«Die aussergewöhnliche Qualität der Spieler trug wesentlich zu den hervorragenden Vorverkaufszahlen bei»
23.07.2024 InterviewDas EFG Swiss Open Gstaad ist für die Grand Chelem Event SA ein bedeutendes Turnier mit langjähriger Tradition. Julien Finkbeiner, CEO der Grand Chelem Event SA, betont im Interview den guten Ruf des Turniers innerhalb der ATP-Tour, der unter anderem zur Teilnahme von ...
Das EFG Swiss Open Gstaad ist für die Grand Chelem Event SA ein bedeutendes Turnier mit langjähriger Tradition. Julien Finkbeiner, CEO der Grand Chelem Event SA, betont im Interview den guten Ruf des Turniers innerhalb der ATP-Tour, der unter anderem zur Teilnahme von Top-Spielern wie Stefanos Tsitsipas und Matteo Berrettini führt. Und er erinnert sich an eine Anekdote mit Roger Federer, die übel hätte ausgehen können.
JENNY STERCHI/JOCELYNE PAGE
Julien Finkbeiner, welche Bedeutung hat das Gstaader Turnier Ihrer Ansicht nach im Portfolio der Grand Chelem Event SA?
Das Turnier ist die älteste Veranstaltung, die wir in unserem Katalog verwalten. Wir haben eine besondere Beziehung zur Veranstaltung, da es fast 20 Jahre her ist, seit wir dieses wunderbare Abenteuer begonnen und unglaubliche Emotionen im Saanenland erlebt haben.
Wie kommen Sie an so famose Spieler wie Stefanos Tsitsipas oder Matteo Berrettini?
Seit seiner Gründung im Jahr 1915 hat das «Wimbledon der Alpen» immer die besten Spieler der Welt angezogen. Das Turnier hat also einen sehr guten Ruf innerhalb der ATP-Tour. Wenn wir also die Spieler kontaktieren, bemerken wir bei denjenigen, die noch nie in Gstaad waren, eine hohe Motivation, unser Turnier kennenzulernen.
Verbringen Sie länger Zeit in Gstaad als die Turnierwoche dauert?
Die Vorbereitungen für das Turnier dauern zwölf Monate. Ich komme also mehrmals im Jahr nach Gstaad, um unsere Partner zu treffen und um an Sitzungen mit unseren Mitarbeitenden in Gstaad teilzunehmen. Und wenn es Zeit für das Turnier ist, reise ich in der Regel zwei bis drei Tage vor Beginn der Qualifikation an.
Wie gestaltet sich die Suche nach Sponsoren?
Wir haben ein Team von drei Vertriebsmitarbeitenden, die das ganze Jahr über potenzielle Kunden kontaktieren, um ihnen eine Partnerschaft anzubieten. Wir nutzen auch die Turnierwoche, um potenzielle Sponsoren einzuladen, um sie von der Unterstützung der Veranstaltung zu überzeugen.
Wie hoch schätzen Sie das Nachhaltigkeitsniveau beim Gstaader Turnier ein?
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für uns. Wann immer es uns möglich ist, integrieren wir Neuerungen, um uns in diesem Bereich zu verbessern. Wir haben vor Kurzem damit begonnen, wiederverwertbares Glas zu verwenden und in diesem Jahr sind alle offiziellen Turnierfahrzeuge Hybridmodelle. Alle Fahrten im Saanenland werden also mit einem Elektroantrieb durchgeführt.
Sind die Olympischen Sommerspiele eher eine Chance oder eine Herausforderung für das hiesige Turnier gewesen?
Die Spiele waren eine gute Gelegenheit, denn viele Spieler wollten Gstaad in ihrer Vorbereitung für die Olympiade nutzen.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten hat das Turnier in Zukunft?
Das Turnier ist bereits eines der besten Turniere seiner Kategorie (ATP 250) auf der Tour. Unser Ziel ist es, den Spielern und ihrem Umfeld einen Fünf-Sterne-Empfang zu bieten, der dem Image der Region entspricht. Zusammen mit der Gemeinde Saanen und der Swiss Open Gstaad AG arbeiten wir an der Sanierung des gesamten Eisbahnareals und mit diesen Arbeiten werden wir über aussergewöhnliche Strukturen verfügen, die es uns ermöglichen, die nächsten Jahre gelassen anzugehen.
Die Zuschauerränge waren in diesem Jahr bereits ab Dienstag sehr gut besetzt, verglichen mit den Ausgaben der Jahre zuvor. Woran könnte das Ihrer Ansicht nach liegen?
Die aussergewöhnliche Qualität der Spieler des Turniers 2024 trug wesentlich zu den hervorragenden Vorverkaufszahlen in diesem Jahr bei. Aber auch die Erfolge der Turniere 2022 und 2023 bestätigten die Attraktivität des Turniers für die breite Öffentlichkeit. Die Zuschauerzahlen haben sich zwischen 2019 und 2024 verdoppelt, was beweist, dass das Turnier gut läuft.
Der Zeitplan für die Matches ist ziemlich dicht, mit mehreren Drei-Satz-Games an einem Tag sind Verspätungen nicht zu vermeiden. Gibt es auch Vorteile dieses Zeitplans?
Das Turnier in Gstaad ist einzigartig, weil es im Herzen des Dorfes stattfindet, was seinen Erfolg und seinen Ruf begründet. Die Tatsache, dass nur auf zwei Plätzen gespielt wird, stellt jedoch eine Herausforderung für den Zeitplan dar. Aus diesem Grund haben wir normalerweise vier Spiele pro Platz pro Tag. Auf der anderen Seite können wir den anreisenden Zuschauenden eine Vielzahl von Spielen anbieten.
Welche Anekdote ist Ihnen lebhaft in Erinnerung geblieben, die Sie am Tennisturnier in Gstaad erlebt haben?
Als Roger Federer 2013 anwesend war, brach in Gstaad der Wahnsinn aus. Zehn Jahre nachdem er seine erste Kuh bekommen hatte, beschlossen wir, ihm eine zweite zu schenken. Also organisierten wir am Sonntag vor dem Turnier eine Zeremonie. Alles drehte sich um «Swissness»: Wir hatten Fahnenschwinger, Treichler und Alphornbläser organisiert. Die Zeremonie war wunderschön und Roger sehr glücklich. Am Ende der Veranstaltung, als wir den Platz verlassen wollten, fingen die Treichler wieder an zu spielen. Die Kuh geriet in Panik und rannte auf Roger zu! Zum Glück konnte der Bauer, der die Kuh gebracht hatte, auf sie springen und ihre Hörner packen, so dass es nicht zu einem Zusammenstoss mit dem GOAT («Greatest of all time») kam. Wir konnten also die negativen Schlagzeilen vermeiden und glücklicherweise gingen nur die schönen Fotos von Roger mit seiner Kuh um die Welt.