Institut Le Rosey: So sehen die Pläne für das Campus Village aus
22.12.2023 GstaadDas Institut Le Rosey braucht im Saanenland mehr Räumlichkeiten und mehr Platz. Nach einer langen Planungsphase und verschiedenen Projekten haben sie nun ihren Standort neben dem Gstaader Bahnhof gefunden. Die öffentliche Mitwirkung für das Campus Village ist beendet, die ...
Das Institut Le Rosey braucht im Saanenland mehr Räumlichkeiten und mehr Platz. Nach einer langen Planungsphase und verschiedenen Projekten haben sie nun ihren Standort neben dem Gstaader Bahnhof gefunden. Die öffentliche Mitwirkung für das Campus Village ist beendet, die mehrheitlich positiven Reaktionen erfreuen die Institutsinhaber Christophe und Philippe Gudin. Das Projekt befindet sich nun in der Vorprüfung beim Kanton. Ein Blick auf das Projekt
BERICHT: JOCELYNE PAGE
WAS WIRD GEBAUT?
Die internationale Schule Institut Le Rosey baut in Gstaad ein neues Campus Village. Neben einer Bibliothek, einer Turn- und Mehrzweckhalle, Kunst- und Musikzimmern und einer kleinen Cafeteria wird das Gebäude insbesondere für den Schulunterricht realisiert. Die Schulzimmer unterscheiden sich in ihrer Grösse und können flexibel auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unterrichts angepasst werden, wie die Architektin und Projektleiterin Elisabeth Wampfler erklärt. Das Campus Village sei für rund 550 Schülerinnen und Schüler konzipiert, sagt Generaldirektor Christophe Gudin.
WIESO BRAUCHT DAS INSTITUT LE ROSEY DIESEN CAMPUS?
Die internationale Schule Institut Le Rosey hat seit 1916 ihren Wintersitz in Gstaad beziehungsweise im ganzen Saanenland. Die Schlafunterkünfte der Mädchen befinden sich in Schönried in der Nähe des Bahnhofs, die der Jungen in Gstaad auf dem Ried und in den Beherbergungshäusern des Sportzentrums. In den Gebäuden in Gstaad befinden sich heute auch die Klassenzimmer. Durch die wachsenden Schülerzahlen und Anforderungen an den Schulunterricht fehlt es dem Institut an genügend und passendem Schulraum sowie zusätzlichen Unterkünften, weshalb die Inhaber – Vater Philippe und Sohn Christophe Gudin – ein neues Projekt ins Auge gefasst haben. Die Planung für einen weiteren Standort im Saanenland läuft bereits seit 2005 (siehe «Das sagt das Institut Le Rosey zum Projekt»).
WO WIRD DER NEUBAU REALISIERT?
Das Campus Village kommt neben dem Bahnhof Gstaad zu stehen – dort, wo heute die öffentlichen Parkplätze der Gemeinde Saanen sind. Einst war auf diesem Gelände der Kultur- und Konzertbau «Les Arts Gstaad» geplant.
WER SIND DIE ARCHITEKTEN DES CAMPUS VILLAGES?
Das regionale Unternehmen Jaggi Architektur und Innenarchitektur hat gemeinsam mit Snøhetta das Neubauprojekt erarbeitet. Snøhetta ist ein internationales Architekturbüro mit Hauptsitz in Oslo. «Die Zusammenarbeit mit Snøhetta ist für mich enorm lehrreich, intensiv und spannend», sagt Jaggi-Architektin Elisabeth Wampfler. Das Unternehmen sei zwar bekannt durch seine Designs und Architektur, doch verfügten diese Experten auch über ein enormes technisches Wissen, insbesondere über den Bau von öffentlichen Gebäuden. Wampfler ist die Projektleiterin und Architektin vor Ort, die ihr Wissen über die alpine Konstruktion und insbesondere über die vorherrschenden Gesetze und Bauvorschriften einbrachte. Zudem kennt sie das Institut Le Rosey und seine Ansprüche. «Es handelt sich um keine gewöhnliche Schule, denn sie hat spezifische Bedürfnisse. Dies haben die Snøhetta-Architekten berücksichtigt.» Philippe Gudin bestätigt Wampflers Beobachtung: «Die Zusammenarbeit mit Stararchitekten ist oftmals etwas anstrengend, da sie dir etwas aufzwingen wollen. Diese Architekten haben uns aber zugehört und verstanden, was wir brauchen. Das Projekt ist entsprechend auch fundiert.» Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit diesem weltweit bekannten Unternehmen? «Philippe und Christophe Gudin haben mich zu Beginn des Projektes gefragt, mit wem ich zusammenarbeiten möchte. Meine Antwort stand sofort fest: Es soll Snøhetta sein. Als Vergleich: Ein Fussballfan würde wahrscheinlich mit ‹Messi› antworten», erzählt Wampfler lachend.
