeigentümer oder dem Eagle-Club-Mitglied. Zudem habe der Berg auch einen wirtschaftlichen Faktor: All die Chaletgäste, die am Berg Skifahren würden, brächten eine weitere Wertschöpfung ins Saanenland. «Damals konnten wir die Bergbahn durch die Investoren vom Eagle Club finanzieren. Für einen Neubau in Zukunft werden sie uns wieder unterstützen. Wo findet man das schon?» Apropos Finanzen und Geld: Als ausgebildeter Bauer sei es zu Beginn manchmal ganz schön herausfordern gewesen, als er sich den Fragen der Investoren oder Verwaltungsräten stellen musste, die beruflich Grössen der internationalen Finanzwelt seien. «Die lesen eine Bilanz wie wir die Zeitung. Die haben den Blick für das Wichtige und weisen darauf hin, wenn irgendwo Vorsicht geboten ist.» Er sei stets respektvoll behandelt worden, dies schätze er enorm.
Zwei Geschenke zum Schluss
Nun sei es Zeit, aufzuhören. «Ich habe vieles durchlaufen, sei es in der Politik oder in Ämtern oder Vereinen. Nun schliesse ich auch dieses Kapitel ab mit einem Rucksack voll an Erfahrungen und Erlebnissen», erzählt er. Der Abschied stimme ihn auch nicht traurig, denn er mache sich selbst zwei Geschenke. «Ein Geschenk ist die Versöhnung. Selbst wenn es Momente gab, die herausfordernd waren und schwierige Situationen menschlicher Natur auftraten, ist es mir von höchster Bedeutung, dass ich im Guten gehe. Das bedeutet, sich mit der Vergangenheit, den Mitmenschen, sich selbst und dem Schöpfer zu versöhnen. Das zweite Geschenk ist die Dankbarkeit. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit, zuerst und vor allem für meine Frau Kornelia. Ihre Unterstützung war für mich von unschätzbarem Wert, und sie hörte oft geduldig zu, wenn ich mich beklagte. Zudem bin ich dankbar für all die Menschen, die uns auf unserem Weg begleitet haben, uns unterstützt, ermutigt und einfach für uns da waren.»