«Weltpremiere» auf Schienen: MOB wird mit dem Innovationspreis Berner Oberland ausgezeichnet
14.01.2025 WirtschaftDie Innovationspreise Berner Oberland 2024 gingen dieses Jahr an die Projekte «GoldenPass Express», «CUBE Lenk» und «Innovatives Lohnmodell nach New Pay Ansätzen» der Firma Nexplore AG. Die Preise sind mit je 3000 Franken dotiert.
SONJA ...
Die Innovationspreise Berner Oberland 2024 gingen dieses Jahr an die Projekte «GoldenPass Express», «CUBE Lenk» und «Innovatives Lohnmodell nach New Pay Ansätzen» der Firma Nexplore AG. Die Preise sind mit je 3000 Franken dotiert.
SONJA WOLF
Eine umsteigefreie Verbindung zwischen zwei touristischen Anziehungspunkten, das kleinste Museum im Schweizer Alpenraum und ein innovatives Lohnmodell: Drei Projekte wurden am traditionellen Neujahrsapéro der Volkswirtschaft Berner Oberland mit dem Innovationspreis Berner Oberland ausgezeichnet. Eine siebenköpfige Jury wählte die siegreichen Projekte aus insgesamt 16 Einreichungen aus allen Regionen des Berner Oberlandes und aus unterschiedlichsten Branchen aus, wie die Volkswirtschaft Berner Oberland in einer Medienmitteilung schreibt.
«Jahrhundertwerk» MOB
Von einer «Weltpremiere» und einem «Jahrhundertwerk» sprach Jurymitglied Vera Brawand aus Grindelwald in ihrer Laudatio für das erste ausgezeichnete Projekt: Die umsteigefreie Golden-Pass-Express-Linie verbindet die beiden viel frequentierten Knotenpunkte Interlaken und Montreux und sei damit ein touristisches Leuchtturmprojekt der Montreux-Berner Oberland-Bahn MOB AG. Zahlreiche Herausforderungen habe es zu meistern gegeben, bevor die heutige umsteigefreie Linie realisiert werden konnte. «Zum ersten Mal kam die Idee einer dritten Schiene – sprich ohne Umsteigen von Montreux nach Interlaken – im Jahr 1928 auf», so Brawand. Am 11. Dezember 2022 war es schliesslich so weit und «der Traum wurde Realität», so Brawand.
Wissen auf kleinstem Raum
Als «Superlativ» beschreibt die Medienmitteilung auch die nächste Innovation: Das kleinste Museum im Alpenraum wurde am 1. August 2024 eröffnet und zeigt im Glaswürfel CUBE an der Lenk die Geschichte der Steinzeitmenschen im Alpenraum anhand der Funde vom Schnidejoch. Laudator und Jury-Mitglied Michi Gehret aus Feutersoey lobte die Kreativität und das Engagement der Beteiligten: «Der CUBE ist ein Ort, der keine festen Öffnungszeiten benötigt, keinen Eintritt verlangt und kein Personal braucht, um die Besucher willkommen zu heissen. Ein Ort, der einfach da ist, um entdeckt zu werden.»
Selbstbestimmt beim Lohn
Dass sich die Thuner Firma Nexplore von einer klassischen, hierarchischen zu einer selbstorganisierten holokratischen Organisation transformiert hat, verdiene allein noch keinen Innovationspreis, schreibt die Volkswirtschaft Berner Oberland. Was die Jury jedoch beeindruckt und überzeugt habe, sei das Lohnmodell nach New-Pay-Ansätzen, welches Nexplore eingeführt hat. Die Mitarbeitenden bestimmen unter anderem gemeinsam ihren Lohn. «Mit diesem Modell verfügt das Unternehmen über überragende Vorteile», lässt sich Jurymitglied René E. Häsler zitieren. So werde nicht nur dem Fachkräftemangel entgegengewirkt und die Fluktuation gering gehalten, sondern es komme auch weniger zu Nachfolgeproblemen, Entscheidungen würden gemeinsam und breit abgestützt gefällt und es gebe keine Lohnexzesse.
Laut Veranstalter wohnten rund 175 Personen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft der Preisverleihung im Hotel Seepark in Thun bei und tauschten sich beim anschliessenden Apéro noch angeregt aus.
«Es berührt uns sehr, dass unser Pioniergeist anerkannt wird»
Wir befragten Alain Jeanmonod, Direktionsmitglied und Generalsekretär der MOB, was der Montreux-Berner Oberland-Bahn MOB AG dieser Erfolg bedeutet.
JOCELYNE PAGE/SONJA WOLF
Alain Jeanmonod, die MOB hat für die umsteigefreie GoldenPass-Express-Linie den Innovationspreis der Volkswirtschaft Berner Oberland gewonnen. Was bedeutet Ihnen dies?
Wir sind voller Stolz. Es ist ein starkes Zeichen der Anerkennung für unseren Pioniergeist. Diese Anerkennung berührt uns sehr.
Welche Chancen hat Ihre Innovation Ihrem Unternehmen eröffnet?
Eine aussergewöhnliche Werbewirkung auf der ganzen Welt mit unmittelbaren Auswirkungen: fast einer Million zusätzlicher Passagiere.
Und was sind die aktuell grössten Herausforderungen, denen Sie begegnen?
Unsere Kunden immer besser zufriedenzustellen.
Haben Sie Pläne, den Erfolg des Goldenpass-Express für weitere innovative Projekte oder Ausbauten zu nutzen?
Die MOB war schon immer ein innovatives Unternehmen: Wir waren die erste vollelektrische Eisenbahngesellschaft, ab 1905 etablierten wir eine erste Klasse, wir hatten den ersten Panoramawagen und nun die Weltneuheit mit dem Spurweiten-System. Wir setzen damit also eine bewährte Tradition fort, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Anfänglich hatte das neue System der Umspuranlage Schwierigkeiten. Konnten Sie diese in den Griff bekommen?
Dieses System ist eine Weltneuheit und es ist normal, dass anfangs einige Kinderkrankheiten auftreten. Nun ist das System aber sehr zuverlässig und wir sind sehr zufrieden damit.
Das Interview wurde schriftlich geführt.