WIE GROSS IST DAS INVESTITIONSVOLUMEN?
Philippe Gudin geht von einem Investitionsvolumen von rund 60 Millionen Franken aus, wie er angibt. In welcher Form die Gemeinde das Bauland an das Institut Le Rosey abgeben wird, hat der Gemeinderat noch nicht abschliessend definiert, wird dies jedoch in der Vorbereitung auf die vorgesehene Gemeindeversammlung bestimmen, wie Saaner Gemeinderätin Patricia Matti auf Anfrage angibt.
WIE SIEHT DER ZEITPLAN AUS?
Die Mitwirkungsauflage hat diesen Herbst stattgefunden. Die Mitwirkungen aus der Bevölkerung seien mehrheitlich positiv ausgefallen, Kritikpunkte seien bereits ins Projekt eingeflossen, erklärt Philippe Gudin (siehe «Das sagt das Institut Le Rosey zum Projekt»). Das Projekt befindet sich nun bei der Vorprüfung durch den Kanton Bern, dies kann rund sechs Monate dauern, wie die Architektin Elisabeth Wampfler angibt. Im Verlauf des nächsten Jahres soll das Geschäft vor die Saaner Gemeindeversammlung kommen: Die Stimmberechtigten befinden über die Überbauungsordnung und die Abgabe des Lands an Le Rosey. Nehmen die Bürger:innen die Vorlage an und ist die Baubewilligung vorhanden, startet das Institut mit dem Bau. «Unser Ziel wäre es, im Januar 2028 das Campus Village zu nutzen. Wir rechnen mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren», erklärt Christophe Gudin.
WAS GESCHIEHT MIT DEM CAMPUS, WENN DAS INSTITUT LE ROSEY NICHT IN GSTAAD WEILT?
Das Gebäude soll auch nach der Wintersaison, wenn die Schülerinnen und Schüler wieder in Rolle sind, weiter belebt werden, wie Christophe Gudin erzählt. «Zum einen kann die John-F.- Kennedy-Schule unsere Räumlichkeiten für ihren Schulbetrieb nutzen, zum anderen soll auch die Hotellerie und der Tourismus von diesem Gebäude profitieren.» Auf Anfrage bestätigt Tourismusdirektor Flurin Riedi, dass er mit den Herren Gudin in Kontakt stehe, um über die Möglichkeiten einer Nutzung in der Zwischensaison zu diskutieren. «Die Räumlichkeiten würden sich perfekt eignen, um Workshops und Seminare in unserer Region anbieten zu können», erklärt Riedi. Da neben dem Le-Rosey-Neubau auch die Concert Hall in den nächsten Jahren realisiert werden solle, stehe man auch mit dieser Stiftung in Kontakt, um die Kapazitäten der Räumlichkeiten als Ganzes zu betrachten. Dabei denke man nicht an einen überdimensionierten Kongresstourismus von mehreren Tausend Personen. Vielmehr müsse die Grösse auch im Verhältnis zur Kapazität der Unterkunftsmöglichkeiten stehen. Das regionale Potenzial liege im Bereich von Seminaren und Kongressen bei einer Grösse von 150 bis 1000 Personen, so Riedi.
