Spitex-Neuordnung im Kanton: Regionale Organisationen ziehen an einem Strang
23.05.2025 GesundheitswesenDer Kanton Bern will die Spitex neu organisieren: Ab 2026 ersetzen 17 grössere Versorgungsregionen die bisherigen 47 Perimeter. Anfang Jahr startete die öffentliche Ausschreibung. Die Spitex Saane-Simme hat sich gemeinsam mit der Spitex Simme als Bietergemeinschaft beworben. Wir ...
Der Kanton Bern will die Spitex neu organisieren: Ab 2026 ersetzen 17 grössere Versorgungsregionen die bisherigen 47 Perimeter. Anfang Jahr startete die öffentliche Ausschreibung. Die Spitex Saane-Simme hat sich gemeinsam mit der Spitex Simme als Bietergemeinschaft beworben. Wir haben nachgefragt.
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Im Kanton Bern steht die ambulante Pflege vor einem grundlegenden Wandel. Ab 2026 werden die bisherigen 47 Spitex-Perimeter durch 17 grössere Versorgungsregionen ersetzt. «Die 47 Regionen sind historisch gewachsen und zu kleinräumig», erklärt Gundekar J. Giebel, Leiter Kommunikation der kantonalen Gesundheits-, Sozialund Integrationsdirektion (GSI), auf Anfrage. Die Grösse der Gebiete variiere stark, von 2500 bis 139’000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Deshalb habe der Kanton Bern 2023 ein Projekt zur Neuorganisation lanciert. In diesem Rahmen beauftragte er das Obsan – eine unabhängige Einrichtung, die im Auftrag von Bund und Kantonen Analysen zum Schweizer Gesundheitssystem erstellt –, grössere Planungsregionen auszuarbeiten. Grundlage dafür ist das sogenannte 4+-Regionen-Modell, ein zentrales Instrument für die Gesundheitsversorgung im Kanton Bern. Es unterteilt den Kanton in vier übergeordnete Regionen: Bern-Mittelland, Berner Oberland, Biel/Bienne–Seeland–Berner Jura sowie Emmental– Oberaargau.
Keine Budgetkürzungen zur Folge
Die Analyse des Obsan führte zu einem klaren Ergebnis: In enger Abstimmung mit den Spitex-Organisationen und ihren Verbänden werden ab 2026 neu 17 Spitex-Regionen geschaffen, jede davon mit mindestens 20’000 Einwohnerinnen und Einwohnern, wie Giebel erklärt. Zieht diese Umstrukturierung auch eine Kürzung der Mittel nach sich? Giebel verneint. «Die Neuorganisation hat keine Budgetkürzung zur Folge.»
Spitex-Organisationen müssen sich neu bewerben
Durch die neue Einteilung und den Wegfall der bisherigen kleinen Versorgungsgebiete mussten sich alle Spitex-Organisationen im Rahmen einer Ausschreibung neu beim Kanton bewerben. Das Verfahren laufe noch, weshalb derzeit keine weiteren Angaben gemacht werden könnten, erklärt GSI-Sprecher Gundekar Giebel.
Auch die Spitex Saane-Simme hat sich beworben. Da ihr Versorgungsgebiet neu mit jenem der Spitex Simme (Gemeinden Oberwil, Därstetten, Erlebach und Diemtigen) zusammengelegt wird, haben sich die beiden Organisationen zu einer Bietergemeinschaft zusammengeschlossen. Gemeinsam haben sie ihr Dossier beim Kanton eingereicht, wie Ariane Beetschen, Betriebsleiterin der Spitex Saane-Simme, auf Anfrage mitteilt.
Umfangreiches Dossier erarbeitet
Die Ausschreibung erfolgt gemäss den Vorgaben für öffentliche Aufträge, da es um Leistungsverträge mit einem hohen Volumen an öffentlichen Geldern geht. Deshalb dürfen sich nicht nur Organisationen mit vorbestehendem Leistungsvertrag, sondern auch neue private Anbieter bewerben.
Die Erarbeitung des gemeinsamen Dossiers habe zwischen den zwei Spitex-Organisationen einwandfrei geklappt, erzählt Beetschen. Die Erarbeitung selbst sei jedoch anspruchsvoll gewesen: «Wir mussten umfangreiche Unterlagen einreichen, von Strategien gegen den Fachkräftemangel bis zur konkreten Leistungsplanung.» Die Anforderungen seien hoch, aber erfüllbar. Dennoch bleibe eine gewisse Unsicherheit: «Wir haben das Dossier abgegeben, jetzt heisst es abwarten.»
Beetschen sieht in der Zusammenarbeit mit der Spitex Simme viele Chancen. Das gegenseitige Verständnis sei bereits heute gut, man kenne sich, verfolge ähnliche Werte und Ansätze und könne Synergien nutzen – sowohl auf Ebene der Betriebsleitungen als auch in den Vorständen. Trotz gemeinsamer Bewerbung sollen beide Organisationen eigenständig bleiben. «Diese Bietergemeinschaft heisst nicht, dass wir künftig unsere Mitarbeitenden quer durch die ganze Region schicken», betont Beetschen.
Ziel: Qualität hochhalten
Die Leistungsverträge gelten für die Jahre 2026 bis 2029. Bewerbende Organisationen erhalten neben der gesetzlichen Restkostenfinanzierung auch eine zusätzliche Abgeltung für die Versorgungssicherheit. Der Zuschlag werde voraussichtlich im Juni 2025 bekannt gegeben, so Giebel.
Für die Bietergemeinschaft aus dem Simmental und Saanenland heisst es abwarten. Trotz aller offenen Fragen verfolgt Ariane Beetschen das Ziel, auch in Zukunft die Pflege in ihrer Region zuverlässig sicherzustellen. «Für die Menschen hier soll sich möglichst wenig ändern», sagt sie. «Die Pflege soll so gut bleiben, wie sie heute ist.»