«Es hat uns überwältigt, dass uns die Gemeinde dieses Areal vorgeschlagen hat»
Für das Institut Le Rosey war es ein langer Weg bis hierhin: Seit 2005 plant die internationale Schule einen Campus im Saanenland, weil es für seine Schüler:innen und Lehrpersonen mehr Platz benötigt (wir haben berichtet). «Wir haben insgesamt fünf Projekte geplant, keines davon konnten wir realisieren», erzählt Christophe Gudin, Direktor der Schule und Co-Inhaber mit seinem Vater Philippe Gudin, im Gespräch. In der Zwischenzeit meldete sich auch die Walliser Berggemeinde Crans Montana mit einem Angebot, welches sich die Inhaber überlegten. «Zuletzt haben wir uns auch die Grundsatzfrage gestellt: Muss der Wintercampus in den Bergen sein oder wollen wir neue Wege gehen, beispielsweise ans Meer?», sagt Christophe Gudin.
Als das Projekt «Les Arts» neben dem Gstaader Bahnhof nicht zustande kam, hat sich der Saaner Gemeinderat bei ihnen gemeldet. «Es kam überraschend und zeitgleich hat es uns überwältigt, dass uns die Gemeinde dieses Areal vorgeschlagen hat, denn es befindet sich mitten in Gstaad», erinnert sich Philippe Gudin. Zudem sei die Nähe zum Ried, wo ein Grossteil der Le-Rosey-Gebäude stehen, ein besonderer Vorteil.
Das Dorf Gstaad ist der Campus
Durch den neuen Standort haben Christophe und Philippe Gudin ihre Idee eines reinen Campus nochmals überdacht und neu definiert. «Wir haben uns gesagt: Gstaad, das komplette Dorf, ist nun unser Campus. Alles ist in der Nähe wie die Bergbahnen fürs Skifahren, das Eisbahnareal für Freizeitaktivitäten oder die Restaurants für das Frühstück oder die Pause», erklärt Christophe Gudin und fügt lachend an: «Am Ende ist und bleibt es eine Liebesgeschichte zwischen Gstaad und dem Institut Le Rosey.» Sein Vater pflichtet ihm bei – eine Alternative zu Gstaad hätten sie nur ungern ins Auge gefasst. «Die Schule hat sich damals 1916 für den Wintercampus in Gstaad entschieden, weil die Verantwortlichen einerseits aus dem winterlichen Nebel von Rolle im Waadtland entfliehen und zum anderen mit den Schüler:innen in die Natur, nach draussen wollten.»
Mitwirkungsauflage: wenige Kritikpunkte
Im Herbst lief die öffentliche Mitwirkungsauflage, bei der die Bevölkerung die Möglichkeit erhielt, ihre Meinung zum Campus Village und dem dazugehörigen Plan zu äussern. Christophe und Philippe Gudin zeigen sich erfreut: Die Reaktionen seien mehrheitlich positiv gewesen, die einzelnen Kritikpunkte hätten sie beantworten können oder seien bereits ins Projekt eingeflossen.
Eine Mitwirkung hat sich beispielsweise auf die Höhe des Gebäudes bezogen: Die Sorge kam auf, dass der Campusbau überdimensional daherkommen könnte. Eine weitere Rückmeldung war die Sorge um die Zunahme des Verkehrs. «Dem wird nicht so sein. Zum einen kommen die Schülerinnen und Schüler alle zu Fuss oder reisen mit dem Zug an, so auch der Grossteil der Lehrpersonen. Diejenigen, die trotzdem das Auto brauchen, parkieren bei den Parkplätzen auf dem Ried», erklärt Philippe Gudin. Und ein dritter angesprochener Punkt, der jedoch in die Kompetenz und Verantwortung der Gemeinde Saanen fällt, ist der öffentliche Gratisparkplatz (siehe «Das sagt die Gemeinde Saanen zum Projekt»).
Offenes Design für offenen Zugang
Bei der Bauart und der Architektur konzentrierten sich das internationale Architekturbüro SnØhetta und die lokalen Experten von Jaggi Architektur und Innenarchitektur auf eine reine Holzkonstruktion mit einer betonierten Basis. Erneuerbare Energien wie eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe sollen das Gebäude mit Strom beliefern und heizen. Grosse Fenster sollen Wärme und Licht ins Gebäude bringen, erklärt Jaggi-Architektin und Projektleiterin Elisabeth Wampfler. Es seien auch keine Zäune oder Mauern geplant. «Le Rosey ist keine Schule, die sich vor der Öffentlichkeit verstecken oder abkapseln will. Sie will offen sein und entsprechend soll man auch durch die grossen Fenster sehen können, dass ein Schulbetrieb stattfindet.»
Das Institut Le Rosey plant zu gegebener Zeit eine öffentliche Informationsveranstaltung über das Neubauprojekt zu veranstalten. Zeit und Ort werden sobald als möglich bekannt gegeben.
«Die Eingaben waren allesamt positiv formuliert. Es waren gute Anregungen dabei»
Die bisherige Zusammenarbeit mit dem Institut Le Rosey sei intensiv, aber sehr produktiv und positiv gewesen, erzählt Patricia Matti, Saaner Gemeinderätin und Vorsteherin der Bau- und Planungskommission. Für die Gemeinde Saanen sei es von grosser Bedeutung, dass sich das Institut dazu entschieden habe, in der Region auch zukünftig zu bleiben. «Die Geschichte zwischen dem Le Rosey und unserer Gemeinde ist lang und daraus sind viele Traditionen entstanden. Mehrere Branchen profitieren durch die Anwesenheit der Schule, beispielsweise die Hotellerie und die Gastronomie», sagt Matti. Sie müsse aber auch ihre Gemeinde loben, denn es gebe nicht viele Gemeinden wie Saanen, die einer Schule so viele Möglichkeiten biete.
Mitwirkungen in Bezug auf die Bauzeit
Es seien insgesamt acht Rückmeldungen bei der öffentlichen Mitwirkung eingegangen, gibt Matti an. Der Grossteil habe sich auf die Bauzeit bezogen, beispielsweise Fragen nach der Verkehrsregelung, Lärmemissionen und die Nachfrage nach der Bauzeit, die einer Person als zu knapp berechnet erschien – dies neben den anderen Mitwirkungseingaben, welche Christophe und Philippe Gudin angesprochen hätten (siehe «Das sagt das Institut le Rosey zum Projekt»). Es habe somit keine bösen Überraschungen gegeben, meint die Gemeinderätin. «Die Eingaben waren allesamt positiv formuliert. Es waren gute Anregungen dabei», so Matti.
Im September soll voraussichtlich abgestimmt werden
Zu welchen Konditionen der Gemeinderat das Land an das Institut Le Rosey abgeben möchte, wird noch definiert, wie Matti erklärt. Ziel sei es, mit dem Geschäft kommenden September 2024 vor die Gemeindeversammlung zu treten. Dies sei auch noch abhängig von allfälligen Einsprachen.
Die Frage um die Parkplätze
Auf dem Land, wo der Neubau realisiert wird, befinden sich heute Gratisparkplätze der Gemeinde. Einen Einszu-Eins-Ersatz werde es nicht geben, sagt Patricia Matti. «Trotzdem versuchen wir, neue Parkplätze an anderen Standorten zu schaffen, beispielsweise durch die Erweiterung des Untergstaad-Parkings. Auch beim Concert-Hall-Projekt sind zusätzliche Parkplätze angedacht.» Allerdings seien all diese Plätze kostenpflichtig. Des Weiteren sei der Gemeinderat in der Überarbeitung des Verkehrskonzepts Gstaad. Allfällige Massnahmen könnten zu weiteren Verkehrsberuhigungen führen, die wiederum den Bedarf an Parkplätzen verkleinern könnte, erklärt Matti.